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Kalabrien bis Sizilien, oder Schwell, Wind und Tiefe

Sarah • 20. Juli 2020
Nach kurzem Übernachtungs-Stopp vor Spropolo fuhren wir bis zum Anfang des Verkehrstrennungsgebietes in der Strasse von Messina. Die kalabrische Küste fasziniert mich landschaftlich immer noch- wirklich schön, ursprünglich und auch abwechslungsreich. Und tatsächlich wenig Tourimus. 
Die Strasse von Messina ist eine hochfrequentierte Meeresenge. Alle großen Tanker zwischen Süden und Norden, zwischen thyrennischem und ionischem Meer, ja sogar aus dem Atlantik kommend, diese Abkürzung nehmen. Wir wollen am nächsten Tag die Meeresenge durchfahren und suchen jetzt einen Platz für die Nacht, kurz vor dem Verkehrstrennungsgebiet. Dieses regelt genau, wo man in welche Richtung fahren darf, das sind jeweils Einbahnstraßen. Wir haben da eigentlich gar nichts verloren, wir werden uns an der Seite halten, damit die großen Riesen an uns vorbeiziehen können. Und am Ende werden wir einmal im rechten Winkel kreuzen um auf die andere Seit zu kommen – bei viel Verkehr eine spannende Sache. 
Bei der Buchtensuche zeigt sich schon hier ein Problem, das uns die ganze Woche weiter beschäftigen sollte: Tiefe.
Das Meer ist hier sehr sehr tief (Unser Tiefenmesser verabschiedet sich ab 120 Meter..), und der flache Bereich, den wir zum ankern nutzen können ist nur sehr schmal. Das bedeutet, man liegt recht nah am Ufer. Das ist aus zwei Gründen unvorteilhaft: Wenn der Anker rutscht befindet man sich sehr schnell in Gewässern, die für uns zu flach sind. Wir erinnern uns, unter uns sollten mehr als 2 Meter Platz sein. Zum zweiten gibt es in Italien die Regel mindestens 200 Meter Entfernung zu einem Strand zu halten und mindestens 100 Meter zu einer Küste. Das ist ja auch durchaus sinnvoll. Schränkt aber alles zusammen die Möglichkeiten doch recht ein. 
Unterwegs bekommen die Seereling und die Winschen noch eine Politur verpasst.
Alessandro und die Nautic Bar
Wir finden über Navily (Eine App zu globalen Ankerplätzen und Marinas - Große Empfehlung an die Segler, vor allem wenn man wie wir nur mit einem etwas älteren Küstenhandbuch zu Italien operiert) einen Spot, Gallico Marina. Was in der App nicht erwähnt wird, ist Alessandro, bzw. die Nautica Bar. Als wir den Anker neben einer Anzahl Bojen für kleine Boote auswerfen, kommt ein kleines Beiboot vom Strand aus auf uns zu. Wir bereiten uns innerlich auf eine Diskussion vor, warum wir hier nicht ankern dürfen und schließen erstmal das Manöver ab. Als die Ankerwinsch nicht mehr lärmt hören wir: Hi i am Alessandro, can i help you? So kann man sich täuschen. Wir plaudern ein wenig und er bietet an, uns später mit dem Dinghy abzuholen, dann können wir den Duda hängen lassen. Da wir am nächsten Tag ja auch gleich weiter wollen klingt das gut.
Während wir erstmal baden ändert sich schlagartig das Wetter, es fängt an zu winden, und es baut sich eine Welle auf, die die BB tanzen lässt. 20 Knoten, auflandiger Wind. Laut allen uns vorliegenden Wetterberichten, von teuer bis gratis, existieren weder der Wind, noch die Welle…Auch dieses Phänomen sollte unsere Woche noch stark bestimmen. Wir entscheiden uns, dennoch an Land zu gehen und Alessandro holt uns ab. Bumpy ride bei der Welle. In der Nautic Bar trinken wir ein Bier und Alessandro setzt sich zu uns. Er erzählt von der Bar, die erst den zweiten Tag geöffnet hat, und von sich. Mitten in der Straße von Messina treffen wir auf jemanden, der mit Kreuzfahrtschiffen schon die halbe Welt bereist hat, bevor er vor einem Jahr nach Italien zurückkam. Ein toller Auftakt in den Abend. Das Abendessen danach war von der Lokalität ein Volltreffer, das Essen hätten wir uns sparen sollen – finanziell und auch geschmacklich. Aber was solls. Die Nacht wird erwartungsgemäß sehr schaukelig. 
Die Blue Baloo unter Riesen
Die Meeresenge wird stark dominiert von Strömungen, die wiederum vom Wind, und aber auch von der Tide abhängen. Wenn Hochwasser auf Niedrigwasser wechselt entsteht durch das abfließende Wasser eine Strömung. Und diese soll in der Straße von Messina recht stark sein, bis 4 Knoten. Wir fahren unter Motor 6-7 Knoten. Wenn wir also gegen die Strömung anfahren müssten, wären wir bei 2 Knoten Fahrt, das ist dann Schrittgeschwindigkeit.. Guido hat aber eine gute Seite gefunden, (www.correntidellostretto.it) wo man die Zeiten der Strömungsrichtungen ablesen kann, und so starten wir um 10:30, um die Strömung mit uns zu haben. Und die schiebt ganz ordentlich. Wir erreichen fast 10 Knoten Fahrt. Das ist deutlich über unserer Maximalgeschwindigkeit. Das ist als würde dein Auto statt maximal 200 km/h plötzlich 260 fahren. Hui! Und wir haben auch sonst Glück, es sind kaum Ozeanriesen unterwegs mit uns, und somit können wir die Fahrt voll genießen. Einmal quert eine Fähre vor uns um in einen Hafen abzubiegen, das wars aber auch schon. 
Nach zwei Stunden sind wir durch. Ganz am Ende sehen wir auf der rechten Seite das schöne Scilla liegen.
Auf zum Stromboli
Also Kurs liparische Inseln! Die sollen wunderschön sein, und am Ende ist da ja auch noch der Stromboli, das wollen wir uns alles ansehen. Und wir hoffen auch schöne Buchten zum ankern und schwimmen.
Der Wind frischt auf 25 Knoten auf und wir lassen uns von der Genua ziehen. Und nach einer Stunde ist der Wind dann auch wieder weg- aus, wie auf Knopfdruck. Hmpf, also Motor an und weiter geht’s. Aber wir bekommen immer wieder etwas Wind und können somit die meiste Zeit dann doch schön dahinsegeln, und müssen nur zwischendurch manchmal etwas anschieben. 
Zeit auch etwas nachzudenken. Schon Wahnsinn, da sind wir in Sizilien, nicht mit dem Flieger oder dem Auto, sondern auf eigenem Kiel, mit der Blue Baloo. Wir sind die vierte Woche unterwegs- so lange hatte ich seit dem Studium nicht mehr am Stück zur Verfügung, und das ist schon etwas her. 
Im Süden der Insel Volcano finden wir nachmittags eine kleine feine Ankerbucht. Fleisch ist aufgetaut, und bereit für den Grill- aber der Druckregler mag nicht. Also gibt es Tortellini und das Fleisch muss nochmal in den Kühlschrank. 
Sonnenaufgang vor Volcano
Morgens geht’s es gleich weiter in die Porto di Ponente Bucht im Westen der Insel und wir erleben dort tolles Schnorcheln in glasklarem Wasser und gewaltige Vulkansteine. Es gab auch viele bunte Fische, aber ich hab sie nicht vor die Kamera bekommen. Leider ist die Bucht genau in Windrichtung offen und so baut sich nachmittags ungemütlicher Schwell auf. 
Zwischendurch bauen wir schnell den Geber vom Dieseltank aus, um ihn fotografieren und bestellen zu können - momentan zeigt er nämlich ca. 50 Liter zu wenig an. Ja, wir schlafen auf dem Tank.
Wir düsen also weiter, in die Baia Levante, letztlich der gleiche Ort, nur die andere Seite der Landzunge, und somit nach Westen geschlossen. Dort ist es auf Grund der Tiefe fast unmöglich zu ankern, wir gehen also zwei Tage in die dortige Marina. Wir kommen ins Gespräch mit dem Marinero, dessen doch sehr britischer Akzent uns auffällt. Seine Mutter ist Engländerin, der Vater aus Volcano. Nach Jahren in Mailand in einem „normalen“ Job wie er sagt, hat er hingeschmissen und macht jetzt das was er mag, am Meer, und ist glücklich. Und das merkt man ihm auch an. Diese Begegnungen, wie auch mit Alessandro, zusammen mit neuen Orten, sind es warum wir unterwegs sind.

Volcano und der Vulkan
Der Ort Volcano ist schnell erkundet, ganz niedlich, aber auch sehr touristisch. Morgens werden die Touristen durch Fähren dort abgeladen, abends wieder eingesammelt. Wir stocken unsere Vorräte auf und Guido ersteht einen neuen Gasdruckregler. Es darf wieder gegrillt werden! Die Strände sind etwas gewöhnungsbedürftig- der Sand ist teils ganz fein und weich – und pechschwarz. Klar, Vulkansand. Damit gibt es aber auch kein türkises Wasser. Und die Füße sehen irgendwie schmutzig aus. Am irritierendsten ist aber der Schwefelgeruch, der über der Insel liegt. Das kommt von dem – noch aktiven- Vulkan. Allerdings gibt es, anders als beim Stromboli, keine Eruptionen. Aber- es stinkt. Nach faulen Eiern. 
Der nächste Morgen ist eher unromantisch – Wäsche waschen ist angesagt. Die Marina verfügt über eine nagelneue Waschmaschine und Trockner und somit gönnen wir uns zwei Ladungen saubere Wäsche inkl. Trocknen. Und einer unserer Leinenspanner rutscht plötzlich durch. Das fällt unter ungeplante Reparaturen- wir zerlegen also das gesamte System, reinigen, dann etwas WD-40 und bauen es wieder zusammen. Das wars. WD-40 heilt eigentlich alles. Damit ist der Vormittag auch dann schon rum. 
Den Vulkan selbst, Volcano – der angeblich Namensgeber war für die Gattung Vulkane, sehen wir uns dann aber genauer an. 400 Meter aufwärts, verteilt auf 4 Kilometer. Man kann bis zum Krater gehen und diesen umrunden. Der Aufstieg wird als „leicht“ bezeichnet, und uns wird gesagt Turnschuhe würden reichen. Wir sind dann doch recht froh dass wir Wanderschuhe anhaben, und auch Wasser, Kopfbedeckung etc. eingepackt haben. Vielleicht liegt es daran, dass wir um 13 Uhr los sind und somit bei 29 Grad und Sonnenschein. Es war richtig anstrengend. Und der Weg ist bemerkenswert unbefestigt. Oben offenbart sich allerdings ein Rundumblick, der seinesgleichen sucht, und wir schauen tief in den Vulkankrater. Theoretisch habe ich auch nichts gesehen, das Dich abhalten würde IN den Krater zu steigen – außer dem gesunden Menschenverstand. Die Schwefelfelder verlassen wir recht schnell wieder- zum einen fühlt sich das echt nicht gut beim Atmen an, zudem ist der Dampf auch richtig heiß an den Beinen. Direkt am Krater ist ein Helikopter-Landeplatz – wer also den Aufstieg scheut kann es offensichtlich auch einfacher haben. 
Der geplante Ausflug mit dem Beiboot am Nachmittag fällt aus – wir sind platt als wir wieder zurück sind. Abends wird endlich gegrillt und wir sind früh in der Koje. Die Marina hat sich mittlerweile gefüllt- man merkt es naht das Wochenende, da kommen die Italiener anscheinend gerne auf die Inseln raus. Wir kaufen morgens noch Brot, sehen aber vom Fleisch oder Fisch kaufen ab. Das sieht zwar super aus, aber gerade ist der Strom weg und der Laden im Dunkeln. Das scheint aber niemanden besonders zu irritieren. Was wiederum bei uns die Frage aufwirft, wie lange der Strom schon weg ist, und wie oft das dem armen Zeug in der Auslage so passiert… 
Vorhersagen oder Glaskugelgucken
Unser nächstes Ziel ist die Insel Lipari. Der Wind soll aus Osten kommen, da sind wir in der geplanten Bucht bei Canneto gut geschützt. Und Welle laut Vorhersage – keine. Wir bleiben dort eine Nacht, am nächsten Nachmittag dann wird es uns zu bunt- die nicht existierende Welle wird immer höher und der Wind bläst uns Richtung Felsen. Der Anker hat zwar sehr gut gehalten, aber das verspricht keinen ruhigen Schlaf. Es gibt in der Nähe aber eigentlich keine alternativen Ankerbuchten – Thema Tiefe. Wir entscheiden – mal wieder – in eine Marina zu gehen. Um die Ecke bei der Stadt Lipari werden wir fündig und kündigen uns telefonisch an. 
Lampen an oder Lampe aus?
Dann gehen wir Anker auf - und ziehen mit dem Anker ein großes Starkstromkabel mit hoch. Der Anker saß tatsächlich bombenfest. Wunderlich nur dass die Lampen im Ort in der Nacht geleuchtet haben- und die BB nicht gleich mit. Laut Karte waren da Seekabel- allerdings nicht an unserem Ankerplatz. Eigentlich… Wir lassen den Anker etwas ab, fahren rückwärts, vorwärts, nichts bewegt sich. Der Anker hat sich richtig schön in das Kabel eingeruckt, und das Kabel liegt schön in der Schaufel. Wir müssen also den Druck aus dem Kabel nehmen. Wir binden eine Schot (dickes Seil) um das Kabel, und senken dann den Anker. Das geht zwar gut, nur sobald wir den Anker dann einzuholen beginnen, hakt er sich wieder im Kabel ein. Also binden wir wiederum eine andere Schot an den Anker. Das Kabel hängt jetzt mittels unserer Leine kurz über der Wasseroberfläche. Jetzt den Anker ablassen, so dass er frei vom Kabel ist und den Anker mittels der anderen Schot vom Kabel wegziehen. Jetzt Anker gleichzeitig hoch ziehen, Kabel ablassen, und – wir sind frei. Man liest zwar oft, dass Segler alles mögliche mit dem Anker einfangen, aber uns war das bis jetzt noch nicht passiert. Guido zieht sich noch eine Blessur am Kinn zu bei der ganzen Operation, aber der Schnitt ist nicht sehr tief. Nach der ganzen Aufregung sind wir mehr als froh in die Marina einzufahren. Da wir eine ganze Menge Adrenalin zu verarbeiten haben, machen wir uns direkt zu Fuß auf den 3 km langen Weg in die Stadt. 
Lipari Stadt
Lipari ist ein hübsches kleines Städtchen, dominiert von einer Burg am Felsen, die über der Stadt thront. Aber auch hier spüren wir - es ist Wochenende. Menschenmassen kommen uns in der Hauptstraße entgegen – wir flüchten in kleinen Gässchen den Berg hoch. Alles sehr hübsch hier- bis auf die Kakerlaken in der Ecke- die wollen wir keinesfalls an Bord haben. Auf dem Hinweg haben wir eine schöne Osteria an der Promenade gesehen, und entscheiden uns dort einen Aperitif zu nehmen. Wir erhalten sizilianischen Wein und Bier, und lassen uns noch zu einer Platte mit lokalem Käse und Salami überreden. Die Osteria ist mit viel Geschmack und sehr individuell hergerichtet, die Leute sind sehr aufmerksam und super nett, Essen und Getränke hervorragend. Aus einem Wein werden da doch glatt zwei. Die Musik erweist sich als gestreamtes Radio aus der Schweiz, auch irgendwie abstrus. Aber klang gut. Und dann endet die vierte Woche mit einer guten Pizza – wir müssen noch ganz viel Pizza essen solange wir noch in Italien sind!
von Sarah 10. Januar 2022
Um halb sechs Uhr morgens am 08.08.21 machen wir in Cartagena die Leinen los. Nur um sie zehn Minuten später an der Tankstelle wieder festzumachen. Wir füllen nochmal den Dieseltank und alle Kanister. Der Manövrierraum ist etwas enger als gedacht, da ein Fischer wohl dachte, er störe hier nachts niemanden, wenn er an der Tankstelle festmacht. Um halb sieben verlassen wir das geschützte Hafenbecken von Cartagena. Direkt in der Einfahrt passieren wir noch einen kleineren Tanker, dessen Beleuchtung es auch bei uns taghell erscheinen lässt.
von Sarah 5. Januar 2022
Die Belohnung des müden Seglers – Sonnenaufgänge vom Feinsten. Die Crew schaut noch etwas kariert, aber dennoch sind wir begeistert von dem Bild, das sich um uns herum zeigt.
von Sarah 2. November 2021
Seit 2008 ist Alicante Startpunkt und Base des Volvo Ocean Race, mit Ausstieg von Volvo die des "The Ocean Race". Manchen sagt auch noch der ganz alte Name „Whitbread Round the World“ etwas, das seit Anfang der 70er, damals noch von Southampton aus startete. Es ist eine Regatta in mehreren Etappen um die Welt, und gilt als eines der härtesten Rennen, auf Grund der einzelnen Etappen und Jahreszeiten. In 2021 hätte es das erste Mal unter dem Namen „The Ocean Race“ stattgefunden, auf Grund von Corona wurde es aber ins Jahr 2022 verlegt. Irgendwie ja schon passend, dass wir zufällig hier landen… Wir sehen uns natürlich die Base an, aber bis auf zwei aufgebockte Schiffe ist nicht viel zu erkunden. Aber die sind mächtig. Spannend mal so vor einer Open 60 zu stehen. Open ist das richtige Stichwort für das Deck- wenig zum Festhalten…In der Regatta-Szene ist es letztlich ähnlich wie beim Auto-Rennsport: In den Anfängen handelte es sich hier um Schiffe, die auch sonst zum normalen sportlichen Segeln genutzt wurden. Heutzutage sind das reine Rennmaschinen, gewichtsoptimiert, und eigentlich nicht bewohnbar. Außer man hängt gerne bei großer Lautstärke in einer wackeligen unisolierten Minikoje und isst Astronautennahrung. Die körperliche Hygiene lassen wir mal besser ganz außen vor…
von Sarah 1. November 2021
Wir sind sowas von vorbereitet. Das Schiff sowieso, Sicherheitseqipment ist gecheckt und vorbereitet, alle Proviantierungsmöglichkeiten der BB sind ausgeschöpft, ich habe sogar vorgekocht (Danke für den Tipp an Vicky von der IBEX) für den Fall, dass das Wetter längere Aufenthalte unter Deck verhindert. Zu guter Letzt installieren wir noch das Satellitentelefon, in unserem Fall das Iridium GO!. Hierdurch sind wir auf der Strecke auch trackbar wenn die letzten Mobilverbindungen sich verabschieden. Aber vor allem für uns wichtig: Wir können dadurch unterwegs neue Wetterdaten laden. Wir haben fast 500 Seemeilen vor uns, das bedeutet ganz grob mal 5 Tage auf See. Da können sich Wetterlagen verändern. Damit wir uns entsprechend anpassen können, laden wir über Satellit bis zu dreimal täglich neue Wetterdaten. Zwei Tage vor Abfahrt sehen wir uns ein Tutorial von Predict Wind an (das ist unser Wetterdienst, den wir vornehmlich nutzen) zur Installation und Nutzung- fun point: Im Tutorial wird empfohlen die Installation ca 2 Wochen vor Start zu beginnen. Nun, muss jetzt in 48 Stunden klappen. Wir wollten das System nicht früher aktivieren, da die monatliche Nutzung mit 150 Euro schon happig ist. Aber es klappt auch- das System ist wirklich einfach zu bedienen.
von Sarah 14. August 2021
Wir verlassen die Asinara Insel und steuern eine ganz besonders schöne Stadt im Nordwesten an- Castelsardo. Ein mittelalterliches Städtchen, umgeben von einer trutzigen Burganlage. Solche Orte sind tatsächlich rar auf Sardinien, meist gibt es doch kleinere Dörfchen, selten mal eine Stadt, die auf so viele Jahre zurückblicken kann.
von Sarah 2. August 2021
So langsam sind wir im Nordwesten Sardiniens angekommen. Zwischen der Costa Paradiso und dem Golfo di Asinara liegt Isola Rossa, benannt nach der kleinen vorgelagerten Insel und den rosafarbenen Granitfelsen. Die dortige Marina ist für zwei Tage unser Ort der Wahl. Ende Juni sind wir hier noch fast alleine, und genießen das beschauliche Fischerdorf. Auch wenn die Haupteinkommensquelle mittlerweile eher der Tourismus sein dürfte, so gibt es doch noch einige auch kleinere Fischerboote, die rege im Einsatz sind. Entsprechend schüttelt es uns immer wieder durch, gerne frühmorgens, wenn der Schwell der vorbeifahrenden Boote uns trifft.
von Sarah 25. Juli 2021
Wir kommen jetzt langsam in den Bereich der Costa Smeralda, im Nordosten Sardiniens. Dieser Küstenabschnitt, der sich vom Großraum Olbia über die Maddalena-Inseln bis nach Palau im Norden erstreckt ist berühmt-berüchtigt für die Reichen und Schönen, für Stars und Sternchen. Porto Cervo haben viele schon mal gehört, Puff Daddy (heißt er grad so, kennt den noch einer?) urlaubt hier genauso gerne wie Beyoncé oder Leonardo di Caprio. Wie es bei den heutigen Influencern aussieht, da muss ich leider passen- ob da außer Dubai noch was anderes in Frage kommt. Zuletzt erlangte dieser Teil Sardiniens traurige Berühmtheit, da u.a. die ansässige Discothek (Club..) von Flavio B. sich für Sardinien letztes Jahr zum Supergau im Sinne von Corona-Superspreader-Location entwickelte. Gegründet wurde die Costa Smeralda übrigens komplett auf dem Papier- Agha Kahn und weitere potente Geschäftsmänner seiner Zeit taten sich Anfang der 60er Jahre zusammen, kauften einigen Schäfern die 50 km Küste für einen Apfel und ein Ei ab und gründeten das Consorzio Costa Smeralda. Dieses entwickelte die wunderschöne einsame Küstenregion zum hochklassigen und hochpreisigen Touristenmagnet – allerdings unter strengen Auflagen. Jedes Immobilienprojekt musste durch das Consorzio genehmigt werden, es musste im eigens neu entwickelten mediterran-sardischen Stil und unter Verwendung lokaler Ressourcen gebaut werden. Zudem durfte die Höhe der Gebäude die der Bäume nicht überschreiten. Dadurch wurde zwar zum einen eine ganze Küste künstlich entwickelt – der Ort Porto Cervo zum Beispiel ist auch vom Consortium gegründet worden. Und der ein oder andere Nachfahr der besagten Schäfer wird sich heute noch ärgern über die erzielten Grundstückspreise. Zum anderen aber wurde so verhindert, dass in der Entwicklung von Sardinien Hochhausbettenburgen entstanden. Es gibt ja an den mediterranen Küsten Europas leider genug schlechte Beispiele aus den 60ern und 70ern Jahren, die zeigen wie es sonst aussehen könnte.
von Sarah 18. Juli 2021
Segeln wohin Wind und Welle einen tragen – hört sich super an. Wenn man sich das aber etwas genauer anschaut stellt man schnell fest, dass das ein romantisches Bild ist – aber eben halt auch nur ein Bild. Im Großen würde das ja zum Beispiel heißen, dass man wie wir in südlichen Sizilien, in Licata startet und je nach Wind in Griechenland, Tunesien, Malta oder -mit viel Glück- in Sardinien landet. Und in den meisten Fällen will man ja irgendwo hin. Oft noch innerhalb einer bestimmten Zeit. Wir zumindest wollen die Ostküste Sardiniens entlang segeln. Dafür benötigen wir den Wind aus der richtigen Richtung – alles was nicht Nord- Nord-West oder Nord-Ost ist, ist super. Zudem hätten wir gerne den Wind nicht zu schwach (wir wollen ja nicht motoren), und aber auch nicht zu stark (keine Lust auf Sturm im unbekannten Gebiet). Ach ja und dann bräuchten wir so in ca. 6-8 Stunden Entfernung noch einen geschützten Ankerplatz, der nicht zu flach, nicht zu tief ist, bitte sandigen Untergrund, der uns durch einen Hügel aus der vorherrschenden Windrichtung schützt und der gegen einlaufenden Schwell geschlossen ist. Oder alternativ bei viel Wind eine Marina, die ausreichend geschützt ist und die nötige Tiefe für unser Boot hat.Als Segelboot geht es unter Wasser noch über 2 Meter weiter bei uns. Da man sich die Bedingungen nicht wünschen kann, setzt das alles viel Planung vorraus, mit Hilfe von Wetterapps, Küstenhandbüchern und Kartenmaterial. Die richtige Planung entscheidet über gut schlafen oder besorgt wach bleiben, motoren oder segeln, bleiben oder aufbrechen. Und so heisst es oft irgendwo warten, um den nächsten Streckenabschnitt gut meistern zu können. Auch mal einen Ort auslassen, weil der bei den Windbedingungen gerade nicht passend ist. Dennoch müssen wir immer wieder umplanen, manchmal sehr spontan, und uns eine neue Lösung suchen, eine neue Bucht, eine Marina… Das ist ein interessanter, lehrreicher und auch wirklich ganz neuer Grad an Fremdbestimmung. Durch das Wetter, unbestechlich, unverhandelbar, auch durch Charme nicht beizukommen. Und oft schlecht einschätzbar und wechselhaft in seinen Launen. Dabei ist wie oben beschrieben beim Segeln das Wetter essentiell. In einem Masse wie man es sonst nicht kennt. Zum Ankommen, für den Komfort, aber auch für die eigene Sicherheit und die des Bootes.
von Sarah 11. Juli 2021
S izilien verschwindet im Kielwasser… Auch wenn diese größte Insel des Mittelmeers wunderschön ist – für uns hatte sie zuletzt den Beigeschmack des Festhängens, der Zwangspause über diesen Corona-Winter. Deshalb fühlt es sich an wie ein Befreiungsschlag als wir Ende Mai endlich Richtung Sardinien starten können. Ein ganzer Tag, eine Nacht und nochmals ein halber Tag komplett auf See liegen vor uns. Die Strecke kennen wir jetzt schon, sind wir sie ja letztes Jahr hin und – ungeplant – auch wieder zurück gesegelt.
von Sarah 4. Juli 2021
Wir laufen Sciacca auf unserem Weg gen Westen an, da die sizilianische Südküste nicht unbedingt ein Ankerparadies ist, und wir nicht direkt zum Saisonstart an einem ungeschützten Strand den nächtlichen Schwell genießen wollen. Die Marina ist recht klein, aber hat gute Kritiken. Deshalb haben wir bereits aus Licata einen Platz dort telefonisch reserviert. Da wir auch tanken wollen und das Hafenbecken recht seicht wirkt, fragen wir per Whattsapp nochmal nach, ob es auch an der Tankstelle tief genug ist – Kein Problem, über 5 Meter ist die Antwort. Beim Einlaufen in den Hafen legen wir zuerst an der Tankstelle an- mein erster Anleger der Saison, die Anspannung ist also groß.
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