Blog Post

Apulien bis Kalabrien

Sarah • 12. Juli 2020
Unsere dritte Woche unterwegs bricht an – nicht ganz genau, da wir ja an einem Dienstag gestartet sind – aber ich denke über die Zeit kann man das als kleine Unschärfe vernachlässigen. Wir erleben gerade ganz ganz viel und sammeln neue Eindrücke, was aber auch dazu führt, dass die Zeit gefühlt rennt – ich war tatsächlich überrascht, dass schon wieder Sonntag ist. Und somit Zeit für einen weiteren kleinen Bericht. Irgendwie stellt sich generell gerade sowieso ein anderes Gefühl ein, im Umgang mit Zeit, wo wir sind, was morgen kommt. Interessant sich selbst und auch den Partner dabei zu beobachten. Werden wir langsam Fahrtensegler?
Marinasandeln
Die vergangene Woche hat mit den letzten Tagen in der Marina del Gargano in Manfredonia gestartet. Wir waren insgesamt 6 Tage dort- das lag zum einen am Wetter, zum anderen wollten wir auch kurz mal die Pause-Taste drücken, nachdem wir so durch Kroatien gerast sind. Und es hat sich gelohnt. Wir haben uns noch dreimal die Fahrräder aus der Marina geschnappt und sind Richtung Stadt und Strand geradelt. 
Schon die Fahrt zum Strand zeigt, dass der Ort viel schöner ist als gedacht – von der Marina aus konnte man eigentlich nur 50er Jahre Hochhäuser sehen. Aber Manfredonia hat eine alte Burg – richtig, vom König Manfred - und eine schöne alte Innenstadt. Gefühlt sehr italienisch, nicht zuckerwattig renoviert und aufgehübscht, sondern mit einem morbiden, sehr ursprünglichen Charme und einer ordentlichen Schicht Patina.
Local Beachlife 
Am Strand wird ersichtlich, dass Italiens Schulen noch geschlossen sind. Seit Auflösung des Lockdown haben die italienischen Jugendlichen schon ordentlich Bräune angenommen und verbringen in großen Gruppen den Tag quasi im Wasser. Homeschooling scheint hier nicht so beliebt. Die jüngeren Kinder werden in der Regel von den Müttern begleitet, die auch gemeinsam die Zeit am Wasser verbringen, im knietiefen Wasser stehend, die Kinder außen rum und sich unterhaltend. Jeder kennt hier jeden – bis auf uns, wir sind ganz offensichtlich die einzigen Touristen. Und werden freundlich beäugt. Das haben wir auch in der Marina schon festgestellt- die Apulier freuen sich sehr über Touristen, wir wurden überall super gastfreundlich empfangen. Leute gehen an unserem Boot vorbei und sprechen uns an, wünschen uns eine gute Zeit. 
Frische Lebensmittel satt
Einkaufen radeln ist nochmal Pflicht und wieder ein Erlebnis. Wir kaufen wieder viel frisches Obst und Gemüse, und erstehen noch zwei frische Doraden. Die Doraden für 8 Euro (beide zusammen!) und der Rest für 9 Euro. Das macht Spaß beim Einkaufen und die Sachen schmecken auch noch wahnsinnig gut. 
Ohne Wecker geht’s auch hier nicht
Mittwoch früh um 6:30 geht’s wieder los. Wer also denkt wir schlafen jeden Tag aus, der ist auf dem Holzweg. Teils müssen wir sogar sehr früh raus, damit wir zu einer vernünftigen Zeit ankommen. Wir verlassen also die Marina, tanken nochmal an der Ausfahrt und starten Richtung Bari. Wir haben eine relativ kurze, aber mit ca. 2 Meter schon recht hohe Welle, und zwar von der Seite. Das ist eher unangenehm, denn es bedeutet, dass wir gut geschaukelt werden. Die Welle legt uns nach rechts, das Schiff richtet sich auf, die nächste Welle legt uns wieder… Wenn man an Deck sitzt ist es nervig aber ok. Als ich uns mittags unten im Schiff was zu Essen mache ist mir dann doch etwas komisch im Magen. Wir sehen einen Schwarm Thunfische, aber immer noch keine Delphine. 
Gegen 14 Uhr kommen wir in Bari an. Wir müssen wieder in eine Marina - die italienische Küste ist hier sehr gerade, teils auch mit Steilküste – kaum Möglichkeiten zu Ankern, vor allem nicht mit Wind.
Digitales Zeitalter im Seebusiness
Kurz vor der Einfahrt machen wir den Online Check-In in der Nautica Ranieri Marina. Das haben wir auch noch nicht erlebt. Online Reservierung – Online Check in – Online Shop – und ein schicker Werbeflyer. Es erhöht aber noch den Kontrast als wir angelegt haben. Eigentlich ist das eher eine Werft mit Tankstelle. Aber auch irgendwie spannend. Und versperrt wie Fort Knox. Das gibt uns ein ganz gutes Gefühl. 
Da Guido unsere Gangway nicht herauskramen wollte – die ist natürlich ganz unten in der Backskiste unter dem aufgehängten Beiboot, ist an Land kommen ein spannendes Unterfangen. Wir nutzen ein am Steg herumliegendes Brett, und krabbeln an Land. Von mir gibt es hierbei leider kein Foto.
Den Nachmittag verbringen wir am Strand. Sand an den Füßen ist nach jahrelangem Kroatien-Urlaub schon ein Wahnsinns-Gefühl. Auch hier sind nur Einheimische unterwegs.
Abends raffen wir uns dann doch nochmal auf und fahren mit dem Bus in die Altstadt. Es gibt weder an der Haltestelle noch im Bus die Möglichkeit ein Ticket zu kaufen. Ich lade noch schnell die Moovit-App- die zeigt alle Verbindungen von her nach da – aber auch kein Ticket. Wer mich kennt weiß, dass ich die Fahrt auf Kohlen saß. 
Heiligenverehrung auf die Spitze gebracht
Die Altstadt von Bari ist eng, voller kleiner und winziger Gassen, und hat in jeder Ecke und jedem Hauseingang mindestens ein Heiligenbild. Das Ganze wird abends in sehr gelbes und spärliches Licht getaucht. Beeindruckend schön und ein bisschen spooky. Ich bin mir bei vielen ausgestellten Heiligenfiguren nicht sicher, ob da nicht ein echtes Stück Heiliger mit dabei ist. Wie gesagt, etwas gruselig oder auch schaurig-schön. 
Dazwischen sausen Roller mit Affenzahn durch die engen Gassen. Die Bewohner Baris sitzen draußen, in Ermangelung von Balkonen auf der Straße, mit ihren Nachbarn und genießen den Abend – ein Tisch, vier Plastikstühle, Flasche Rotwein, fertig. Manchmal war es etwas schwierig zu unterscheiden, ob es ein Restaurant ist oder privat. Viele Haustüren standen offen und erlaubten den direkten Blick in die Küche. Die richtige Entscheidung nach Bari reinzufahren.
Beim Nachhauseweg haben wir wieder den Bus gesucht, der gute Rotwein in der Pizzeria hat mich entspannt. Für die Fahrweise des Busfahrers reichte das viertel Rotwein allerdings nicht aus – mit gefühlten 100km/h ging es durch Schlaglöcher. Stoßdämpfer hatte das Ding gefühlt gar keine. Ich bin ja gespannt welche Arten von Mobilität wir noch so ausprobieren werden. Das war zwar aufregend aber nicht schön.
Schlaflos um den Stiefelabsatz
Morgens- ja wieder 6:30 – werfen wir wieder die Leinen los. Beziehungsweise ziehen sie ein – die brauchen wir ja noch. Vor uns liegen 200 Seemeilen, wir wollen den Stiefelabsatz umrunden. Denn die Adria schiebt bald wirklich böse Winde Richtung ionisches Meer. 
Den Tag über unter Motor, können wir nachts das Vorsegel (oder auch die Genua genannt) rausholen. Nachtüberfahrten haben wir bis jetzt erst wenige gemacht. Es ist eine ganz tolle Stimmung, wenn auf dem Wasser die Sonne untergeht. Man bekommt genau mit und erlebt es auch richtig aktiv, wie lange es dauert vom letzten Fitzel sichtbare Sonne bis zur Dunkelheit, dann kommen die Sterne nach und nach raus, und um die Nacht richtig einzuläuten geht der Mond auf. Das habe ich an Land so noch nie gesehen. Der Mond kann wie die Sonne richtig rot aufgehen. Bei Nacht „draußen“ zu sein, gibt ein ganz ruhiges Gefühl, sehr intensiv und sehr reduziert gleichzeitig. Wir probieren noch den idealen Wachwechsel. Derzeit essen wir miteinander zu Abend, dann geht Guido gegen 21 Uhr schlafen und ich halte Wache bis 12 Uhr. Dann schlafe ich 3 Stunden, Guido hat Wache. Um 3 Uhr bis 6 Uhr wieder anders herum. Ich mag meine Zeiten gerne, denn so sehe ich in meinen Wachen Sonnenuntergang, Mondaufgang und auch wieder die Morgenröte und den Sonnenaufgang. Ab 04:30 beginnt sich der Himmel im Osten rosa zu färben, gegen 05:30 kommt dann die Sonne in pink. 
Allerdings fällt es mir schwer dann von 6 Uhr bis 9 Uhr morgens nochmal zu schlafen. Wenn ich das aber nicht tue bin ich bei 3 Stunden Schlaf in der Nacht. Wir werden sehen welcher Wechsel für uns am besten passt. 
In der Tanke gibt’s Geschenke oder „Trust me, ist ok“
In Crotone angekommen müssen wir erstmal wieder tanken – wir motoren immer noch viel zu viel. Aber entweder gibt es momentan gar keinen Wind, oder gleich über 40 Knoten. An der Tankstelle haben wir erst Bedenken, da unsere Seekarten hier eine Untiefe ausweisen, mit nur 1.80 Tiefe. Und vom Aufsetzen haben wir absolut genug. Chef Carlo beteuert, dass es drei Meter sind und schickt uns per WhatsApp Bilder der Megayachten, die sonst dort tanken. Wir riskieren es also. Und bereuen es nicht diesmal. Zusätzlich bekommen wir eine Flasche Rotwein aus der Gegend geschenkt und eine Karte mit Ankerplätzen in der Nähe. Wow!
Naturschutzgebiet ohne A mit B oder C
Um 17 Uhr fällt der Anker endlich in Castello, Teil eines Naturschutzgebietes, auf 14 Meter Tiefe. Wir haben wirklich versucht dort zu ankern wo es erlaubt ist – die Verbote haben ja einen Sinn. Aber es war tatsächlich nicht ganz so einfach zu ermitteln wo man jetzt was darf…Castello hat seinen Namen natürlich von einer Burg. Die ist an der Spitze der Landzunge und sieht tatsächlich aus, wie eine Sandburg. In der Mitte der Turm aus dem Wassereimer.. und die Farbe passt auch. Um halb neun waren wir in der Koje und haben wirklich komatös geschlafen – 11 Stunden am Stück. 
Morgens haben wir uns unsere Logge angesehen. Sie zeichnet nicht wirklich die „gefahrenen“ Meilen auf, das sind zu wenige. Die Logge ist ein kleines Rädchen unterm Schiff, das durch den Wasserzug gedreht wird. Je schneller wir fahren, umso schneller dreht sich das Rad. Das wird aufgezeichnet und sagt uns wie schnell wir sind. 
Nach einer gewissen Zeit setzen sich da Muscheln fest und sie dreht nicht mehr richtig. Das bedeutet die Logge rausziehen, sauber machen und wieder zurück. Und zwar ohne, dass zu viel Wasser ins Boot dringt. Hat aber ganz gut geklappt. Und jetzt läuft sie wieder.
Im Zick-Zack durch Kalabrien
Den Samstag verbringen wir segelnd unter Vollzeug- das heißt beide Segel sind gesetzt und wir rauschen wunderbar und lautlos durchs Wasser. Was für ein Genuß. Genauso stellen wir uns das eigentlich immer vor. Der Wind ist perfekt mit 16 Knoten und wir sind mit 6 Knoten Fahrt auch recht schnell. Wenn da nicht das mit der Windrichtung wäre. Denn der Wind kommt daher wo wir hinwollen. Und es gibt genau eine Windstellung, die ein Segelboot wirklich gar nicht kann, egal mit welchem Segel - das ist der Wind auf die Nase. Heist wir müssen kreuzen, also im Zick-Zack aufs Ziel zu. Und das kennt der ein oder andere vielleicht von anderen Gelegenheiten- im Zick-Zack aufs Ziel zu ist der Weg länger. Aber es ist zu schön den Motor nicht zu hören, und so kreuzen wir bis 18 Uhr zum Ziel. Die Landschaft verändert sich zusehend, die Berge erinnern mich an die Landschaften in Modelleisenbahnen. Kann aber auch an der Entfernung liegen. Ganz Kalabrien scheint zudem ein einziger langer Sandstrand zu sein. Und endlich Delphine! Zu weit entfernt für ein Foto, aber trotzdem ein wunderbares Erlebnis. Bestimmt 20 Tiere, die miteinander spielten, inklusive akrobatischer Einlagen und Sprünge. 
115 in Riace Marina
Die Zielbucht liegt vor Riace Marina. Hier ist überall Sandboden, und wir können auf 7 Metern Wassertiefe nicht nur den Boden und unseren Anker sehen, sondern jede einzelne Minidüne im Sand. Also die neue Taucherbrille auf und rein ins Wasser.
Abends bekamen wir sogar noch Abenteuer mit Showeinlage vor der Haustür.
Der Strandabschnitt direkt vor uns hat gebrannt. Nachdem sich das Feuer immer weiter verbreitet hat haben wir die Feuerwehr angerufen. Über die zentrale Nummer 115. Meine Frage, ob er englisch spreche, verneinte der Mann am Telefon, mit der erklärenden Zusatzinfo „I speak italian“. Gut. Also habe ich versucht, mit meinem rudimentären Italienisch die Situation zu schildern. Aber es hat scheinbar funktioniert, denn 30 Minuten später konnten wir die Feuerwehr bei der Arbeit beobachten. Aus der Ferne sah das aus wie: Feuer beobachten, weiter beobachten, ist aus, ok wir fahren. Aber wir waren ja auch 200 Meter weg. Vielleicht haben sie mit Sand gelöscht. Die 200 Meter Entfernung haben uns aber trotz wenig Wind nicht ganz unbeteiligt entlassen – morgens fanden wir lauter Ascheteilchen auf dem Deck. 
Somit hat die Blue Baloo dem Strandfeuer eine ungeplante Dusche zu verdanken – wir haben erstmal das Deck sauber gemacht. Mit Eimer, Salzwasser und anschließend für die Luken noch Süßwasser. 2 Stunden Arbeit und das am Sonntag!
von Sarah 10. Januar 2022
Um halb sechs Uhr morgens am 08.08.21 machen wir in Cartagena die Leinen los. Nur um sie zehn Minuten später an der Tankstelle wieder festzumachen. Wir füllen nochmal den Dieseltank und alle Kanister. Der Manövrierraum ist etwas enger als gedacht, da ein Fischer wohl dachte, er störe hier nachts niemanden, wenn er an der Tankstelle festmacht. Um halb sieben verlassen wir das geschützte Hafenbecken von Cartagena. Direkt in der Einfahrt passieren wir noch einen kleineren Tanker, dessen Beleuchtung es auch bei uns taghell erscheinen lässt.
von Sarah 5. Januar 2022
Die Belohnung des müden Seglers – Sonnenaufgänge vom Feinsten. Die Crew schaut noch etwas kariert, aber dennoch sind wir begeistert von dem Bild, das sich um uns herum zeigt.
von Sarah 2. November 2021
Seit 2008 ist Alicante Startpunkt und Base des Volvo Ocean Race, mit Ausstieg von Volvo die des "The Ocean Race". Manchen sagt auch noch der ganz alte Name „Whitbread Round the World“ etwas, das seit Anfang der 70er, damals noch von Southampton aus startete. Es ist eine Regatta in mehreren Etappen um die Welt, und gilt als eines der härtesten Rennen, auf Grund der einzelnen Etappen und Jahreszeiten. In 2021 hätte es das erste Mal unter dem Namen „The Ocean Race“ stattgefunden, auf Grund von Corona wurde es aber ins Jahr 2022 verlegt. Irgendwie ja schon passend, dass wir zufällig hier landen… Wir sehen uns natürlich die Base an, aber bis auf zwei aufgebockte Schiffe ist nicht viel zu erkunden. Aber die sind mächtig. Spannend mal so vor einer Open 60 zu stehen. Open ist das richtige Stichwort für das Deck- wenig zum Festhalten…In der Regatta-Szene ist es letztlich ähnlich wie beim Auto-Rennsport: In den Anfängen handelte es sich hier um Schiffe, die auch sonst zum normalen sportlichen Segeln genutzt wurden. Heutzutage sind das reine Rennmaschinen, gewichtsoptimiert, und eigentlich nicht bewohnbar. Außer man hängt gerne bei großer Lautstärke in einer wackeligen unisolierten Minikoje und isst Astronautennahrung. Die körperliche Hygiene lassen wir mal besser ganz außen vor…
von Sarah 1. November 2021
Wir sind sowas von vorbereitet. Das Schiff sowieso, Sicherheitseqipment ist gecheckt und vorbereitet, alle Proviantierungsmöglichkeiten der BB sind ausgeschöpft, ich habe sogar vorgekocht (Danke für den Tipp an Vicky von der IBEX) für den Fall, dass das Wetter längere Aufenthalte unter Deck verhindert. Zu guter Letzt installieren wir noch das Satellitentelefon, in unserem Fall das Iridium GO!. Hierdurch sind wir auf der Strecke auch trackbar wenn die letzten Mobilverbindungen sich verabschieden. Aber vor allem für uns wichtig: Wir können dadurch unterwegs neue Wetterdaten laden. Wir haben fast 500 Seemeilen vor uns, das bedeutet ganz grob mal 5 Tage auf See. Da können sich Wetterlagen verändern. Damit wir uns entsprechend anpassen können, laden wir über Satellit bis zu dreimal täglich neue Wetterdaten. Zwei Tage vor Abfahrt sehen wir uns ein Tutorial von Predict Wind an (das ist unser Wetterdienst, den wir vornehmlich nutzen) zur Installation und Nutzung- fun point: Im Tutorial wird empfohlen die Installation ca 2 Wochen vor Start zu beginnen. Nun, muss jetzt in 48 Stunden klappen. Wir wollten das System nicht früher aktivieren, da die monatliche Nutzung mit 150 Euro schon happig ist. Aber es klappt auch- das System ist wirklich einfach zu bedienen.
von Sarah 14. August 2021
Wir verlassen die Asinara Insel und steuern eine ganz besonders schöne Stadt im Nordwesten an- Castelsardo. Ein mittelalterliches Städtchen, umgeben von einer trutzigen Burganlage. Solche Orte sind tatsächlich rar auf Sardinien, meist gibt es doch kleinere Dörfchen, selten mal eine Stadt, die auf so viele Jahre zurückblicken kann.
von Sarah 2. August 2021
So langsam sind wir im Nordwesten Sardiniens angekommen. Zwischen der Costa Paradiso und dem Golfo di Asinara liegt Isola Rossa, benannt nach der kleinen vorgelagerten Insel und den rosafarbenen Granitfelsen. Die dortige Marina ist für zwei Tage unser Ort der Wahl. Ende Juni sind wir hier noch fast alleine, und genießen das beschauliche Fischerdorf. Auch wenn die Haupteinkommensquelle mittlerweile eher der Tourismus sein dürfte, so gibt es doch noch einige auch kleinere Fischerboote, die rege im Einsatz sind. Entsprechend schüttelt es uns immer wieder durch, gerne frühmorgens, wenn der Schwell der vorbeifahrenden Boote uns trifft.
von Sarah 25. Juli 2021
Wir kommen jetzt langsam in den Bereich der Costa Smeralda, im Nordosten Sardiniens. Dieser Küstenabschnitt, der sich vom Großraum Olbia über die Maddalena-Inseln bis nach Palau im Norden erstreckt ist berühmt-berüchtigt für die Reichen und Schönen, für Stars und Sternchen. Porto Cervo haben viele schon mal gehört, Puff Daddy (heißt er grad so, kennt den noch einer?) urlaubt hier genauso gerne wie Beyoncé oder Leonardo di Caprio. Wie es bei den heutigen Influencern aussieht, da muss ich leider passen- ob da außer Dubai noch was anderes in Frage kommt. Zuletzt erlangte dieser Teil Sardiniens traurige Berühmtheit, da u.a. die ansässige Discothek (Club..) von Flavio B. sich für Sardinien letztes Jahr zum Supergau im Sinne von Corona-Superspreader-Location entwickelte. Gegründet wurde die Costa Smeralda übrigens komplett auf dem Papier- Agha Kahn und weitere potente Geschäftsmänner seiner Zeit taten sich Anfang der 60er Jahre zusammen, kauften einigen Schäfern die 50 km Küste für einen Apfel und ein Ei ab und gründeten das Consorzio Costa Smeralda. Dieses entwickelte die wunderschöne einsame Küstenregion zum hochklassigen und hochpreisigen Touristenmagnet – allerdings unter strengen Auflagen. Jedes Immobilienprojekt musste durch das Consorzio genehmigt werden, es musste im eigens neu entwickelten mediterran-sardischen Stil und unter Verwendung lokaler Ressourcen gebaut werden. Zudem durfte die Höhe der Gebäude die der Bäume nicht überschreiten. Dadurch wurde zwar zum einen eine ganze Küste künstlich entwickelt – der Ort Porto Cervo zum Beispiel ist auch vom Consortium gegründet worden. Und der ein oder andere Nachfahr der besagten Schäfer wird sich heute noch ärgern über die erzielten Grundstückspreise. Zum anderen aber wurde so verhindert, dass in der Entwicklung von Sardinien Hochhausbettenburgen entstanden. Es gibt ja an den mediterranen Küsten Europas leider genug schlechte Beispiele aus den 60ern und 70ern Jahren, die zeigen wie es sonst aussehen könnte.
von Sarah 18. Juli 2021
Segeln wohin Wind und Welle einen tragen – hört sich super an. Wenn man sich das aber etwas genauer anschaut stellt man schnell fest, dass das ein romantisches Bild ist – aber eben halt auch nur ein Bild. Im Großen würde das ja zum Beispiel heißen, dass man wie wir in südlichen Sizilien, in Licata startet und je nach Wind in Griechenland, Tunesien, Malta oder -mit viel Glück- in Sardinien landet. Und in den meisten Fällen will man ja irgendwo hin. Oft noch innerhalb einer bestimmten Zeit. Wir zumindest wollen die Ostküste Sardiniens entlang segeln. Dafür benötigen wir den Wind aus der richtigen Richtung – alles was nicht Nord- Nord-West oder Nord-Ost ist, ist super. Zudem hätten wir gerne den Wind nicht zu schwach (wir wollen ja nicht motoren), und aber auch nicht zu stark (keine Lust auf Sturm im unbekannten Gebiet). Ach ja und dann bräuchten wir so in ca. 6-8 Stunden Entfernung noch einen geschützten Ankerplatz, der nicht zu flach, nicht zu tief ist, bitte sandigen Untergrund, der uns durch einen Hügel aus der vorherrschenden Windrichtung schützt und der gegen einlaufenden Schwell geschlossen ist. Oder alternativ bei viel Wind eine Marina, die ausreichend geschützt ist und die nötige Tiefe für unser Boot hat.Als Segelboot geht es unter Wasser noch über 2 Meter weiter bei uns. Da man sich die Bedingungen nicht wünschen kann, setzt das alles viel Planung vorraus, mit Hilfe von Wetterapps, Küstenhandbüchern und Kartenmaterial. Die richtige Planung entscheidet über gut schlafen oder besorgt wach bleiben, motoren oder segeln, bleiben oder aufbrechen. Und so heisst es oft irgendwo warten, um den nächsten Streckenabschnitt gut meistern zu können. Auch mal einen Ort auslassen, weil der bei den Windbedingungen gerade nicht passend ist. Dennoch müssen wir immer wieder umplanen, manchmal sehr spontan, und uns eine neue Lösung suchen, eine neue Bucht, eine Marina… Das ist ein interessanter, lehrreicher und auch wirklich ganz neuer Grad an Fremdbestimmung. Durch das Wetter, unbestechlich, unverhandelbar, auch durch Charme nicht beizukommen. Und oft schlecht einschätzbar und wechselhaft in seinen Launen. Dabei ist wie oben beschrieben beim Segeln das Wetter essentiell. In einem Masse wie man es sonst nicht kennt. Zum Ankommen, für den Komfort, aber auch für die eigene Sicherheit und die des Bootes.
von Sarah 11. Juli 2021
S izilien verschwindet im Kielwasser… Auch wenn diese größte Insel des Mittelmeers wunderschön ist – für uns hatte sie zuletzt den Beigeschmack des Festhängens, der Zwangspause über diesen Corona-Winter. Deshalb fühlt es sich an wie ein Befreiungsschlag als wir Ende Mai endlich Richtung Sardinien starten können. Ein ganzer Tag, eine Nacht und nochmals ein halber Tag komplett auf See liegen vor uns. Die Strecke kennen wir jetzt schon, sind wir sie ja letztes Jahr hin und – ungeplant – auch wieder zurück gesegelt.
von Sarah 4. Juli 2021
Wir laufen Sciacca auf unserem Weg gen Westen an, da die sizilianische Südküste nicht unbedingt ein Ankerparadies ist, und wir nicht direkt zum Saisonstart an einem ungeschützten Strand den nächtlichen Schwell genießen wollen. Die Marina ist recht klein, aber hat gute Kritiken. Deshalb haben wir bereits aus Licata einen Platz dort telefonisch reserviert. Da wir auch tanken wollen und das Hafenbecken recht seicht wirkt, fragen wir per Whattsapp nochmal nach, ob es auch an der Tankstelle tief genug ist – Kein Problem, über 5 Meter ist die Antwort. Beim Einlaufen in den Hafen legen wir zuerst an der Tankstelle an- mein erster Anleger der Saison, die Anspannung ist also groß.
Show More
Share by: