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Sizilien bis Sardinien

Sarah • 28. Juli 2020

Von Welle zu Welle

Il Stromboli
Montags wollen wir dann endlich zum Stromboli. Man darf zwar momentan auf Grund der Ausbrüche im letzten Jahr nur 250 Meter weit rauf, aber man kann wohl vor Anker am Schiff nachts toll die glühenden Lavabrocken in der Luft sehen. Das langt ja vielleicht auch. Auf den 30 Meilen von Lipari nach Stromboli ist schönstes Segelwetter, 16 Knoten, Am Wind Kurs, wir rauschen dahin und genießen die Stunden auf dem Wasser. 
Wir haben uns die Buchten auf Stromboli online angesehen – Buchten gibt es eigentlich mal wieder nicht, man kann sich nur entscheiden an welcher Seite des Bergs man den Anker wirft. Auch hier, der sichtbare Teil des Vulkans ist recht steil, und so geht es unter Wasser weiter. Schlecht, bzw. wenig Platz zum ankern, wie schon in den anderen Teilen der liparischen Inseln. Wir entscheiden uns für die Ost-Seite, da der Wind aus West kommen soll, dann haben wir etwas Schutz durch den Stromboli. Wir nähern uns also aus Nord-Ost und diskutieren schon welchen Platz wir uns aussuchen, da steigt der Wind von 16 auf zackige 28 Knoten. Fallwinde, na großartig. Da muss schnell als Erstmaßnahme ein Teil der Segel runter, sonst ist das schlecht fürs Material. Aber was nun- die Westseite geht nicht, weil der Wind da genau aufs Land bläst. Die Ostseite geht nicht, weil durch den steilen Berg die Winde verstärkt werden und uns mit 28 Knoten um die Ohren blasen. Eine Marina gibt es auf Stromboli schon- bei genauerem Betrachten ist es aber ein Feld mit Bojen im offenen Meer, und man darf für schlappe 110 Euro pro Nacht nicht nur an der Boje festmachen, sondern wird auch noch an Land gefahren- welch Service. An Nord- und Südseite ist es noch schlechter, zudem sieht man wohl vom Stromboli dort gar nichts. 

Schnelle Entscheidungen sind gefragt

Und entscheidungsfreudig sind wir ja – also  kehrt Marsch, das tun wir uns nicht an. Stromboli haben wir jetzt aus der Nähe gesehen, und fotografiert, dann halt nicht Nachts. Wir verlegen uns auf die Insel Salina. 20 Meilen wieder zurück, von Lipari aus wären das 1,5 Stunden gewesen… Aber immerhin- Stromboli gesehen. Die Zeit nutze ich zum Brot backen.

In Salina finden wir im Norden der Insel gerade noch rechtzeitig abends einen Ankerplatz, auch hier keine Bucht, aber ein recht breiter Streifen Sand auf 7 Meter Tiefe parallel zu einer wunderschönen Felsenwand, die sich neben uns nach oben streckt. Ein Geologe hätte Spaß hieran, wir finden es einfach schön. Die Windprognose ist auch diesmal nicht richtig, aber da es insgesamt wenig Wind hat ist es in Ordnung. Eine leichte Welle läuft durch, die es natürlich in den Vorhersagen auch wieder nicht gibt, aber nicht wirklich störend. Die Nacht ist entsprechend relativ ruhig und der Anker hält gut. Wir beschließen eine weitere Nacht hier zu bleiben und den Tag mit Schwimmen und Schnorcheln zu verbringen. 

UND MAL WIEDER WIND UND WELLE

Ab mittags nimmt die Welle zu, und der Wind wir böig, bis er am frühen Nachmittag wieder 28 Knoten erreicht. Die Welle wird unangenehm. Und noch viel brisanter- wir entdecken, dass wir slippen. Heißt der Anker hält nicht mehr, der böige Wind und die Wellen waren zu viel für den Untergrund. Wir haben uns bereits 20 Meter die Küste entlang bewegt. Also Anker auf und wieder los. Wir haben genug von schmalen Ankerstreifen und Welle. Und entscheiden uns, ans sizilianische Festland zu gehen. Bye bye liparische Inseln. 

Wir können wunderbar segeln und erreichen noch vor Sonnenuntergang Cap Orlando. 

Die Bucht ist riesig, großteils 6-8 Meter Tiefe, eine Mischung aus Sand und teils etwas Fels. 

Einwandfrei. Allerdings steht hier auch wieder eine ordentliche Welle rein. Das müssen wir aushalten ist unsere Devise, wir können nicht jedes Mal in eine Marina, und kostenmäßig müssen wir das wirklich mal runterfahren. Das wären wieder mal 100 Euro. Also bereiten wir uns auf eine schaukelige Nacht vor. Ich hatte aber keine Vorstellung wie schaukelig. An Deck bei Käse, Brot und Sundowner klang das recht romantisch, und wir fühlten uns gut mit unserer Entscheidung. Gefühlt schlafe ich gar nicht. Ich lege mich in den Salon (Nautisches Wohnzimmer) , da ich mich dort mit Polstern und Kissen verkeilen kann, um nicht auf den Boden zu fallen. Guido hat sich ins Vorschiff verzogen. Unsere schöne Achterkajüte aka Schlafzimmer ist unbrauchbar. Denn die Doppelmatratze bietet keinen Halt. Es ist kein Wind, nur die Welle. Das führt bei einem Schiff leider dazu, dass die Welle es dreht, so dass man quer zur Welle liegt. Und unsere war hoch und in kurzem Abstand. Habt ihr schon mal der Waschmaschine zugesehen, wenn sie Sachen einweicht? Genau so. 

Keine Chance zu schlafen. Sobald die erste Morgenröte aufzieht, starten wir Richtung Palermo . Was für eine bescheidene Nacht. 

Wenn wir unter das Thema "Ankern in Sizililen" für uns mal einen Strich ziehen, dann kommt da nichts positives bei raus. Die einzige gute Ankerbucht war aus unserer Sicht die Südseite von Volcano. 

Nicht falsch verstehen- Sizilien ist wunderschön und die liparischen Inseln ebenso. Nur mit dem Boot nicht ideal, wenn man, wie wir, eigentlich nicht gerne in Marinas geht. Apropos- 

Heisse Nächte in Palermo – EAV lässt grüßen

In Palermo gehen wir direkt in die Marina, ankern ist da nicht möglich. 

Wir haben reserviert in der Marina Sitimar, am Industriehafen vorbei, mitten in der Altstadt liegend -  und mit überschwenglichen Bewertungen andere Segler in unserer Navily App. Und die sind alle berechtigt. Wir erkunden also zwei Tage zu Fuß die Altstadt von Palermo. 

Wie haben wir diese Stadt erlebt? Palermo ist toll, lebendig, laut, wunderschön, hässlich, verfallen, schmutzig, gepflegt, alles das direkt nebeneinander. 

Die Altstadt verfällt großteils vor sich hin, es wird von der Substanz gezehrt, einstmals wunderschöne Häuser sind gefühlt unbewohnbar (was nicht heißt dass sie unbewohnt sind…). 

Dazwischen sieht man alle Stadien des Verfalls, der Müll liegt auf den Straßen, und wenn man von den ausgeleuchteten Hauptstrassen einen Blick in die Gassen wirft, sieht man Obdachlose am Wegesrand schlafen, oder tagsüber in Gruppen zusammenhocken. 

Armut ist greifbar und sichtbar. Das macht auch nachdenklich.

Und dazwischen, ohne eine genaue Logik, sind einzelne Gebäude mit viel Liebe renoviert, strahlen heraus. Das ist aber nicht, wie sonst vielleicht üblich, auf ein Viertel beschränkt, sondern gefühlt mutwillig über die ganze Stadt verteilt. Dazwischen unzählige Lokale, man sitzt auf den Straßen, die ganze Stadt ist lebendig und die Menschen sehr gastfreundlich.

Insgesamt war Palermo toll und ich kann nur empfehlen, es sich mal anzusehen. Ob es ganz alleine für eine Städtereise reicht weiß ich nicht, aber beim Sizilien-Urlaub sollte man es auf jeden Fall einplanen. Elektriker könnten hier übrigens mal so richtig bei Null starten, und sich endlos austoben – faszinierend. Nach deutschen Regeln müsste das alles längst gebrannt haben. Aber da wir eben in Italien sind, scheint es wunderbar zu funktionieren.

Capo San Vito und ein cholerischer Marinero 

Am Donnerstag früh starten wir wieder weiter- wir wollen nach Capo San Vito. Dort gibt es eine Marina (keine Experimente mehr mit Ankern hier) und der Strand soll phantastisch sein. Die Bewertungen der Marina sind exzellent. Einfach mal 2 Tage Strandurlaub- das hört sich gut an. Und dann starten wir von dort nach Sardinien. 

Tatsächlich sieht Capo San Vito ganz malerisch aus, mit dem großen Felsen, und dem türkisfarbenen Wasser am Sandstrand. Zumindest solange die anderen Touristen noch schlafen.

Die Geschichte vom tollen Strand hatte nicht nur ich gelesen – naiv eigentlich. Man findet kaum ein Eckchen um sein Handtuch auszubreiten. 

Die Marina allerdings schlägt dem Fass den Boden aus. Beim Anlegen kommen 20 Konten Wind von der Seite. Der Marinero nimmt von mir die Heckleine. Normalerweise sollte er sie entweder durch einen Ring an Land ziehen und wieder zurückwerfen, oder irgendwo festmachen. Er hält sie in der Hand, im Mund ne Zigarre und telefoniert. 11 Tonnen, an einer Leine, mit der Hand, bei 20 Knoten Seitenwind- das kann nichts werden. Nachdem wir etwas lauter werden hilft der Schiffsnachbar beim Festmachen. Der Marinero schreit uns dafür im tiefsten sizilianisch an – zumindest ist das nicht die Art von italienisch wo ich noch teilweise was verstehe. Spannender noch allerdings wird es, wie wir da wieder rauskommen sollen. Wir hatten vorher reserviert und auch die Größe der BB angegeben. Die Box in der wir aber liegen ist viel zu kurz für uns, und der Platz bis gegenüber das nächste Schiff kommt ist unter 10 Meter. Da der Nebenplatz frei war sind wir reingekommen – wenn er den Platz vergibt kommen wir nicht mehr raus. Ein Schiff dreht über den Mittelpunkt. Heißt: vorne nach links, bedeutet übertrieben gesagt hinten nach rechts. Wenn da noch ein Schiff ist geht das nicht. Dann können wir aber nicht früh genug abbiegen um in die schmale Gasse einzufahren. Es gibt viel Gefuchtel, Geschrei, und wir beschließen aus zwei Nächten eine zu machen. Morgen früh ist der Wind weg und wir hoffen einfach, dass neben uns der Platz frei bleibt. Die Nacht an Bord ist sehr heiß, kein Windhauch der Kühlung bei immer noch 25 Grad. Wir brechen also noch früher auf als geplant, um 7 Uhr. Der Platz neben uns bleibt auch frei, und so schaffen wir es haarscharf aus der Box. Puh, das war mal anders als gedacht… 

Nachtfahrt – Hah, mit Wind und natürlich Welle

Auf nach Sardinien, unsere zweite Nachtfahrt steht uns bevor. Nach erstmal absoluter Flaute frischt der Wind am Nachmittag auf und wir können letztlich ganz kitschig in den Sonnenuntergang segeln. Um dem Kitsch noch die Krone aufzusetzen sehen wir endlich Delphine- nicht aus der Ferne, sondern quasi fast im Cockpit. Sie tauchen zu zweit direkt neben uns auf, schauen ein paar Mal neugierig aus dem Wasser und sind dann schon wieder weg. Was für schöne Tiere. Delphine sehen macht einfach immer glücklich.

Mit 25 bis 30 Knoten bekommen wir dann gleich ganz ordentlich Wind und wir fahren im zweiten Reff (Die Segel werden verkleinert) immer noch mit 6,5 Knoten dahin. Schwimmwesten sind an und Lifebelt ist eingehängt- da kann nichts passieren. Alles soweit prima, bis auf unseren Freund die Welle. Die kommt nämlich von vorne, und so ist es ein permanentes Auf und Nieder. Das Deck taucht vorne richtig ein, unten im Schiff ist es gerade vorne keine Freude. Zum ersten Mal wird mir auch etwas übel. Im Liegen geht es, oder draußen. Die Wachwechsel klappen schon sehr gut, und trotz der Welle schlafen wir in unseren Ruhepausen relativ ok. Die Positionslichter am Bug lassen die Gischt rot und grün leuchten - bis sie anfangen auszufallen, und schliesslich ganz aus sind. Die Positionslichter geben an in welche Richtung wir fahren, über die Farben rot und grün, und man kann uns im Dunkeln besser sehen - nicht ideal also wenn sie den Dienst quittieren. Die Kontakte sind durch das Salzwasser einfach wegkorrodiert. Guido konnte nur noch ein paar Brösel sicherstellen. Das können wir unterwegs jetzt nicht reparieren, kommt auf die To-do Liste. Wir machen zusätzliche Lichter am Schiff an, so dass wir gut sichtbar sind. Gott sei Dank ist die Nacht wirklich so wenig los, dass wir schon Angst hatten der Radar wäre kaputt, da er über Stunden nichts anzeigt. Kein Problem also, aber wieder etwas zum reparieren und basteln. 

Bella Sardegna

Der Sonnenaufgang ist wieder atemberaubend. Viel früher als gedacht erreichen wir Sardinien am Samstag gegen 11 Uhr und genießen nach einem Strandtag erstmal eine ruhige Nacht in der Marina von Villasimius.

Und jetzt wollen wir aber endlich im türkisenen sardischen Wasser ankern! Die Bucht von Malfatano scheint genau das zu versprechen – und sie hält es auch! Nach 5 Stunden Traumsegelei ankern wir dort auf 11 Meter Sand, das Wasser ist türkis und glatt, und uns umgibt- Stille….

von Sarah 10. Januar 2022
Um halb sechs Uhr morgens am 08.08.21 machen wir in Cartagena die Leinen los. Nur um sie zehn Minuten später an der Tankstelle wieder festzumachen. Wir füllen nochmal den Dieseltank und alle Kanister. Der Manövrierraum ist etwas enger als gedacht, da ein Fischer wohl dachte, er störe hier nachts niemanden, wenn er an der Tankstelle festmacht. Um halb sieben verlassen wir das geschützte Hafenbecken von Cartagena. Direkt in der Einfahrt passieren wir noch einen kleineren Tanker, dessen Beleuchtung es auch bei uns taghell erscheinen lässt.
von Sarah 5. Januar 2022
Die Belohnung des müden Seglers – Sonnenaufgänge vom Feinsten. Die Crew schaut noch etwas kariert, aber dennoch sind wir begeistert von dem Bild, das sich um uns herum zeigt.
von Sarah 2. November 2021
Seit 2008 ist Alicante Startpunkt und Base des Volvo Ocean Race, mit Ausstieg von Volvo die des "The Ocean Race". Manchen sagt auch noch der ganz alte Name „Whitbread Round the World“ etwas, das seit Anfang der 70er, damals noch von Southampton aus startete. Es ist eine Regatta in mehreren Etappen um die Welt, und gilt als eines der härtesten Rennen, auf Grund der einzelnen Etappen und Jahreszeiten. In 2021 hätte es das erste Mal unter dem Namen „The Ocean Race“ stattgefunden, auf Grund von Corona wurde es aber ins Jahr 2022 verlegt. Irgendwie ja schon passend, dass wir zufällig hier landen… Wir sehen uns natürlich die Base an, aber bis auf zwei aufgebockte Schiffe ist nicht viel zu erkunden. Aber die sind mächtig. Spannend mal so vor einer Open 60 zu stehen. Open ist das richtige Stichwort für das Deck- wenig zum Festhalten…In der Regatta-Szene ist es letztlich ähnlich wie beim Auto-Rennsport: In den Anfängen handelte es sich hier um Schiffe, die auch sonst zum normalen sportlichen Segeln genutzt wurden. Heutzutage sind das reine Rennmaschinen, gewichtsoptimiert, und eigentlich nicht bewohnbar. Außer man hängt gerne bei großer Lautstärke in einer wackeligen unisolierten Minikoje und isst Astronautennahrung. Die körperliche Hygiene lassen wir mal besser ganz außen vor…
von Sarah 1. November 2021
Wir sind sowas von vorbereitet. Das Schiff sowieso, Sicherheitseqipment ist gecheckt und vorbereitet, alle Proviantierungsmöglichkeiten der BB sind ausgeschöpft, ich habe sogar vorgekocht (Danke für den Tipp an Vicky von der IBEX) für den Fall, dass das Wetter längere Aufenthalte unter Deck verhindert. Zu guter Letzt installieren wir noch das Satellitentelefon, in unserem Fall das Iridium GO!. Hierdurch sind wir auf der Strecke auch trackbar wenn die letzten Mobilverbindungen sich verabschieden. Aber vor allem für uns wichtig: Wir können dadurch unterwegs neue Wetterdaten laden. Wir haben fast 500 Seemeilen vor uns, das bedeutet ganz grob mal 5 Tage auf See. Da können sich Wetterlagen verändern. Damit wir uns entsprechend anpassen können, laden wir über Satellit bis zu dreimal täglich neue Wetterdaten. Zwei Tage vor Abfahrt sehen wir uns ein Tutorial von Predict Wind an (das ist unser Wetterdienst, den wir vornehmlich nutzen) zur Installation und Nutzung- fun point: Im Tutorial wird empfohlen die Installation ca 2 Wochen vor Start zu beginnen. Nun, muss jetzt in 48 Stunden klappen. Wir wollten das System nicht früher aktivieren, da die monatliche Nutzung mit 150 Euro schon happig ist. Aber es klappt auch- das System ist wirklich einfach zu bedienen.
von Sarah 14. August 2021
Wir verlassen die Asinara Insel und steuern eine ganz besonders schöne Stadt im Nordwesten an- Castelsardo. Ein mittelalterliches Städtchen, umgeben von einer trutzigen Burganlage. Solche Orte sind tatsächlich rar auf Sardinien, meist gibt es doch kleinere Dörfchen, selten mal eine Stadt, die auf so viele Jahre zurückblicken kann.
von Sarah 2. August 2021
So langsam sind wir im Nordwesten Sardiniens angekommen. Zwischen der Costa Paradiso und dem Golfo di Asinara liegt Isola Rossa, benannt nach der kleinen vorgelagerten Insel und den rosafarbenen Granitfelsen. Die dortige Marina ist für zwei Tage unser Ort der Wahl. Ende Juni sind wir hier noch fast alleine, und genießen das beschauliche Fischerdorf. Auch wenn die Haupteinkommensquelle mittlerweile eher der Tourismus sein dürfte, so gibt es doch noch einige auch kleinere Fischerboote, die rege im Einsatz sind. Entsprechend schüttelt es uns immer wieder durch, gerne frühmorgens, wenn der Schwell der vorbeifahrenden Boote uns trifft.
von Sarah 25. Juli 2021
Wir kommen jetzt langsam in den Bereich der Costa Smeralda, im Nordosten Sardiniens. Dieser Küstenabschnitt, der sich vom Großraum Olbia über die Maddalena-Inseln bis nach Palau im Norden erstreckt ist berühmt-berüchtigt für die Reichen und Schönen, für Stars und Sternchen. Porto Cervo haben viele schon mal gehört, Puff Daddy (heißt er grad so, kennt den noch einer?) urlaubt hier genauso gerne wie Beyoncé oder Leonardo di Caprio. Wie es bei den heutigen Influencern aussieht, da muss ich leider passen- ob da außer Dubai noch was anderes in Frage kommt. Zuletzt erlangte dieser Teil Sardiniens traurige Berühmtheit, da u.a. die ansässige Discothek (Club..) von Flavio B. sich für Sardinien letztes Jahr zum Supergau im Sinne von Corona-Superspreader-Location entwickelte. Gegründet wurde die Costa Smeralda übrigens komplett auf dem Papier- Agha Kahn und weitere potente Geschäftsmänner seiner Zeit taten sich Anfang der 60er Jahre zusammen, kauften einigen Schäfern die 50 km Küste für einen Apfel und ein Ei ab und gründeten das Consorzio Costa Smeralda. Dieses entwickelte die wunderschöne einsame Küstenregion zum hochklassigen und hochpreisigen Touristenmagnet – allerdings unter strengen Auflagen. Jedes Immobilienprojekt musste durch das Consorzio genehmigt werden, es musste im eigens neu entwickelten mediterran-sardischen Stil und unter Verwendung lokaler Ressourcen gebaut werden. Zudem durfte die Höhe der Gebäude die der Bäume nicht überschreiten. Dadurch wurde zwar zum einen eine ganze Küste künstlich entwickelt – der Ort Porto Cervo zum Beispiel ist auch vom Consortium gegründet worden. Und der ein oder andere Nachfahr der besagten Schäfer wird sich heute noch ärgern über die erzielten Grundstückspreise. Zum anderen aber wurde so verhindert, dass in der Entwicklung von Sardinien Hochhausbettenburgen entstanden. Es gibt ja an den mediterranen Küsten Europas leider genug schlechte Beispiele aus den 60ern und 70ern Jahren, die zeigen wie es sonst aussehen könnte.
von Sarah 18. Juli 2021
Segeln wohin Wind und Welle einen tragen – hört sich super an. Wenn man sich das aber etwas genauer anschaut stellt man schnell fest, dass das ein romantisches Bild ist – aber eben halt auch nur ein Bild. Im Großen würde das ja zum Beispiel heißen, dass man wie wir in südlichen Sizilien, in Licata startet und je nach Wind in Griechenland, Tunesien, Malta oder -mit viel Glück- in Sardinien landet. Und in den meisten Fällen will man ja irgendwo hin. Oft noch innerhalb einer bestimmten Zeit. Wir zumindest wollen die Ostküste Sardiniens entlang segeln. Dafür benötigen wir den Wind aus der richtigen Richtung – alles was nicht Nord- Nord-West oder Nord-Ost ist, ist super. Zudem hätten wir gerne den Wind nicht zu schwach (wir wollen ja nicht motoren), und aber auch nicht zu stark (keine Lust auf Sturm im unbekannten Gebiet). Ach ja und dann bräuchten wir so in ca. 6-8 Stunden Entfernung noch einen geschützten Ankerplatz, der nicht zu flach, nicht zu tief ist, bitte sandigen Untergrund, der uns durch einen Hügel aus der vorherrschenden Windrichtung schützt und der gegen einlaufenden Schwell geschlossen ist. Oder alternativ bei viel Wind eine Marina, die ausreichend geschützt ist und die nötige Tiefe für unser Boot hat.Als Segelboot geht es unter Wasser noch über 2 Meter weiter bei uns. Da man sich die Bedingungen nicht wünschen kann, setzt das alles viel Planung vorraus, mit Hilfe von Wetterapps, Küstenhandbüchern und Kartenmaterial. Die richtige Planung entscheidet über gut schlafen oder besorgt wach bleiben, motoren oder segeln, bleiben oder aufbrechen. Und so heisst es oft irgendwo warten, um den nächsten Streckenabschnitt gut meistern zu können. Auch mal einen Ort auslassen, weil der bei den Windbedingungen gerade nicht passend ist. Dennoch müssen wir immer wieder umplanen, manchmal sehr spontan, und uns eine neue Lösung suchen, eine neue Bucht, eine Marina… Das ist ein interessanter, lehrreicher und auch wirklich ganz neuer Grad an Fremdbestimmung. Durch das Wetter, unbestechlich, unverhandelbar, auch durch Charme nicht beizukommen. Und oft schlecht einschätzbar und wechselhaft in seinen Launen. Dabei ist wie oben beschrieben beim Segeln das Wetter essentiell. In einem Masse wie man es sonst nicht kennt. Zum Ankommen, für den Komfort, aber auch für die eigene Sicherheit und die des Bootes.
von Sarah 11. Juli 2021
S izilien verschwindet im Kielwasser… Auch wenn diese größte Insel des Mittelmeers wunderschön ist – für uns hatte sie zuletzt den Beigeschmack des Festhängens, der Zwangspause über diesen Corona-Winter. Deshalb fühlt es sich an wie ein Befreiungsschlag als wir Ende Mai endlich Richtung Sardinien starten können. Ein ganzer Tag, eine Nacht und nochmals ein halber Tag komplett auf See liegen vor uns. Die Strecke kennen wir jetzt schon, sind wir sie ja letztes Jahr hin und – ungeplant – auch wieder zurück gesegelt.
von Sarah 4. Juli 2021
Wir laufen Sciacca auf unserem Weg gen Westen an, da die sizilianische Südküste nicht unbedingt ein Ankerparadies ist, und wir nicht direkt zum Saisonstart an einem ungeschützten Strand den nächtlichen Schwell genießen wollen. Die Marina ist recht klein, aber hat gute Kritiken. Deshalb haben wir bereits aus Licata einen Platz dort telefonisch reserviert. Da wir auch tanken wollen und das Hafenbecken recht seicht wirkt, fragen wir per Whattsapp nochmal nach, ob es auch an der Tankstelle tief genug ist – Kein Problem, über 5 Meter ist die Antwort. Beim Einlaufen in den Hafen legen wir zuerst an der Tankstelle an- mein erster Anleger der Saison, die Anspannung ist also groß.
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