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Back on track!

Sarah • 17. Juni 2021
Wiedersehensfreude im Gesicht

Den Winter über haben wir bei entsprechenden Nachfragen immer vermieden ein Datum zu nennen, wann es wieder losgeht. Wer wäre auch im Januar in der Lage gewesen zu sagen wann man guten Gewissens ins Ausland kommt, geschweige denn mit 2 Impfungen intus. Deshalb haben wir nicht lange im Voraus geplant, sondern erst als sich die Lage besser einschätzen ließ.

Letztlich ist es dann aber am 08.05 soweit. Wir sitzen im Flieger, haben uns – nochmal – von Verwandten und Freunden verabschiedet, virtuell oder real, wieder ohne Abschiedsparty. 

Aber damit hatte jetzt auch wirklich niemand gerechnet. 

Der Flug ist wieder mal interessant – der ältere Herr vor mir hat auch nach einem Jahr Pandemie noch nicht verinnerlicht, dass die Maske nicht unterm Kinn zu tragen ist, sondern wir alle nur seine Augen sehen wollen. Der tiefe gutturale Husten macht es da auch nicht besser. Ich bin trotz Impfung mal wieder froh über meine eng sitzende FFP-3 Maske. 

Auch die Durchsage, vor Landung doch bitte sitzen zu bleiben bis die Reihen einzeln dann zum Aussteigen aufgerufen werden…. Ihr wisst glaube ich was jetzt kommt. Wie ein Mann steht der ganze Flieger auf, holt hektisch das Gepäck aus dem „Overhead compartment“ und steht dann 10 Minuten lang Nase an Hinterkopf im Gang…

Aber auch das bringen wir hinter uns, Roberto erwartet uns am Ausgang und fährt uns zuverlässig und plaudernd von Palermo die 3 Stunden nach Licata in die Marina. Es ist eine wunderschöne Landschaft durch die wir fahren - und um diese Jahreszeit so grün dass man sich in der Schweiz wähnen könnte.

Schon auf dem Weg zum Boot begegnen uns die ersten der Licata- Teilzeitbewohner und wir brauchen eine ganze Weile um bei der Blue Baloo anzukommen. Aber es ist einfach total schön wie herzlich wir von allen begrüßt werden. Nur der Gurt meiner Tasche wird irgendwann doch recht schwer. 

Und dann liegt sie da, die Blue Baloo, unser zuhause. Abgesehen von viel braunem Sahara-Sand, den die Winterstürme mitgebracht haben, sieht sie aus wie aus dem Ei gepellt. Grosse Freude, großes Hallo- also von unserer Seite. Elegante Zurückhaltung bei der BB…;-) Und auch im Inneren ist alles so wie wir es verlassen haben. Ich hatte etwas Bedenken und Sorge, ob nicht doch Feuchtigkeit sich breit gemacht hätte über den Winter- bei den meisten Booten ein Thema. Aber es ist alles in Ordnung, kein bisschen „Gemüffel“. Dank an die Familie Schöchl für eine gut durchlüftete und durchdachte Konstruktion.

Und ab dann heisst es – Schiff putzen, einräumen, proviantieren, Servicearbeiten- und startklar machen. Denn wir wollen raus, aufs offene Wasser. Insgesamt dauert es dann aber doch fast zwei Wochen bis wir wirklich starten. Zum einen gab es ein paar Dinge am Boot zu tun, zum anderen waren wir auch schnell wieder Teil der Gemeinschaft in Licata und wollten Zeit mit den Menschen dort verbringen, die es im Sommer in alle Winde zerstreuen würde. Die haben sich zum Beispiel die Zeit mit Limoncello brauen vertrieben- und der muss ja dann in Respekt der Leistung auch in Ruhe verprobt werden.

Schiffsarbeiten

Neben Putzen ware es viel Wartungsarbeit - Kleinigkeiten wie Reissverschlüsse und Lukendichtungen mit Silikonspray einsprühen, oder den Mückenschutz am Niedergang (Eingang ins Schiff hinein) fertig nähen, aber auch kompletter Motorservice mit Ölwechsel etc. Und wir haben wieder den netten Taucher gebeten, das Unterwasscehrschiff (endlich mal ein selbsterklärender nautischer Befgriff) abzuschrubben, damit wir nicht die halbe Flora und Fauna von Licata mit uns rumfahren. Anschaulich konnte man das sehen an unserem Kugelfender, der ungefähr das Doppelte auf die Waage brachte wie vor dem Winter (bei Menschen ja ähnlich, riecht aber besser).

Aber wie meist am Schiff- man sieht direkt ein Resultat der schweisstreibenden Arbeit, und so strahlt uns nach ein paar Tagen die BB wieder wie gewohnt an.

Neben allen Arbeiten haben wir natürlich auch ein wenig Licata genossen ...

Ach und beinahe den Friseur vergessen – Alfonso, der Friseur ohne Haare. Wir hatten einen Termin für Mittwoch, waren Mittwoch da – nur Alfonso nicht. Tja, dann gibt’s wohl auch keinen Schnitt. Es wird munter gewaschen, geföhnt und gelacht mit den 5 Mädels im Salon- aber schneiden, das darf hier nur der Chef. Also - neuer Termin für den nächsten Tag. Und diesmal klappt es auch – gewaschen wird von den Mädels, geschnitten vom Meister, geföhnt von den Mädels und letztes Finish wieder – vom Chef. Und das für 42 Euro – für uns beide zusammen wohlgemerkt. Wir sind zufrieden- die Matte ist ab, und darf jetzt wieder einige Monate vor sich hinsprießen – mit ständig Wind und Salzwasser braucht man über spleenige Frisuren sowieso nicht mal im Ansatz – Achtung Wortwitz- nachdenken.

Und natürlich haben wir die Kühlschränke wieder gut gefüllt, Lebensmittel vakuumiert und eingefroren, Gewürze getrocknet, und die Früchte vom Markt genossen. Und etwas Neues kennengelernt- Nespole. Die haben wir geschenkt bekommen, zusammen mit einigen Kräutern. Eine orange leckere Frucht, sieht etwas wie eine Aprikose aus, hat grosse Kerne, und hält sich nur sehr sehr kurz- deswegen auch kein Exportschlager obwohl ganz lecker.

Und am Ende mussten wir als Segler auch auf den richtigen Wind warten – die vorherrschende Windrichtung an Siziliens Südküste ist aus West/Nordwest. Also genau da wo wir hinsegeln wollten. Und das bedeutet dann im Seglerjargon „gegenan“, gegen Wind und Welle. Das macht überhaupt gar keinen Spass. 

Am 21.05. heißt es dann endlich zum ersten Mal in 2021: Leinen los. Der Wind ist leider einfach gar nicht vorhanden, was alle romantischen Träume der ersten Ausfahrt vertreibt. Wir motoren nach Sciacca.

Dennoch sind wir sehr glücklich. 

Wieder auf dem Boot, auf dem Wasser, unterwegs nach Westen.

von Sarah 10. Januar 2022
Um halb sechs Uhr morgens am 08.08.21 machen wir in Cartagena die Leinen los. Nur um sie zehn Minuten später an der Tankstelle wieder festzumachen. Wir füllen nochmal den Dieseltank und alle Kanister. Der Manövrierraum ist etwas enger als gedacht, da ein Fischer wohl dachte, er störe hier nachts niemanden, wenn er an der Tankstelle festmacht. Um halb sieben verlassen wir das geschützte Hafenbecken von Cartagena. Direkt in der Einfahrt passieren wir noch einen kleineren Tanker, dessen Beleuchtung es auch bei uns taghell erscheinen lässt.
von Sarah 5. Januar 2022
Die Belohnung des müden Seglers – Sonnenaufgänge vom Feinsten. Die Crew schaut noch etwas kariert, aber dennoch sind wir begeistert von dem Bild, das sich um uns herum zeigt.
von Sarah 2. November 2021
Seit 2008 ist Alicante Startpunkt und Base des Volvo Ocean Race, mit Ausstieg von Volvo die des "The Ocean Race". Manchen sagt auch noch der ganz alte Name „Whitbread Round the World“ etwas, das seit Anfang der 70er, damals noch von Southampton aus startete. Es ist eine Regatta in mehreren Etappen um die Welt, und gilt als eines der härtesten Rennen, auf Grund der einzelnen Etappen und Jahreszeiten. In 2021 hätte es das erste Mal unter dem Namen „The Ocean Race“ stattgefunden, auf Grund von Corona wurde es aber ins Jahr 2022 verlegt. Irgendwie ja schon passend, dass wir zufällig hier landen… Wir sehen uns natürlich die Base an, aber bis auf zwei aufgebockte Schiffe ist nicht viel zu erkunden. Aber die sind mächtig. Spannend mal so vor einer Open 60 zu stehen. Open ist das richtige Stichwort für das Deck- wenig zum Festhalten…In der Regatta-Szene ist es letztlich ähnlich wie beim Auto-Rennsport: In den Anfängen handelte es sich hier um Schiffe, die auch sonst zum normalen sportlichen Segeln genutzt wurden. Heutzutage sind das reine Rennmaschinen, gewichtsoptimiert, und eigentlich nicht bewohnbar. Außer man hängt gerne bei großer Lautstärke in einer wackeligen unisolierten Minikoje und isst Astronautennahrung. Die körperliche Hygiene lassen wir mal besser ganz außen vor…
von Sarah 1. November 2021
Wir sind sowas von vorbereitet. Das Schiff sowieso, Sicherheitseqipment ist gecheckt und vorbereitet, alle Proviantierungsmöglichkeiten der BB sind ausgeschöpft, ich habe sogar vorgekocht (Danke für den Tipp an Vicky von der IBEX) für den Fall, dass das Wetter längere Aufenthalte unter Deck verhindert. Zu guter Letzt installieren wir noch das Satellitentelefon, in unserem Fall das Iridium GO!. Hierdurch sind wir auf der Strecke auch trackbar wenn die letzten Mobilverbindungen sich verabschieden. Aber vor allem für uns wichtig: Wir können dadurch unterwegs neue Wetterdaten laden. Wir haben fast 500 Seemeilen vor uns, das bedeutet ganz grob mal 5 Tage auf See. Da können sich Wetterlagen verändern. Damit wir uns entsprechend anpassen können, laden wir über Satellit bis zu dreimal täglich neue Wetterdaten. Zwei Tage vor Abfahrt sehen wir uns ein Tutorial von Predict Wind an (das ist unser Wetterdienst, den wir vornehmlich nutzen) zur Installation und Nutzung- fun point: Im Tutorial wird empfohlen die Installation ca 2 Wochen vor Start zu beginnen. Nun, muss jetzt in 48 Stunden klappen. Wir wollten das System nicht früher aktivieren, da die monatliche Nutzung mit 150 Euro schon happig ist. Aber es klappt auch- das System ist wirklich einfach zu bedienen.
von Sarah 14. August 2021
Wir verlassen die Asinara Insel und steuern eine ganz besonders schöne Stadt im Nordwesten an- Castelsardo. Ein mittelalterliches Städtchen, umgeben von einer trutzigen Burganlage. Solche Orte sind tatsächlich rar auf Sardinien, meist gibt es doch kleinere Dörfchen, selten mal eine Stadt, die auf so viele Jahre zurückblicken kann.
von Sarah 2. August 2021
So langsam sind wir im Nordwesten Sardiniens angekommen. Zwischen der Costa Paradiso und dem Golfo di Asinara liegt Isola Rossa, benannt nach der kleinen vorgelagerten Insel und den rosafarbenen Granitfelsen. Die dortige Marina ist für zwei Tage unser Ort der Wahl. Ende Juni sind wir hier noch fast alleine, und genießen das beschauliche Fischerdorf. Auch wenn die Haupteinkommensquelle mittlerweile eher der Tourismus sein dürfte, so gibt es doch noch einige auch kleinere Fischerboote, die rege im Einsatz sind. Entsprechend schüttelt es uns immer wieder durch, gerne frühmorgens, wenn der Schwell der vorbeifahrenden Boote uns trifft.
von Sarah 25. Juli 2021
Wir kommen jetzt langsam in den Bereich der Costa Smeralda, im Nordosten Sardiniens. Dieser Küstenabschnitt, der sich vom Großraum Olbia über die Maddalena-Inseln bis nach Palau im Norden erstreckt ist berühmt-berüchtigt für die Reichen und Schönen, für Stars und Sternchen. Porto Cervo haben viele schon mal gehört, Puff Daddy (heißt er grad so, kennt den noch einer?) urlaubt hier genauso gerne wie Beyoncé oder Leonardo di Caprio. Wie es bei den heutigen Influencern aussieht, da muss ich leider passen- ob da außer Dubai noch was anderes in Frage kommt. Zuletzt erlangte dieser Teil Sardiniens traurige Berühmtheit, da u.a. die ansässige Discothek (Club..) von Flavio B. sich für Sardinien letztes Jahr zum Supergau im Sinne von Corona-Superspreader-Location entwickelte. Gegründet wurde die Costa Smeralda übrigens komplett auf dem Papier- Agha Kahn und weitere potente Geschäftsmänner seiner Zeit taten sich Anfang der 60er Jahre zusammen, kauften einigen Schäfern die 50 km Küste für einen Apfel und ein Ei ab und gründeten das Consorzio Costa Smeralda. Dieses entwickelte die wunderschöne einsame Küstenregion zum hochklassigen und hochpreisigen Touristenmagnet – allerdings unter strengen Auflagen. Jedes Immobilienprojekt musste durch das Consorzio genehmigt werden, es musste im eigens neu entwickelten mediterran-sardischen Stil und unter Verwendung lokaler Ressourcen gebaut werden. Zudem durfte die Höhe der Gebäude die der Bäume nicht überschreiten. Dadurch wurde zwar zum einen eine ganze Küste künstlich entwickelt – der Ort Porto Cervo zum Beispiel ist auch vom Consortium gegründet worden. Und der ein oder andere Nachfahr der besagten Schäfer wird sich heute noch ärgern über die erzielten Grundstückspreise. Zum anderen aber wurde so verhindert, dass in der Entwicklung von Sardinien Hochhausbettenburgen entstanden. Es gibt ja an den mediterranen Küsten Europas leider genug schlechte Beispiele aus den 60ern und 70ern Jahren, die zeigen wie es sonst aussehen könnte.
von Sarah 18. Juli 2021
Segeln wohin Wind und Welle einen tragen – hört sich super an. Wenn man sich das aber etwas genauer anschaut stellt man schnell fest, dass das ein romantisches Bild ist – aber eben halt auch nur ein Bild. Im Großen würde das ja zum Beispiel heißen, dass man wie wir in südlichen Sizilien, in Licata startet und je nach Wind in Griechenland, Tunesien, Malta oder -mit viel Glück- in Sardinien landet. Und in den meisten Fällen will man ja irgendwo hin. Oft noch innerhalb einer bestimmten Zeit. Wir zumindest wollen die Ostküste Sardiniens entlang segeln. Dafür benötigen wir den Wind aus der richtigen Richtung – alles was nicht Nord- Nord-West oder Nord-Ost ist, ist super. Zudem hätten wir gerne den Wind nicht zu schwach (wir wollen ja nicht motoren), und aber auch nicht zu stark (keine Lust auf Sturm im unbekannten Gebiet). Ach ja und dann bräuchten wir so in ca. 6-8 Stunden Entfernung noch einen geschützten Ankerplatz, der nicht zu flach, nicht zu tief ist, bitte sandigen Untergrund, der uns durch einen Hügel aus der vorherrschenden Windrichtung schützt und der gegen einlaufenden Schwell geschlossen ist. Oder alternativ bei viel Wind eine Marina, die ausreichend geschützt ist und die nötige Tiefe für unser Boot hat.Als Segelboot geht es unter Wasser noch über 2 Meter weiter bei uns. Da man sich die Bedingungen nicht wünschen kann, setzt das alles viel Planung vorraus, mit Hilfe von Wetterapps, Küstenhandbüchern und Kartenmaterial. Die richtige Planung entscheidet über gut schlafen oder besorgt wach bleiben, motoren oder segeln, bleiben oder aufbrechen. Und so heisst es oft irgendwo warten, um den nächsten Streckenabschnitt gut meistern zu können. Auch mal einen Ort auslassen, weil der bei den Windbedingungen gerade nicht passend ist. Dennoch müssen wir immer wieder umplanen, manchmal sehr spontan, und uns eine neue Lösung suchen, eine neue Bucht, eine Marina… Das ist ein interessanter, lehrreicher und auch wirklich ganz neuer Grad an Fremdbestimmung. Durch das Wetter, unbestechlich, unverhandelbar, auch durch Charme nicht beizukommen. Und oft schlecht einschätzbar und wechselhaft in seinen Launen. Dabei ist wie oben beschrieben beim Segeln das Wetter essentiell. In einem Masse wie man es sonst nicht kennt. Zum Ankommen, für den Komfort, aber auch für die eigene Sicherheit und die des Bootes.
von Sarah 11. Juli 2021
S izilien verschwindet im Kielwasser… Auch wenn diese größte Insel des Mittelmeers wunderschön ist – für uns hatte sie zuletzt den Beigeschmack des Festhängens, der Zwangspause über diesen Corona-Winter. Deshalb fühlt es sich an wie ein Befreiungsschlag als wir Ende Mai endlich Richtung Sardinien starten können. Ein ganzer Tag, eine Nacht und nochmals ein halber Tag komplett auf See liegen vor uns. Die Strecke kennen wir jetzt schon, sind wir sie ja letztes Jahr hin und – ungeplant – auch wieder zurück gesegelt.
von Sarah 4. Juli 2021
Wir laufen Sciacca auf unserem Weg gen Westen an, da die sizilianische Südküste nicht unbedingt ein Ankerparadies ist, und wir nicht direkt zum Saisonstart an einem ungeschützten Strand den nächtlichen Schwell genießen wollen. Die Marina ist recht klein, aber hat gute Kritiken. Deshalb haben wir bereits aus Licata einen Platz dort telefonisch reserviert. Da wir auch tanken wollen und das Hafenbecken recht seicht wirkt, fragen wir per Whattsapp nochmal nach, ob es auch an der Tankstelle tief genug ist – Kein Problem, über 5 Meter ist die Antwort. Beim Einlaufen in den Hafen legen wir zuerst an der Tankstelle an- mein erster Anleger der Saison, die Anspannung ist also groß.
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