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2020 - Superkalifragilistisch oder Satz mit "x"

Sarah • 7. Januar 2021

2020 – was soll ich nur mit Dir machen…

Das Jahr auf das wir Jahre gewartet haben, der Start unserer großen Reise, mit dem Ziel, mit unserem Boot die Welt zu umrunden…

Die ersten 5 Monate waren wir noch zuhause, in den letzten Vorbereitungen für unseren Start, gleichzeitig ab März bereits im Corona-Modus, arbeitstechnisch noch voll eingespannt, aber größtenteils im Home Office. 

Hier konnten auch wir feststellen, dass mal ein Tag Home Office, freiwillig gewählt, durchaus großartig ist- man ist viel produktiver, weil ungestörter, nebenher läuft auch noch die Waschmaschine und der Arbeitsweg ist auch gespart. Meist wählt man dann auch Tage, die eher konzeptionell, und zum „in Ruhe denken“ sind, mit wenig Meetings.

Mit Corona bleibt davon nicht viel übrig. Die Meetings sind direkt aneinandergesetzt. Da ja die Wegezeiten wegfallen schaltet man sich „einfach“ von einer Konferenz in die Nächste. Die fehlende Nähe wird durch noch mehr Meetings ersetzt. Und wenn man dann abends mal anfängt Mails zu beantworten, den Tag zu ordnen, und die Meetings nachzubereiten - da fällt dann auf, dass man die Waschmaschine nicht angemacht hat, das Mittagessen mal wieder ausgefallen ist. Einkaufen war auch keiner, Sport und Bewegung sind völlig ausgefallen- maximale Entfernung Bad zu Schreibtisch. Nach 2 Wochen auf einem schicken „Normalstuhl“, mit Laptop und ohne Monitor versteht man plötzlich, warum es ergonomische Bürostühle gibt. 

Parallel klingelt ständig der Paketbote, um die restlichen online bestellten, Ausrüstungsgegenstände abzuliefern. Was bei einigen Dingen zeitlich recht eng wurde, denn wir hatten in unserer Planung nicht daran gedacht, dass plötzlich das Online-aufkommen verzigfacht und somit teils die Lieferzeiten ebenfalls unkalkulierbar und deutlich verlängert wurden.

Dennoch ist es irgendwann Ende Mai, und wir starten – in unser bisher größtes Abenteuer.

Liebe Freunde bringen uns nach Italien und ein paar Tage später verlassen wir San Giorgio di Nogaro. Wo wir waren, was wir gemacht haben, wie es uns erging- das kann wer möchte in den einzelnen Blogeinträgen nachlesen. Doch Corona bleibt an unserer Seite. Gott sei Dank haben wir das Glück, bisher keine persönliche Bekanntschaft gemacht zu haben. Trotzdem beeinflusst es uns und unsere Reise nachhaltig. Grundsätzlich ist es auf einem Schiff relativ gut möglich der ganzen Thematik aus dem Weg zu gehen – bis aufs Einkaufen ist der Abstand zu anderen Menschen und sogar Dingen meist nicht unter 30-40 Meter. Im Sommer kann man, wenn man doch in ein Restaurant gehen möchte, draußen sitzen. Und das haben wir aber auch nur getan, wenn uns der Abstand der Tische zueinander gefallen hat. 



Großartige Momente und Erinnerungen definieren diesen Sommer:

Soweit so gut, solange man sich in einem Land, bzw. einer Region aufhält. Denn: Das Land innerhalb der EU, ja sogar die Region eines Landes zu wechseln will plötzlich gut überlegt und geplant sein – Wie sind die Zahlen? Wie hoch ist unser Vertrauen in das dortige Gesundheitssystem für den Fall der Fälle? Im Notfall- wie schnell kämen wir nach Hause?  Oder wäre das gar nicht möglich? Wie gehen die Menschen dort damit um, werden die Regeln eingehalten? Kommen wir überhaupt hinein, sind die Grenzen offen? Muss man sich vorher anmelden? Online, per App, per Fax...? Benötigen wir einen Test? Woher bekommen wir hier überhaupt einen Test, und ist der noch gültig nach 2 Tagen Überfahrt? Müssen wir in Quarantäne und wo muss man das überhaupt melden? 

Man sieht, die Fragen, die man sich „zuhause“ schon stellt, werden unterwegs noch komplexer, hübsch garniert noch mit der sprachlichen Barriere. 

So sind wir sehr abrupt aus Mallorca nach Sardinien „geflohen“, da Italien die Balearen auf die „rote Liste“ gesetzt hatte. Genauso sind wir dann recht schnell von Sardinien nach Sizilien aufgebrochen, da die Regionen nach der Saison die inneritalienischen Grenzen dicht machten. Und der krönende Schluss war die Abreise aus Sizilien nach Deutschland, mit einem Vorlauf von 10 Stunden, um vor dem Lockdown Italien verlassen zu können. 

So das Bild im organisierten Europa - wir wissen nicht, wie das in anderen Ländern auf unserer weiteren Route gehandhabt wird.

Und so fällt im August die Entscheidung 2020 im Mittelmeer zu bleiben. 

Was sich so locker flockig anhört, ist für uns eine große Entscheidung mit sehr großen Folgen.

Eigentlich hätten wir im November den Atlantik überquert. 

Zuerst einmal heißt das, der jahrelang vorbereitete Plan einer Weltumsegelung – passé.

Denn das schaffen wir zeitlich nicht mehr. 

Das muss man erstmal verdauen. 

Das haben wir denke ich ganz gut geschafft. Vor allem muss man sich in diesem Jahr ja immer vor Augen halten was in der Welt gerade so passiert. Da sind wir am Ende dankbar, dass unsere Reise bis jetzt überhaupt so möglich ist. Und das sind wir wirklich. Aber es sei uns gegönnt dass wir dahin einen kleinen gedanklichen Weg hatten. Den wir aber gut gemeinsam beschritten haben. Wer hierzu nochmal nachlesen möchte – im Blog unter „Die Entscheidung“.

Ganz wunderbar war, dass wir durch unser „Umdrehen“ richtig Zeit für Sardinien hatten, und die Westküste, startend in Bosa, bis Portoscuso, dann die Südküste bis Villasimius, gemütlich und intensiv erkunden konnten. In Portoscuso haben wir ja tatsächlich ein wenig unser Herz verloren und mussten uns zwingen auch irgendwann wieder aufzubrechen. Die ägadischen Inseln gehören da auch zu den großartigen Geschenken unserer Entscheidung - diese hätten wir sonst nicht erleben können. Aber vor allem zähle ich da die Menschen der Community in Licata dazu – auch wenn unsere Zeit in 2020 dort viel kürzer war als geplant. Wer im Mittelmeer bleibt braucht einen Platz zum Überwintern- das wurde für uns aus vielen Gründen Licata auf Sizilien. Wir haben tolle Menschen, Persönlichkeiten, mit interessanten Lebensgeschichten und Plänen kennen gelernt, die wir sehr ungern verlassen haben. Danke an Michaela und Sven, Gabi und Georg und Tony, für die tolle Aufnahme, und dass ihr ein Auge auf die BB habt!

Und so bin ich gedanklich im Oktober angekommen, fast schon ist es November. Wir waren aus privaten Gründen Anfang Oktober in Deutschland und haben ein Auto mitgebracht – für Ausflüge auf der Insel. Das Schiff ist für den Winter vorbereitet, der Propeller ist im schwarzen Anti-Bewuchssack verstaut, der Motor ist gespült, der Wassermacher konserviert. 

Nur die beiden Bewohner wollen sich nicht so recht einwintern lassen. 

Die Temperaturen sinken kontinuierlich, und es wird bereits ab 18 Uhr dunkel. Tagsüber in der Sonne liegt man noch bei 17 Grad am Strand, zumindest so lange es nicht zu windig ist. Abends allerdings werden die Temperaturen dann bald einstellig. Hinzu kommt, dass die Lokale ab 18 Uhr geschlossen sind. Das alles führt dazu, dass man ab 18 Uhr im Boot drinnen sitzt. Die Standheizung ist immer so lange an, bis es warm ist und die Luft zu trocken wird. Dann dreht man sie aus, bis es kalt wird. Kochen abends ist auch eher ungünstig, denn beim Nudeln kochen beschlagen alle Fenster. Feuchtigkeit ist sonst kein Thema bei uns an Bord, und wir wollen es auch keines werden lassen. Wir wechseln auf mittags kochen, abends Brotzeit. Die anderen Marinabewohner trifft man leider eher nur im Vorbeigehen auf einen kurzen Plausch- die meisten Veranstaltungen sind abgesagt, und im Schiff ist es uns dann doch zu eng mit Mehreren – vor allem in Bezug auf das Thema Corona gesehen. Das hatten wir uns anders vorgestellt - in dieser schönen Marina, mit all diesen netten Menschen und dem Örtchen Licata. Wir stellen also fest – wir sind keine Wintersegler! Nicht mal am südlichsten Punkt der EU. Da gibt es Leute, die sogar noch nördlicher im Winter unter Segeln unterwegs sind…ganz klar – nix für uns. Wieder was gelernt. Über uns und im weitesten Sinne übers Segeln, bzw. Leben an Bord. 

Wenn man sich nun also vorstellt, dass wir nicht wirklich angetan waren vom Leben an Bord im November, dann kann man sich vielleicht vorstellen, was die Meldung des bevorstehenden härteren Lockdowns für Italien bei uns bewirkt hat. Wir saßen mit einem befreundeten Seglerpaar nachmittags draußen in einem Restaurant, als wir die Meldung über die kommende neue Verordnung hörten. Italiens Regionen wurden je nach Inzidenz Farben gegeben, die über die Freiheitsgrade bestimmten. 

Kalabrien sollte einen Tag später rot werden- das bedeutete, kein Verlassen der Stadt, der Region, alle Restaurants komplett zu und noch ein paar Dinge mehr. Wir hatten ja das Auto vor Ort, und somit mussten wir auf dem Weg nach Hause durch Kalabrien durch. Fährt die Fähre über die Straße von Messina dann noch? Ob man als Fremder durch Kalabrien durchreisen darf? Wahrscheinlich schon, genau konnte es uns aber keiner sagen.

Und ob die örtliche Polizei das anders sieht war auch nicht sicher. Somit war uns ggfs der Weg nach Hause wenn nicht abgeschnitten, so doch sehr erschwert. 

Zudem war für Sizilien noch in Diskussion ob gelb oder rot. Rot würde dann vor Ort heißen, dass die Stadt nicht mehr verlassen werden darf. Somit war auch unsere Idee, den Winter über Sizilien zu erkunden, ins Wasser gefallen. Die Vorstellung noch ca. 4 Monate auf dem Boot in der Marina zu sein, ohne die Möglichkeit auch nur den Ort zu verlassen, fanden wir zusätzlich zu den oben genannten Themen nicht sehr verlockend. Der Entschluss war entsprechend schnell gefällt – wir hauen ab. Am nächsten Tag mittags saßen wir im Auto – Schiff aufgeräumt, Kleidung einvakuumiert, Polster aufgestellt, Wassertanks geleert, und los gings. Über 2000 Kilometer lagen vor uns. 


Nach 250 Kilometern auf der Insel gehts über die Strasse von Messina-diesmal allerdings mit etwas mehr Verdrängung.

Zwischenstopp auf Fast halber Strecke

Trotz aller Sperrungen haben wir auf Höhe Neapel eine tolle Unterkunft gefunden – Achtung von Herzen kommende unentgeltliche Werbung- der Agriturismo „I Cacciagalli“ in Teano ist ein Traum. Die Zimmer sind einfach wunderschön, jedes anders und liebevoll eingerichtet. Das ganze Anwesen ist ein Schmuckstück. Umgeben von den eigenen Weinbergen und Nussbäumen. Das Essen war ebenso ein Gedicht, und die beiden Besitzer Diana und Floretano sind tolle aufmerksame Gastgeber. Und wir waren die einzigen Gäste. Natürlich haben wir etwas von dem guten Wein und den unglaublich leckeren Nüssen mitgenommen. 

Wir haben es gut heim geschafft, und uns dann brav in Quarantäne begeben, als Reiserückkehrer. Aber es ist eine unfassbar lange Autofahrt gewesen. Man stelle sich vor, man kommt an Rom vorbei, und das ist die Hälfte der Strecke…. 

Seit Anfang November sind wir also in Deutschland, genießen die Zentralheizung und kümmern uns um Dinge für die man sonst zuhause nie Zeit hat. Ohne Corona wäre das natürlich alles viel toller – zuhause sein mit richtig Zeit in der staaden Zeit, mit Glühwein an den Christkindlmärkten, Freunde treffen, tolle Essen zubereiten und viele Leute einladen, Weihnachten ungeplant zuhause und mit der Familie feiern, unter der Woche Skifahren wenn die Pisten leer sind, Wanderungen auf die bayerischen Berge, mit Kaiserschmarrn auf der Hüttn – ahhhhhhh- jetzt stelle man sich das Zonk-Geräusch vor (also die vor 1990 geborenen zumindest) – alles ganz anders dieses Jahr. Aber die Rechnung ist ja auch gänzlich falsch- ohne Corona wären wir gar nicht hier, sondern in der Karibik. Das macht es jetzt gerade nicht besser…irgendwie…

Aber wir machen das Beste draus, und wir haben in der Tat eigentlich eine gute Zeit. Wir gehen viel spazieren (vor der Haustür), machen Sport, genießen unser Zuhause, und gehen kleinere Projekte an, die wir jetzt zeitlich vorziehen können. Langweilig ist uns bis jetzt noch nicht. 

Wenn ich jetzt 2020 eine Note geben sollte, so kann man vorab sagen: Wir hatten einen unglaublich phantastischen Sommer, den ich nicht missen möchte. Ich denke das können nicht allzu viele Menschen dieses Jahr sagen. Und wir sind gesund – auch das ein Novum aus 2020, das man sich dies plötzlich sehr sehr bewusst macht. 

Insgesamt kippt die Waage für dieses Jahr allerdings klar ins Negative auch für uns – das hat aber mit Ereignissen zu tun, die nicht mit dem Boot oder der Reise in Verbindung stehen und somit nicht hierher gehören. Also, 2020, setzen, 6. 

Wann wir wieder starten? Feste Planungen, haben wir gelernt, sind momentan nicht allzu sinnvoll. Aber wir wollen, im Frühjahr wieder auf die Blue Baloo, dort ein paar Arbeiten am Boot in Licata umsetzen, und sobald das Wetter mitspielt geht es dann wieder raus aufs Meer. Ziel ist es  durchs Mittelmeer bis Gran Canaria zu touren, um im November über die Kap Verden den Atlantik zu überqueren. Fingers crossed ;-)

von Sarah 10. Januar 2022
Um halb sechs Uhr morgens am 08.08.21 machen wir in Cartagena die Leinen los. Nur um sie zehn Minuten später an der Tankstelle wieder festzumachen. Wir füllen nochmal den Dieseltank und alle Kanister. Der Manövrierraum ist etwas enger als gedacht, da ein Fischer wohl dachte, er störe hier nachts niemanden, wenn er an der Tankstelle festmacht. Um halb sieben verlassen wir das geschützte Hafenbecken von Cartagena. Direkt in der Einfahrt passieren wir noch einen kleineren Tanker, dessen Beleuchtung es auch bei uns taghell erscheinen lässt.
von Sarah 5. Januar 2022
Die Belohnung des müden Seglers – Sonnenaufgänge vom Feinsten. Die Crew schaut noch etwas kariert, aber dennoch sind wir begeistert von dem Bild, das sich um uns herum zeigt.
von Sarah 2. November 2021
Seit 2008 ist Alicante Startpunkt und Base des Volvo Ocean Race, mit Ausstieg von Volvo die des "The Ocean Race". Manchen sagt auch noch der ganz alte Name „Whitbread Round the World“ etwas, das seit Anfang der 70er, damals noch von Southampton aus startete. Es ist eine Regatta in mehreren Etappen um die Welt, und gilt als eines der härtesten Rennen, auf Grund der einzelnen Etappen und Jahreszeiten. In 2021 hätte es das erste Mal unter dem Namen „The Ocean Race“ stattgefunden, auf Grund von Corona wurde es aber ins Jahr 2022 verlegt. Irgendwie ja schon passend, dass wir zufällig hier landen… Wir sehen uns natürlich die Base an, aber bis auf zwei aufgebockte Schiffe ist nicht viel zu erkunden. Aber die sind mächtig. Spannend mal so vor einer Open 60 zu stehen. Open ist das richtige Stichwort für das Deck- wenig zum Festhalten…In der Regatta-Szene ist es letztlich ähnlich wie beim Auto-Rennsport: In den Anfängen handelte es sich hier um Schiffe, die auch sonst zum normalen sportlichen Segeln genutzt wurden. Heutzutage sind das reine Rennmaschinen, gewichtsoptimiert, und eigentlich nicht bewohnbar. Außer man hängt gerne bei großer Lautstärke in einer wackeligen unisolierten Minikoje und isst Astronautennahrung. Die körperliche Hygiene lassen wir mal besser ganz außen vor…
von Sarah 1. November 2021
Wir sind sowas von vorbereitet. Das Schiff sowieso, Sicherheitseqipment ist gecheckt und vorbereitet, alle Proviantierungsmöglichkeiten der BB sind ausgeschöpft, ich habe sogar vorgekocht (Danke für den Tipp an Vicky von der IBEX) für den Fall, dass das Wetter längere Aufenthalte unter Deck verhindert. Zu guter Letzt installieren wir noch das Satellitentelefon, in unserem Fall das Iridium GO!. Hierdurch sind wir auf der Strecke auch trackbar wenn die letzten Mobilverbindungen sich verabschieden. Aber vor allem für uns wichtig: Wir können dadurch unterwegs neue Wetterdaten laden. Wir haben fast 500 Seemeilen vor uns, das bedeutet ganz grob mal 5 Tage auf See. Da können sich Wetterlagen verändern. Damit wir uns entsprechend anpassen können, laden wir über Satellit bis zu dreimal täglich neue Wetterdaten. Zwei Tage vor Abfahrt sehen wir uns ein Tutorial von Predict Wind an (das ist unser Wetterdienst, den wir vornehmlich nutzen) zur Installation und Nutzung- fun point: Im Tutorial wird empfohlen die Installation ca 2 Wochen vor Start zu beginnen. Nun, muss jetzt in 48 Stunden klappen. Wir wollten das System nicht früher aktivieren, da die monatliche Nutzung mit 150 Euro schon happig ist. Aber es klappt auch- das System ist wirklich einfach zu bedienen.
von Sarah 14. August 2021
Wir verlassen die Asinara Insel und steuern eine ganz besonders schöne Stadt im Nordwesten an- Castelsardo. Ein mittelalterliches Städtchen, umgeben von einer trutzigen Burganlage. Solche Orte sind tatsächlich rar auf Sardinien, meist gibt es doch kleinere Dörfchen, selten mal eine Stadt, die auf so viele Jahre zurückblicken kann.
von Sarah 2. August 2021
So langsam sind wir im Nordwesten Sardiniens angekommen. Zwischen der Costa Paradiso und dem Golfo di Asinara liegt Isola Rossa, benannt nach der kleinen vorgelagerten Insel und den rosafarbenen Granitfelsen. Die dortige Marina ist für zwei Tage unser Ort der Wahl. Ende Juni sind wir hier noch fast alleine, und genießen das beschauliche Fischerdorf. Auch wenn die Haupteinkommensquelle mittlerweile eher der Tourismus sein dürfte, so gibt es doch noch einige auch kleinere Fischerboote, die rege im Einsatz sind. Entsprechend schüttelt es uns immer wieder durch, gerne frühmorgens, wenn der Schwell der vorbeifahrenden Boote uns trifft.
von Sarah 25. Juli 2021
Wir kommen jetzt langsam in den Bereich der Costa Smeralda, im Nordosten Sardiniens. Dieser Küstenabschnitt, der sich vom Großraum Olbia über die Maddalena-Inseln bis nach Palau im Norden erstreckt ist berühmt-berüchtigt für die Reichen und Schönen, für Stars und Sternchen. Porto Cervo haben viele schon mal gehört, Puff Daddy (heißt er grad so, kennt den noch einer?) urlaubt hier genauso gerne wie Beyoncé oder Leonardo di Caprio. Wie es bei den heutigen Influencern aussieht, da muss ich leider passen- ob da außer Dubai noch was anderes in Frage kommt. Zuletzt erlangte dieser Teil Sardiniens traurige Berühmtheit, da u.a. die ansässige Discothek (Club..) von Flavio B. sich für Sardinien letztes Jahr zum Supergau im Sinne von Corona-Superspreader-Location entwickelte. Gegründet wurde die Costa Smeralda übrigens komplett auf dem Papier- Agha Kahn und weitere potente Geschäftsmänner seiner Zeit taten sich Anfang der 60er Jahre zusammen, kauften einigen Schäfern die 50 km Küste für einen Apfel und ein Ei ab und gründeten das Consorzio Costa Smeralda. Dieses entwickelte die wunderschöne einsame Küstenregion zum hochklassigen und hochpreisigen Touristenmagnet – allerdings unter strengen Auflagen. Jedes Immobilienprojekt musste durch das Consorzio genehmigt werden, es musste im eigens neu entwickelten mediterran-sardischen Stil und unter Verwendung lokaler Ressourcen gebaut werden. Zudem durfte die Höhe der Gebäude die der Bäume nicht überschreiten. Dadurch wurde zwar zum einen eine ganze Küste künstlich entwickelt – der Ort Porto Cervo zum Beispiel ist auch vom Consortium gegründet worden. Und der ein oder andere Nachfahr der besagten Schäfer wird sich heute noch ärgern über die erzielten Grundstückspreise. Zum anderen aber wurde so verhindert, dass in der Entwicklung von Sardinien Hochhausbettenburgen entstanden. Es gibt ja an den mediterranen Küsten Europas leider genug schlechte Beispiele aus den 60ern und 70ern Jahren, die zeigen wie es sonst aussehen könnte.
von Sarah 18. Juli 2021
Segeln wohin Wind und Welle einen tragen – hört sich super an. Wenn man sich das aber etwas genauer anschaut stellt man schnell fest, dass das ein romantisches Bild ist – aber eben halt auch nur ein Bild. Im Großen würde das ja zum Beispiel heißen, dass man wie wir in südlichen Sizilien, in Licata startet und je nach Wind in Griechenland, Tunesien, Malta oder -mit viel Glück- in Sardinien landet. Und in den meisten Fällen will man ja irgendwo hin. Oft noch innerhalb einer bestimmten Zeit. Wir zumindest wollen die Ostküste Sardiniens entlang segeln. Dafür benötigen wir den Wind aus der richtigen Richtung – alles was nicht Nord- Nord-West oder Nord-Ost ist, ist super. Zudem hätten wir gerne den Wind nicht zu schwach (wir wollen ja nicht motoren), und aber auch nicht zu stark (keine Lust auf Sturm im unbekannten Gebiet). Ach ja und dann bräuchten wir so in ca. 6-8 Stunden Entfernung noch einen geschützten Ankerplatz, der nicht zu flach, nicht zu tief ist, bitte sandigen Untergrund, der uns durch einen Hügel aus der vorherrschenden Windrichtung schützt und der gegen einlaufenden Schwell geschlossen ist. Oder alternativ bei viel Wind eine Marina, die ausreichend geschützt ist und die nötige Tiefe für unser Boot hat.Als Segelboot geht es unter Wasser noch über 2 Meter weiter bei uns. Da man sich die Bedingungen nicht wünschen kann, setzt das alles viel Planung vorraus, mit Hilfe von Wetterapps, Küstenhandbüchern und Kartenmaterial. Die richtige Planung entscheidet über gut schlafen oder besorgt wach bleiben, motoren oder segeln, bleiben oder aufbrechen. Und so heisst es oft irgendwo warten, um den nächsten Streckenabschnitt gut meistern zu können. Auch mal einen Ort auslassen, weil der bei den Windbedingungen gerade nicht passend ist. Dennoch müssen wir immer wieder umplanen, manchmal sehr spontan, und uns eine neue Lösung suchen, eine neue Bucht, eine Marina… Das ist ein interessanter, lehrreicher und auch wirklich ganz neuer Grad an Fremdbestimmung. Durch das Wetter, unbestechlich, unverhandelbar, auch durch Charme nicht beizukommen. Und oft schlecht einschätzbar und wechselhaft in seinen Launen. Dabei ist wie oben beschrieben beim Segeln das Wetter essentiell. In einem Masse wie man es sonst nicht kennt. Zum Ankommen, für den Komfort, aber auch für die eigene Sicherheit und die des Bootes.
von Sarah 11. Juli 2021
S izilien verschwindet im Kielwasser… Auch wenn diese größte Insel des Mittelmeers wunderschön ist – für uns hatte sie zuletzt den Beigeschmack des Festhängens, der Zwangspause über diesen Corona-Winter. Deshalb fühlt es sich an wie ein Befreiungsschlag als wir Ende Mai endlich Richtung Sardinien starten können. Ein ganzer Tag, eine Nacht und nochmals ein halber Tag komplett auf See liegen vor uns. Die Strecke kennen wir jetzt schon, sind wir sie ja letztes Jahr hin und – ungeplant – auch wieder zurück gesegelt.
von Sarah 4. Juli 2021
Wir laufen Sciacca auf unserem Weg gen Westen an, da die sizilianische Südküste nicht unbedingt ein Ankerparadies ist, und wir nicht direkt zum Saisonstart an einem ungeschützten Strand den nächtlichen Schwell genießen wollen. Die Marina ist recht klein, aber hat gute Kritiken. Deshalb haben wir bereits aus Licata einen Platz dort telefonisch reserviert. Da wir auch tanken wollen und das Hafenbecken recht seicht wirkt, fragen wir per Whattsapp nochmal nach, ob es auch an der Tankstelle tief genug ist – Kein Problem, über 5 Meter ist die Antwort. Beim Einlaufen in den Hafen legen wir zuerst an der Tankstelle an- mein erster Anleger der Saison, die Anspannung ist also groß.
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