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Von Orcas und Strömungen

Sarah • 10. Januar 2022
Um halb sechs Uhr morgens am 08.08.21 machen wir in Cartagena die Leinen los. Nur um sie zehn Minuten später an der Tankstelle wieder festzumachen. Wir füllen nochmal den Dieseltank und alle Kanister. Der Manövrierraum ist etwas enger als gedacht, da ein Fischer wohl dachte, er störe hier nachts niemanden, wenn er an der Tankstelle festmacht. Um halb sieben verlassen wir das geschützte Hafenbecken von Cartagena. Direkt in der Einfahrt passieren wir noch einen kleineren Tanker, dessen Beleuchtung es auch bei uns taghell erscheinen lässt. 

Kurs Straße von Gibraltar. Die Idee ist, zwischen zwei Starkwindfeldern mit leichtem Wind bis zum berühmten Felsen zu kommen, so dass wir idealerweise am übernächsten Morgen die richtige Strömung erwischen, um durch die Meeresenge durchzugehen. Unser Wettercoach hatte uns ja kurzfristig auf die Reise geschickt- non stop bis Gran Canaria. Der Wind lässt uns leider ziemlich im Stich, und so motoren wir dahin, mit der Genua als Verstärkung. Guido bastelt uns eine Meerwassserdusche mit einer kleinen Pumpe, die uns etwas Erfrischung in der Hitze verschafft. 

Wir beginnen uns etwas genauer mit dem Thema Orcas zu befassen. Immer wieder haben wir im letzten Jahr Berichte von Angriffen auf kleinere Segelboote gehört. Bis dato weiß man nicht warum sich die Tiere plötzlich so verhalten. Im Jahr davor kamen diese Attacken vor allem an der Nordküste Spaniens vor, und in der Biskaya. Dieses Jahr scheint es sich aber zu verlagern, und zwar in ein Gebiet, das wir fast zwangsläufig zumindest touchieren werden. Nachdem es wohl zwischen März und Juli zu 53 Angriffen auf Segelboote unter 15 Metern kam (siehe Screenshot der Transocean-Seite) , mit in Folge 22 manövrierunfähigen Schiffen, hat die spanische Regierung das Gebiet zwischen Kap Trafalgar und Barbate zum Sperrgebiet erklärt. Die Zahl mag sich gering anhören. Aber wenn man überlegt, wieviele Segelboote unter 15 Metern in 4 Monaten wohl zwischen Atlantik und Mittelmeer verkehren, dann wird recht schnell klar, dass wir bei den Angriffen hier nicht von einer Chance von 1:1000 sprechen. Das Sperrgebiet befindet sich vom Mittelmeer aus gesehen am Ende der Straße von Gibraltar, auf der spanischen Festlandseite. Dem Gebiet können wir zwar gerade eben so ausweichen. Es stellt sich aber die Frage ob die Orcas auch wissen wo genau das Sperrgebiet endet…. Ein Angriff der tonnenschweren Orcas zieht oft gravierende Ruderschäden nach sich. Wer mag googelt das Thema mal- es finden sich auch einige Videos dieser Vorfälle im Netz. Wir hätten nach so einer Begegnung dann noch 700 Meilen auf die Kanaren vor uns...

Guido telefoniert mit einer spanischen Orcarettungs-Organisation, um genauere Informationen zu bekommen. 

Wir lernen, wie man sich im Falle einer Orca-Begegnung verhalten sollte – Motor aus, Steuer loslassen, sich nicht über die Reling beugen, ruhig verhalten. Die Idee dahinter scheint, das Aggressionspotential rauszunehmen und sich möglichst uninteressant zu machen. In manchen Fällen rammen die Orcas die Boote am Ruder von der Seite, mal beißen sie ins Ruder. Beides eher ungut. Unsere zweite Frage an die Organisation ist wo wir am besten die Straße von Gibraltar durchqueren, um eine Begegnung so unwahrscheinlich wie möglich zu machen. Darauf erhalten wir die Information, die gesamte Straße von Gibraltar wäre für kleinere Segelboote bis auf weiteres gesperrt. Vielleicht liegt es an der sprachlichen Verständigung, aber auf jeden Fall ist das Unsinn. Somit für uns nur mittelmäßig hilfreich. Wir recherchieren weiter im Internet. Es bleibt uns letztlich aber keine andere Wahl als in der Nähe des Sperrgebiets vorbeizufahren. Auf der südlichen Seite der Meerenge liegen Ceuta und Tanger, dorthin auszuweichen kommt für uns aus verschiedenen Gründen nicht in Frage. Mittig ist ein großes Verkehrstrennungsgebiet, wo der gesamte Großschiffahrtsverkehr, der aus dem Atlantik ins Mittelmeer, und zurück möchte, fährt. Da wollen und dürfen wir nicht fahren. Bleibt uns nur die nördliche Seite ab Gibraltar die spanische Küste entlang, um dann nach dem Verkehrstrennungsgebiet quasi links abzubiegen Richtung Kanaren. Somit können wir eigentlich nicht viel tun, außer uns die Daumen zu drücken. 

Aber noch sind wir entlang der spanischen Küste unterwegs und passieren so illustre Orte wie Malaga und Marbella.

Die erste Nacht bringt viele Delphine, die uns begleiten. Mir bringt die Nacht noch ein peinliches Erlebnis. Ich sehe eine Fähre, die sich recht fix auf uns zu bewegt. Laut Berechnung unseres Plotters würde sie in unter einer halben Meile Abstand, mit 25 Knoten an uns vorbeisausen. Das ist mir zu nah. Also funke ich sie an. Auf Nachfrage ob er uns sehen kann, verneint der Spanier am Funkgerät der Fähre. Schlecht, zumal bei seiner Geschwindigkeit. Das bedeutet wir senden kein AIS Signal. Damit hatte ich nicht gerechnet. Daraufhin fragt er nach unserer Position. Die steht auf dem Handfunkgerät, allerdings so klein, dass ich es nachts hier nicht lesen kann. Des Weiteren sagt unser Plotter mir diese natürlich auch an – nur komme ich mit der Handfunke nicht bis dahin, Kabel zu kurz. Ich renne also dreimal hin und her, bis ich alle Ziffern der Position zusammen habe. Nur ums zu hören – „Please repeat“….  Also nochmal hin und her gerannt. Ich schäme mich in Grund und Boden, aber hilft ja nicht. Toller Schiffsführer, der nicht mal seine Position ordentlich durchgeben kann… Es hilft aber auch generell nichts, denn er quittiert nur den Empfang und meldet sich nicht mehr. Und überholt uns dann recht nah, ohne den Kurs auch nur ein bißchen angepasst zu haben. Vielen Dank. Vielleicht hat er sich auch einen Scherz mit mir erlaubt, denn ich kann nach wie vor über AIS sowohl ihn als auch alle anderen Schiffe gut sehen. 

Wir sausen dahin, mit fast 8 Knoten und machen gut Strecke. So könnten wir abends vor Schließung der Tankstelle in Gibraltar die Tanks noch voll machen, ein paar Stunden schlafen und am Morgen darauf das Strömungsfenster um 08:30 erwischen. 

Es bleibt hier sehr lange dunkel, und die Luft ist sehr feucht. Dadurch fühlt es sich kalt an. Um sechs Uhr früh kann man immer noch die Hand nicht vor Augen sehen. Ab halb sieben beginnt es zu dämmern, allerdings bringt das Tageslicht auch gleich etwas Nebel mit sich. 

Und eine Änderung der Reisegeschwindigkeit. Wir fahren plötzlich nur noch mit 2,7 Knoten über Grund. Das sind 5 km/h. Wir kämpfen gegen eine starke Strömung an. Obwohl wir noch ein gutes Stück von der Meeresenge entfernt sind. Darüber hatte bis jetzt keiner was geschrieben in der ganzen Literatur, die wir zur Vorbereitung gelesen haben. Kleiner Tipp liebe Autoren, das wäre sinnvoll. Denn aus dem Mittelmeer kommend macht man sich sonst nicht allzu viele Gedanken über Strömungen. Unsere Bootsgeschwindigkeit ist bei 7 Knoten, das heißt wir haben 4,3 Knoten gegen uns. Um 8 Uhr abends macht das eine Diskrepanz von 30 Meilen aus! Statt in Gibraltar zu tanken, haben wir noch ein paar Stunden vor uns. 

Noch im Hellen ist unser AIS Signal plötzlich weg- also schaltet Guido kurz den gesamten Sender aus, und 10 Minuten später wieder an. Diese Minuten reichen, um uns verdächtig zu machen. Ein Boot das sich scheinbar unsichtbar machen will. Aus dem Nichts, mitten auf dem Wasser, taucht ein Speedboot des spanischen Zolls auf, hält auf uns zu, identifiziert uns anscheinend als harmlos, und dreht wieder ab. Offensichtlich wird der Seeraum hier sehr sehr genau überwacht. Ja auch beruhigend. 

Um elf Uhr abends passieren wir den Felsen von Gibraltar. Der Blick auf den Tiefenmesser schreckt uns auf – 4 Meter? Das kann nicht sein, hier fahren ganz große Schiffe durch. Es ist stockdunkel und leicht neblig. Und wenn der Plotter, das GPS Signal nicht stimmt? Die Küste ist nur schemenhaft zu erkennen und mit bloßem Auge sind nachts Entfernungen schwierig zu ermessen. Aber dennoch glauben wir weit genug weg zu sein. Das Handy verortet uns an der gleichen Stelle wie der Plotter- es kann also gar nicht sein. Neben uns prustet es, wir sehen aber nach wie vor nichts. Der Tiefenmesser schwankt zwischen 3 und 8 Metern und immer wieder prustende Geräusche um uns rum. Wir versuchen verschiedenes, Motor aus, scharfe Richtungswechsel, und nach ca einer halben Stunde ist der Spuk vorbei. Wir wurden nicht touchiert, und wir wissen nicht ob es Wale, Orcas oder einfach Delphine waren. Aber wir sind nassgeschwitzt und mit Adrenalin bis über die Hutschnur voll. Direkt neben den Felsen und mit den ganzen Tankern um uns herum wäre ein kaputtes Ruder kein Spaß. Zumal wir jetzt wieder über 8 Knoten Fahrt machen, das heißt die Strömung schiebt uns mit über einem Knoten vorwärts. Wenn man nicht steuern kann, ist eben selbst das zu schnell. Im Dunkeln nähern wir uns Gibraltar. 

Mal wieder im Dunkeln. Es sind hunderte von Tankern, die vor Gibraltar liegen. Die meisten ankern nicht, sondern lassen sich treiben, und geben manchmal unvermittelt etwas Schub . Dazwischen fahren kleinere Schlepper, mittelgroße Fischerboote und auch ganz kleine Schnellboote, teils unbeleuchtet herum. Mit dem bloßen Auge ist eine Navigation hier unmöglich – überall sind rote, grüne und weiße Lichter, unmöglich zu sagen wo die Küstenlinie verläuft und wo die Einfahrt der Marina ist. Also steuert Guido nach Plotter im Slalom zwischen den Booten durch, und ich versuche Hindernisse, die weder auf AIS noch Radar zu sehen sind, zu erspähen. Um halb eins erreichen wir die Einfahrt der Marina von La Linea, die spanische Stadt an der Grenze zu Gibraltar. Wir wollen nur noch schlafen, alles andere ist uns grad egal. Also werfen wir den Anker vor der Marina, und schlafen komatös bis 7 Uhr früh. 

  • Morgens fahren wir als erstes zurück nach Gibraltar und tanken. Wir haben viel Diesel verbraucht im Kampf mit der Strömung. Nachdem wir auf der Fahrt das Wetter nochmal gecheckt haben, stellen wir fest, dass sich das Fenster schon wieder verändert hat. Würden wir direkt weiterfahren, müssten wir die letzten zwei Tage mit Starkwind vor den Kanaren rechnen. Also erstmal in die Marina, richtig ausschlafen, und dann legen wir uns die Karten. 

    Wir bekommen einen guten, sicheren Platz, mit Blick auf den berühmten Felsen von Gibraltar, der sich aber noch etwas bedeckt gibt. 

    von Sarah 10 Jan., 2022
    Um halb sechs Uhr morgens am 08.08.21 machen wir in Cartagena die Leinen los. Nur um sie zehn Minuten später an der Tankstelle wieder festzumachen. Wir füllen nochmal den Dieseltank und alle Kanister. Der Manövrierraum ist etwas enger als gedacht, da ein Fischer wohl dachte, er störe hier nachts niemanden, wenn er an der Tankstelle festmacht. Um halb sieben verlassen wir das geschützte Hafenbecken von Cartagena. Direkt in der Einfahrt passieren wir noch einen kleineren Tanker, dessen Beleuchtung es auch bei uns taghell erscheinen lässt.
    von Sarah 05 Jan., 2022
    Die Belohnung des müden Seglers – Sonnenaufgänge vom Feinsten. Die Crew schaut noch etwas kariert, aber dennoch sind wir begeistert von dem Bild, das sich um uns herum zeigt.
    von Sarah 02 Nov., 2021
    Seit 2008 ist Alicante Startpunkt und Base des Volvo Ocean Race, mit Ausstieg von Volvo die des "The Ocean Race". Manchen sagt auch noch der ganz alte Name „Whitbread Round the World“ etwas, das seit Anfang der 70er, damals noch von Southampton aus startete. Es ist eine Regatta in mehreren Etappen um die Welt, und gilt als eines der härtesten Rennen, auf Grund der einzelnen Etappen und Jahreszeiten. In 2021 hätte es das erste Mal unter dem Namen „The Ocean Race“ stattgefunden, auf Grund von Corona wurde es aber ins Jahr 2022 verlegt. Irgendwie ja schon passend, dass wir zufällig hier landen… Wir sehen uns natürlich die Base an, aber bis auf zwei aufgebockte Schiffe ist nicht viel zu erkunden. Aber die sind mächtig. Spannend mal so vor einer Open 60 zu stehen. Open ist das richtige Stichwort für das Deck- wenig zum Festhalten…In der Regatta-Szene ist es letztlich ähnlich wie beim Auto-Rennsport: In den Anfängen handelte es sich hier um Schiffe, die auch sonst zum normalen sportlichen Segeln genutzt wurden. Heutzutage sind das reine Rennmaschinen, gewichtsoptimiert, und eigentlich nicht bewohnbar. Außer man hängt gerne bei großer Lautstärke in einer wackeligen unisolierten Minikoje und isst Astronautennahrung. Die körperliche Hygiene lassen wir mal besser ganz außen vor…
    von Sarah 01 Nov., 2021
    Wir sind sowas von vorbereitet. Das Schiff sowieso, Sicherheitseqipment ist gecheckt und vorbereitet, alle Proviantierungsmöglichkeiten der BB sind ausgeschöpft, ich habe sogar vorgekocht (Danke für den Tipp an Vicky von der IBEX) für den Fall, dass das Wetter längere Aufenthalte unter Deck verhindert. Zu guter Letzt installieren wir noch das Satellitentelefon, in unserem Fall das Iridium GO!. Hierdurch sind wir auf der Strecke auch trackbar wenn die letzten Mobilverbindungen sich verabschieden. Aber vor allem für uns wichtig: Wir können dadurch unterwegs neue Wetterdaten laden. Wir haben fast 500 Seemeilen vor uns, das bedeutet ganz grob mal 5 Tage auf See. Da können sich Wetterlagen verändern. Damit wir uns entsprechend anpassen können, laden wir über Satellit bis zu dreimal täglich neue Wetterdaten. Zwei Tage vor Abfahrt sehen wir uns ein Tutorial von Predict Wind an (das ist unser Wetterdienst, den wir vornehmlich nutzen) zur Installation und Nutzung- fun point: Im Tutorial wird empfohlen die Installation ca 2 Wochen vor Start zu beginnen. Nun, muss jetzt in 48 Stunden klappen. Wir wollten das System nicht früher aktivieren, da die monatliche Nutzung mit 150 Euro schon happig ist. Aber es klappt auch- das System ist wirklich einfach zu bedienen.
    von Sarah 14 Aug., 2021
    Wir verlassen die Asinara Insel und steuern eine ganz besonders schöne Stadt im Nordwesten an- Castelsardo. Ein mittelalterliches Städtchen, umgeben von einer trutzigen Burganlage. Solche Orte sind tatsächlich rar auf Sardinien, meist gibt es doch kleinere Dörfchen, selten mal eine Stadt, die auf so viele Jahre zurückblicken kann.
    von Sarah 02 Aug., 2021
    So langsam sind wir im Nordwesten Sardiniens angekommen. Zwischen der Costa Paradiso und dem Golfo di Asinara liegt Isola Rossa, benannt nach der kleinen vorgelagerten Insel und den rosafarbenen Granitfelsen. Die dortige Marina ist für zwei Tage unser Ort der Wahl. Ende Juni sind wir hier noch fast alleine, und genießen das beschauliche Fischerdorf. Auch wenn die Haupteinkommensquelle mittlerweile eher der Tourismus sein dürfte, so gibt es doch noch einige auch kleinere Fischerboote, die rege im Einsatz sind. Entsprechend schüttelt es uns immer wieder durch, gerne frühmorgens, wenn der Schwell der vorbeifahrenden Boote uns trifft.
    von Sarah 25 Juli, 2021
    Wir kommen jetzt langsam in den Bereich der Costa Smeralda, im Nordosten Sardiniens. Dieser Küstenabschnitt, der sich vom Großraum Olbia über die Maddalena-Inseln bis nach Palau im Norden erstreckt ist berühmt-berüchtigt für die Reichen und Schönen, für Stars und Sternchen. Porto Cervo haben viele schon mal gehört, Puff Daddy (heißt er grad so, kennt den noch einer?) urlaubt hier genauso gerne wie Beyoncé oder Leonardo di Caprio. Wie es bei den heutigen Influencern aussieht, da muss ich leider passen- ob da außer Dubai noch was anderes in Frage kommt. Zuletzt erlangte dieser Teil Sardiniens traurige Berühmtheit, da u.a. die ansässige Discothek (Club..) von Flavio B. sich für Sardinien letztes Jahr zum Supergau im Sinne von Corona-Superspreader-Location entwickelte. Gegründet wurde die Costa Smeralda übrigens komplett auf dem Papier- Agha Kahn und weitere potente Geschäftsmänner seiner Zeit taten sich Anfang der 60er Jahre zusammen, kauften einigen Schäfern die 50 km Küste für einen Apfel und ein Ei ab und gründeten das Consorzio Costa Smeralda. Dieses entwickelte die wunderschöne einsame Küstenregion zum hochklassigen und hochpreisigen Touristenmagnet – allerdings unter strengen Auflagen. Jedes Immobilienprojekt musste durch das Consorzio genehmigt werden, es musste im eigens neu entwickelten mediterran-sardischen Stil und unter Verwendung lokaler Ressourcen gebaut werden. Zudem durfte die Höhe der Gebäude die der Bäume nicht überschreiten. Dadurch wurde zwar zum einen eine ganze Küste künstlich entwickelt – der Ort Porto Cervo zum Beispiel ist auch vom Consortium gegründet worden. Und der ein oder andere Nachfahr der besagten Schäfer wird sich heute noch ärgern über die erzielten Grundstückspreise. Zum anderen aber wurde so verhindert, dass in der Entwicklung von Sardinien Hochhausbettenburgen entstanden. Es gibt ja an den mediterranen Küsten Europas leider genug schlechte Beispiele aus den 60ern und 70ern Jahren, die zeigen wie es sonst aussehen könnte.
    von Sarah 18 Juli, 2021
    Segeln wohin Wind und Welle einen tragen – hört sich super an. Wenn man sich das aber etwas genauer anschaut stellt man schnell fest, dass das ein romantisches Bild ist – aber eben halt auch nur ein Bild. Im Großen würde das ja zum Beispiel heißen, dass man wie wir in südlichen Sizilien, in Licata startet und je nach Wind in Griechenland, Tunesien, Malta oder -mit viel Glück- in Sardinien landet. Und in den meisten Fällen will man ja irgendwo hin. Oft noch innerhalb einer bestimmten Zeit. Wir zumindest wollen die Ostküste Sardiniens entlang segeln. Dafür benötigen wir den Wind aus der richtigen Richtung – alles was nicht Nord- Nord-West oder Nord-Ost ist, ist super. Zudem hätten wir gerne den Wind nicht zu schwach (wir wollen ja nicht motoren), und aber auch nicht zu stark (keine Lust auf Sturm im unbekannten Gebiet). Ach ja und dann bräuchten wir so in ca. 6-8 Stunden Entfernung noch einen geschützten Ankerplatz, der nicht zu flach, nicht zu tief ist, bitte sandigen Untergrund, der uns durch einen Hügel aus der vorherrschenden Windrichtung schützt und der gegen einlaufenden Schwell geschlossen ist. Oder alternativ bei viel Wind eine Marina, die ausreichend geschützt ist und die nötige Tiefe für unser Boot hat.Als Segelboot geht es unter Wasser noch über 2 Meter weiter bei uns. Da man sich die Bedingungen nicht wünschen kann, setzt das alles viel Planung vorraus, mit Hilfe von Wetterapps, Küstenhandbüchern und Kartenmaterial. Die richtige Planung entscheidet über gut schlafen oder besorgt wach bleiben, motoren oder segeln, bleiben oder aufbrechen. Und so heisst es oft irgendwo warten, um den nächsten Streckenabschnitt gut meistern zu können. Auch mal einen Ort auslassen, weil der bei den Windbedingungen gerade nicht passend ist. Dennoch müssen wir immer wieder umplanen, manchmal sehr spontan, und uns eine neue Lösung suchen, eine neue Bucht, eine Marina… Das ist ein interessanter, lehrreicher und auch wirklich ganz neuer Grad an Fremdbestimmung. Durch das Wetter, unbestechlich, unverhandelbar, auch durch Charme nicht beizukommen. Und oft schlecht einschätzbar und wechselhaft in seinen Launen. Dabei ist wie oben beschrieben beim Segeln das Wetter essentiell. In einem Masse wie man es sonst nicht kennt. Zum Ankommen, für den Komfort, aber auch für die eigene Sicherheit und die des Bootes.
    von Sarah 11 Juli, 2021
    S izilien verschwindet im Kielwasser… Auch wenn diese größte Insel des Mittelmeers wunderschön ist – für uns hatte sie zuletzt den Beigeschmack des Festhängens, der Zwangspause über diesen Corona-Winter. Deshalb fühlt es sich an wie ein Befreiungsschlag als wir Ende Mai endlich Richtung Sardinien starten können. Ein ganzer Tag, eine Nacht und nochmals ein halber Tag komplett auf See liegen vor uns. Die Strecke kennen wir jetzt schon, sind wir sie ja letztes Jahr hin und – ungeplant – auch wieder zurück gesegelt.
    von Sarah 04 Juli, 2021
    Wir laufen Sciacca auf unserem Weg gen Westen an, da die sizilianische Südküste nicht unbedingt ein Ankerparadies ist, und wir nicht direkt zum Saisonstart an einem ungeschützten Strand den nächtlichen Schwell genießen wollen. Die Marina ist recht klein, aber hat gute Kritiken. Deshalb haben wir bereits aus Licata einen Platz dort telefonisch reserviert. Da wir auch tanken wollen und das Hafenbecken recht seicht wirkt, fragen wir per Whattsapp nochmal nach, ob es auch an der Tankstelle tief genug ist – Kein Problem, über 5 Meter ist die Antwort. Beim Einlaufen in den Hafen legen wir zuerst an der Tankstelle an- mein erster Anleger der Saison, die Anspannung ist also groß.
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