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Dalmatien bis Apulien zum Manfred

Sarah • 5. Juli 2020
Die letzte Meldung war aus unserer Lieblingsbucht bei Veli Rat. Jetzt blicken wir bereits auf unsere zweite Woche unterwegs zurück.
Wie angekündigt sind wir bis zum Sonntag in Veli Rat geblieben.
Der Samstag barg tagsüber keine großen Aktionen, außer mehrfach schwimmen gehen und den Dude zum Einsatz bringen (Das ist das aufblasbare Stand-Up Bord). 
Die Temperaturen steigen kontinuierlich - da ist dann Guidos Spezialanfertigung des mobilen Lüfters sehr beliebt.
Nachtwanderung
Samstags abends sind wir in die Pizzeria nach Veli Rat gelaufen – ein ganz schön langer und warmer Weg, immer mit dem Gedanken „Das müssen wir auch alles wieder zurücklaufen“.
Ein kaltes Bier und eine wie immer gute Pizza waren Belohnung genug. Zurück fühlte sich der Weg tatsächlich sogar kürzer an als hin, und trotz Dunkelheit hatten wir viel Spaß.
Auf zu unbekannten Ufern
Sonntag vormittags sind wir dann nach langem Schwimmen um 11 Uhr wieder gestartet. Eigentlich mit dem Ziel Brbinj, das sind ca. 11 Seemeilen. Als wir dann nach 2 Stunden dort waren, haben wir spontan entschieden noch weiter zu fahren. Und irgendwie sind wir dann immer weiter und weiter… Dann kamen die Kornaten – das ist ein optisch sehr interessanter aber auch sehr karger Teil der kroatischen Inselwelt und komplett ein Nationalpark. Und dieser kostet „Eintritt“ oder „Einfahrt“ vielmehr. Und nicht zu knapp. In den letzten Jahren sind die Preise hier explodiert. 150 € waren uns für kurz mal anhalten zu viel. Hieß aber – wir müssen die ganze Länge der Kornaten ohne Halt passieren. Nächster Halt also Zirje. 
Ab halb drei können wir aber zumindest endlich mal wieder segeln, bei ziemlich perfekten 16 Knoten Wind von der Seite sausen wir mit 5 Knoten dahin. Aber die Maus beißt da keinen Faden ab- mit 11 Uhr früh sind wir eigentlich viel zu spät los für einen 50 Meilen Trip. Bei 5 Knoten Geschwindigkeit sind das eben 10 Stunden. Also müssen wir uns sputen wenn wir halbwegs im Hellen den Anker werfen wollen. Als wir um halb neun in der vorher ausgesuchten Bucht ankommen ist diese allerdings voll. Das haben wir aus Istrien kommend unterschätzt. Hier tummeln sich dann doch viele Segler aus den nahen Charthochburgen, und im Juni haben zwar die Bayern keinen Urlaub, aber offensichtlich andere Nationen sehr wohl… 
In der Nachbarbucht werden wir dann aber fündig und werfen um 21:20 im letzten Licht den Anker. Morgens sieht man dann auch wie wunderschön diese Bucht ist – zum Schnorcheln bestimmt ein Traum. Uns zieht es aber weiter in Richtung Süddalmatien – dort sollen schöne Inseln warten. Es ist der 29. Juni, und somit Guidos Geburtstag. Nach ausgiebigem Schwimmen und Geburtstagsfrühstück überlegen wir wo es hingehen soll. 
Vis oder auch zu viel Vis-à-Vis
Wir entscheiden uns schließlich für Vis. Die Hoffnung ist, dass diese Insel vielleicht etwas weniger besucht ist, da am weitesten vom Festland entfernt. Und sie ist ein guter Absprungort Richtung Italien.
Wir werfen mal wieder den Motor an – schont ja auch die neuen Segel - aber immerhin liefert uns das nochmal Extraenergie und wir lassen den Wassermacher wieder laufen um die Tanks zu füllen. Bei der Hitze ist der Trinkwasserverbrauch doch recht hoch. 
Wir ankern Nahe der Stadt Vis, in einer wunderschönen Bucht mit einem alten U-Boot-Tunnel. Mit der Idee waren wir leider nicht alleine… Wobei es mir ja doch ein Rätsel ist, warum ausgerechnet Charter-Crews, die aus 8-10 Männern bestehen, die dann Beiboot-Wettfahren, Wettgrölen und „wer hat die schlimmste Musik der Bucht“ machen, sich ausgerechnet die kleinen beschaulichen einsamen Buchten aussuchen. Ich möchte auf gar keinen Fall ausschließen dass weibliche Crews nicht auch gut Lärm machen können – habe ich nur halt noch nie gesehen, bzw gehört…Der Wind frischt am nächsten Morgen auf und dreht – dafür ist uns die Bucht zu eng und die Felsen am Rand zu hart. 
Gregada in Komiza
Wir starten Richtung Komiza auf Vis. Dort können wir ausklarieren (Auch beim Verlassen von Kroatien sind Regeln zu befolgen – Polizei und Hafenkapitän wollen informiert werden) und das Örtchen soll sehr schön sein. Wir hängen uns dort an eine Boje (Das ist ein großer Betonquader im Wasser mit einer Kette dran) und machen uns abends auf ins Städtchen. 
Der Boden schwankt bedenklich als wir an Land gehen und das schon vor dem Aperitif. Nach einer Woche an Bord hat sich unser Körper mit dem Wellengang arrangiert und zeigt das Fehlen irritiert an. Wir finden ein wunderschönes Restaurant am Wasser und bestellen mutig „irgendwas mit Teufelsfisch“. Google Translate hilft hier nicht wirklich, ist aber für einen Lacher gut. Es schmeckt phantastisch. Gut aber, dass wir nur eine 2er Crew sind, und uns das Essen geteilt haben – wir könnten jeden Vampir ins Koma schicken…
Bella Italia ruft
Wir lernen, dass in Komiza direkt keine durchgängige Polizeistation ist, sondern nach Anruf jemand aus dem Hauptort Vis herüberkommt. Ich rufe entsprechend abends den Notruf an – ja das ist der offizielle Weg – werde nach Vis verbunden, und mache einen Termin für den nächsten Morgen um 7:00 aus. Normalerweise muss man mit dem Schiff an die Zollmole fahren. Diese ist aber voll belegt, deshalb lassen wir die BB an der Boje und fahren mit dem Dinghi hin.
Pünktlich um 7 Uhr ist der Kollege von der Polizei vor Ort und checkt uns aus. 10 Minuten später ist das erledigt. Was da eigentlich genau passiert, haben wir bis jetzt noch nicht verstanden – es kann mal 20 Minuten dauern oder auch nur 5. Die Ausweise werden kopiert und Crewlisten verlangt. Unsere Crewliste vom Einklarieren in Umag hat dem Polizisten nicht gefallen, somit musste er handschriftlich eine neue schreiben – dreimal… Dann gibt’s große Stempel drauf und wir dürfen weiter, ein Exemplar ist für den Hafenkapitän, eines bekommen wir. Unsere Idee, die kroatische Insel Palagruza zu besuchen müssen wir aber leider aufgeben – diese ist mitten in der Adria, aber kroatisches Gebiet. Dort kann man nicht ausklarieren. Nach unserem Ausklarieren müssen wir aber kroatische Gewässer direkt verlassen. Wir müssten also ohne ausklarieren dort hin, und danach wieder zurück, um dann wieder nach Italien zu segeln. Nein.
Wir entscheiden uns, die Tremiti-Inseln anzusteuern- eine kleine Inselgruppe vor der apulischen Küste Italiens. Also kurzer Cappuccino an Land, um 8 Uhr zum Hafenkapitän und um 08:30 sind wir unterwegs Richtung Italien… mal wieder unter Motor, 59 Meilen unserem Ziel entgegen. Um halb drei überfahren wir die italienische Grenze. Ganz schön was los hier auf der Adria, zweimal sind wir einem großen Tanker ausgewichen. Und viele Fischer mit Schleppnetzen sehen wir. 
Tremiti oder auch nicht
Die Tremiti-Inseln erreichen wir gegen 19 Uhr abends. Und müssen entdecken, dass das nichts wird mit uns. Die Inseln sind eine Schönheit, keine Frage. Aber die einzige gute Ankerbucht ist kleiner als gedacht. Und den einzigen guten Platz darin hat sich schon jemand anders zu eigen gemacht. Zudem läuft vor unseren Augen plötzlich eine ordentliche Welle in die Bucht- das sieht eher ungemütlich aus. Wir fahren nochmal alles ab, aber entweder darf man nicht ankern, oder es ist zu eng, oder zu flach… Also, wieder Mal weiter, halb acht ist es jetzt, und wir sind 20 Meilen von jedem anderen Ort entfernt. Im Dunkeln bald im Unbekannten – großartig.
Dann findet Guido Infos zu einer Marina nördlich an der Gargano-Halbinsel, in Rodi Garganico. Entfernung 18 Meilen. Los geht’s.
Wir genießen einen wunderschönen Sonnenuntergang auf dem Meer – leider heißt das auch dass es wirklich dunkel wird, und wir somit im Dunkeln in der Marina ankommen werden. Aber was soll passieren, Marinas sind beleuchtet. 
Handbreit Wasser unterm Kiel 
Das was passiert ist, hatte dann tatsächlich wenig mit den Lichtverhältnissen zu tun. Ich hatte schon gelesen, dass die Einfahrt teils versandet ist, und man sehr aufpassen muss. Mit einem Marinero am Funkgerät der rechts und links vertauscht, war allerdings nicht zu rechnen… Leider ist unser Tiefenmesser da dann eher retrospektiv unterwegs – wenn er in der Bootsmitte 2,5 Meter anzeigt, dann ist es halt vorne oft schon unter 2 Metern. Wir sind also bei Einfahrt zweimal aufgesessen. Das ist zwar nie wünschenswert, aber bei Sand kein Drama. Mit vielen Verwünschungen und Rückwärtsgang sind wir beide Mal wieder losgekommen. Wer dort vorbeikommt – RECHTS der kleinen Bojen in der Einfahrt vorbeifahren, oder nautisch formuliert – Steuerbord. Ich glaube tagsüber wären wir direkt umgekehrt… Die Marina erwies sich allerdings dann als sehr schön und sehr neu. Das Anlegebier war dann auch bitter nötig nach der Aufregung. 
An Vieste vorbei sind wir am nächsten Morgen unterwegs nach Manfredonia (wer sich wie ich über den Namen wundert – König Manfred von Italien war der Namensgeber. Ich tippe auf deutsche Verwandtschaft). In der dortigen Marina di Gargano werden wir sogar per Schlauchboot empfangen und an einen super Platz mit seitlichen Schwimmstegen geleitet. Hier lässt es sich ein paar Tage aushalten. Denn es ist fieses Wetter angesagt, mit Böen bis zu 40 Knoten Wind, da wollen wir in einem sicheren Hafen sein. 
Der Berg kommt zum Propheten
Wir melden uns bei der Polizei, um ordentlich in Italien einzuklarieren. Am nächsten Morgen kommen 4 Polizisten (!) ins Marina Office gefahren, nur für uns- das ist mal Service. Wir waren etwas ins Sorge wegen Kroatien, da die letzten Meldungen hohe Corona-Neuinfektionen berichteten. Aber das war kein Problem. 
Schön übrigens mal wieder Leute – also die Polizisten – zu sehen, die die Masken auch so nutzen wie es angedacht ist – inklusive Nase, auch nicht am Handgelenk schlenkernd, oder als Doppelkinnhalter. Das ist in Italien leider auch nicht sehr viel besser als in Kroatien. Aber keine Sorge- wir tragen Maske wo erforderlich und sinnvoll, halten vor allem Abstand, fassen möglichst wenig an und Waschen und Desinfizieren eifrig unsere Hände.
Apropos Corona- am Mittwoch bekamen wir eine Mail der ARC Leitung (Atlantic Rallye for Cruisers, die Vereinigung mit der wir über den Atlantik segeln wollen im November) mit der Bestätigung, dass die diesjährige ARC von Gran Canaria aus stattfinden wird. Gute Nachrichten soweit. Die Hygieneregeln etc werden noch bekannt gegeben. Aber sicherlich sind leider die Zeiten von großen Partys in Gran Canaria zur Abfahrt erstmal vorbei. Das wird wohl eher ein stiller Start werden. 
Aber zurück in die Gegenwart – das wird sich dann alles zeigen. 
Einkaufsabenteuer - nicht teuer
Heute morgen hieß es Einkaufen gehen, die frischen Sachen wie Salat, Früchte aber auch Mortadella und Schinken sind aus. In der Marina gibt es sogar Mobilitätskonzepte – Fahrräder und Tretroller stehen kostenlos zur Verfügung. Also auf die Räder und ab in die Innenstadt. Und plötzlich sind wir im Einkaufsparadies: ein Obst-, Fisch-, was auch immer an Lebensmitteln-, Laden oder Stand neben dem anderen, laut schreiende Verkäufer ( 2 Ananas für 1 Euro war das Gebot der Stunde) und dazwischen wuselnde italienische Kleinwagen und wir zwei auf unseren Rädern. Die Waren sahen alle unglaublich frisch aus, und die Preise haben richtig Spaß gemacht. Wir sind mit Rucksack und 2 Fahrradkörben voller Obst und Gemüse wieder losgefahren, und waren gerade mal 10 Euro ärmer. Gerade rechtzeitig zum einsetzenden Regen waren wir wieder am Schiff. Zu Fuß wäre das ein längerer Marsch geworden. Die Steaks die wir aus Deutschland mitgebracht haben, landen aufgetaut auf dem Grill und dazu gibt es einen bunten italienischen frischen Salat, der Wind frischt langsam auf, und aus dem Marina Restaurant kommt das Live Saxophon zum wilden Himmel dazu.
Was haben wir diese Woche gelernt? Wir müssen noch mehr umdenken- wir haben viel motort, sind oft erst im Dunkeln in neuen Gebieten angekommen. Das heißt mehr Planung, noch mehr Wetterdaten checken und jeden weiteren Schlag überlegen und dem Wetter anpassen. Im Urlaub heißt es dann eben motoren, um irgendwo hinzukommen – wir sind ja aber ein Segelboot. Auch etwas mehr Geduld ist da wohl angebracht. Es hat jetzt immer gut funktioniert, aber es hätte auch sein können dass wir ungeplant über Nacht „draussen“ bleiben müssen. Das geht schon, ist aber spontan nicht optimal, da das immer wenig Schlaf bedeutet in der Wachabwechslung. Und das schon bei gutem Wetter…Was zum Nachdenken in diesen momentanen Marinatagen.
Exkurs zur nautischen Namensgebung
Hier vielleicht ein paar Worte zu den Namen. Wie ja bekannt haben Boote Namen, auch zur Identifizierung über Funk. Wer also einen Namen für ein Boot sucht, sollte auch daran denken, wie dieser über Funk verstanden wird und wie er im Notfall diesen dann über Funk buchstabiert – mit Echo, Charly etc. . Eigentlich haben Boote weibliche Namen – das ist wohl noch aus alten Zeiten, wo der einzig weibliche Name an Bord der des Schiffes selbst sein durfte- alles andere brachte bei abergläubischen Seeleuten Unglück. Unsere Sunbeam haben wir Blue Baloo genannt – „Blue“ wegen Lieblingsfarbe – Überraschung. Balu der Bär aus dem Dschungelbuch schreibt sich im englischen Original „Baloo“. Nach langem Namensuchen fanden wir, daß Baloo, mit „Probiers mal mit Gemütlichkeit“ oder noch passender im Englischen „The bare necessities“ gut passt. Unser graues Beiboot hat dazu passend den Namen „Duda“ – nach dem kleinen Elefanten in Colonel Hathis Parade. Dem Beiboot einen Namen zu geben hilft gegen Verwechslung und auch bei Diebstahl. Einen anderen Namen als das Hauptboot zu geben, hat den Vorteil, dass am Strand vor der Strandbar nicht direkt ersichtlich ist welches Boot gerade leer ist, da die Besitzer offensichtlich an Land sind. Das SUP Bord sticht etwas heraus – als langsamster Vertreter in der Runde, und als original Australier, haben wir uns hier bei Nemo bedient – mit „Hey Dude“ wird hier die Gruppe Schildkröten aus Australien begrüßt. 
von Sarah 10. Januar 2022
Um halb sechs Uhr morgens am 08.08.21 machen wir in Cartagena die Leinen los. Nur um sie zehn Minuten später an der Tankstelle wieder festzumachen. Wir füllen nochmal den Dieseltank und alle Kanister. Der Manövrierraum ist etwas enger als gedacht, da ein Fischer wohl dachte, er störe hier nachts niemanden, wenn er an der Tankstelle festmacht. Um halb sieben verlassen wir das geschützte Hafenbecken von Cartagena. Direkt in der Einfahrt passieren wir noch einen kleineren Tanker, dessen Beleuchtung es auch bei uns taghell erscheinen lässt.
von Sarah 5. Januar 2022
Die Belohnung des müden Seglers – Sonnenaufgänge vom Feinsten. Die Crew schaut noch etwas kariert, aber dennoch sind wir begeistert von dem Bild, das sich um uns herum zeigt.
von Sarah 2. November 2021
Seit 2008 ist Alicante Startpunkt und Base des Volvo Ocean Race, mit Ausstieg von Volvo die des "The Ocean Race". Manchen sagt auch noch der ganz alte Name „Whitbread Round the World“ etwas, das seit Anfang der 70er, damals noch von Southampton aus startete. Es ist eine Regatta in mehreren Etappen um die Welt, und gilt als eines der härtesten Rennen, auf Grund der einzelnen Etappen und Jahreszeiten. In 2021 hätte es das erste Mal unter dem Namen „The Ocean Race“ stattgefunden, auf Grund von Corona wurde es aber ins Jahr 2022 verlegt. Irgendwie ja schon passend, dass wir zufällig hier landen… Wir sehen uns natürlich die Base an, aber bis auf zwei aufgebockte Schiffe ist nicht viel zu erkunden. Aber die sind mächtig. Spannend mal so vor einer Open 60 zu stehen. Open ist das richtige Stichwort für das Deck- wenig zum Festhalten…In der Regatta-Szene ist es letztlich ähnlich wie beim Auto-Rennsport: In den Anfängen handelte es sich hier um Schiffe, die auch sonst zum normalen sportlichen Segeln genutzt wurden. Heutzutage sind das reine Rennmaschinen, gewichtsoptimiert, und eigentlich nicht bewohnbar. Außer man hängt gerne bei großer Lautstärke in einer wackeligen unisolierten Minikoje und isst Astronautennahrung. Die körperliche Hygiene lassen wir mal besser ganz außen vor…
von Sarah 1. November 2021
Wir sind sowas von vorbereitet. Das Schiff sowieso, Sicherheitseqipment ist gecheckt und vorbereitet, alle Proviantierungsmöglichkeiten der BB sind ausgeschöpft, ich habe sogar vorgekocht (Danke für den Tipp an Vicky von der IBEX) für den Fall, dass das Wetter längere Aufenthalte unter Deck verhindert. Zu guter Letzt installieren wir noch das Satellitentelefon, in unserem Fall das Iridium GO!. Hierdurch sind wir auf der Strecke auch trackbar wenn die letzten Mobilverbindungen sich verabschieden. Aber vor allem für uns wichtig: Wir können dadurch unterwegs neue Wetterdaten laden. Wir haben fast 500 Seemeilen vor uns, das bedeutet ganz grob mal 5 Tage auf See. Da können sich Wetterlagen verändern. Damit wir uns entsprechend anpassen können, laden wir über Satellit bis zu dreimal täglich neue Wetterdaten. Zwei Tage vor Abfahrt sehen wir uns ein Tutorial von Predict Wind an (das ist unser Wetterdienst, den wir vornehmlich nutzen) zur Installation und Nutzung- fun point: Im Tutorial wird empfohlen die Installation ca 2 Wochen vor Start zu beginnen. Nun, muss jetzt in 48 Stunden klappen. Wir wollten das System nicht früher aktivieren, da die monatliche Nutzung mit 150 Euro schon happig ist. Aber es klappt auch- das System ist wirklich einfach zu bedienen.
von Sarah 14. August 2021
Wir verlassen die Asinara Insel und steuern eine ganz besonders schöne Stadt im Nordwesten an- Castelsardo. Ein mittelalterliches Städtchen, umgeben von einer trutzigen Burganlage. Solche Orte sind tatsächlich rar auf Sardinien, meist gibt es doch kleinere Dörfchen, selten mal eine Stadt, die auf so viele Jahre zurückblicken kann.
von Sarah 2. August 2021
So langsam sind wir im Nordwesten Sardiniens angekommen. Zwischen der Costa Paradiso und dem Golfo di Asinara liegt Isola Rossa, benannt nach der kleinen vorgelagerten Insel und den rosafarbenen Granitfelsen. Die dortige Marina ist für zwei Tage unser Ort der Wahl. Ende Juni sind wir hier noch fast alleine, und genießen das beschauliche Fischerdorf. Auch wenn die Haupteinkommensquelle mittlerweile eher der Tourismus sein dürfte, so gibt es doch noch einige auch kleinere Fischerboote, die rege im Einsatz sind. Entsprechend schüttelt es uns immer wieder durch, gerne frühmorgens, wenn der Schwell der vorbeifahrenden Boote uns trifft.
von Sarah 25. Juli 2021
Wir kommen jetzt langsam in den Bereich der Costa Smeralda, im Nordosten Sardiniens. Dieser Küstenabschnitt, der sich vom Großraum Olbia über die Maddalena-Inseln bis nach Palau im Norden erstreckt ist berühmt-berüchtigt für die Reichen und Schönen, für Stars und Sternchen. Porto Cervo haben viele schon mal gehört, Puff Daddy (heißt er grad so, kennt den noch einer?) urlaubt hier genauso gerne wie Beyoncé oder Leonardo di Caprio. Wie es bei den heutigen Influencern aussieht, da muss ich leider passen- ob da außer Dubai noch was anderes in Frage kommt. Zuletzt erlangte dieser Teil Sardiniens traurige Berühmtheit, da u.a. die ansässige Discothek (Club..) von Flavio B. sich für Sardinien letztes Jahr zum Supergau im Sinne von Corona-Superspreader-Location entwickelte. Gegründet wurde die Costa Smeralda übrigens komplett auf dem Papier- Agha Kahn und weitere potente Geschäftsmänner seiner Zeit taten sich Anfang der 60er Jahre zusammen, kauften einigen Schäfern die 50 km Küste für einen Apfel und ein Ei ab und gründeten das Consorzio Costa Smeralda. Dieses entwickelte die wunderschöne einsame Küstenregion zum hochklassigen und hochpreisigen Touristenmagnet – allerdings unter strengen Auflagen. Jedes Immobilienprojekt musste durch das Consorzio genehmigt werden, es musste im eigens neu entwickelten mediterran-sardischen Stil und unter Verwendung lokaler Ressourcen gebaut werden. Zudem durfte die Höhe der Gebäude die der Bäume nicht überschreiten. Dadurch wurde zwar zum einen eine ganze Küste künstlich entwickelt – der Ort Porto Cervo zum Beispiel ist auch vom Consortium gegründet worden. Und der ein oder andere Nachfahr der besagten Schäfer wird sich heute noch ärgern über die erzielten Grundstückspreise. Zum anderen aber wurde so verhindert, dass in der Entwicklung von Sardinien Hochhausbettenburgen entstanden. Es gibt ja an den mediterranen Küsten Europas leider genug schlechte Beispiele aus den 60ern und 70ern Jahren, die zeigen wie es sonst aussehen könnte.
von Sarah 18. Juli 2021
Segeln wohin Wind und Welle einen tragen – hört sich super an. Wenn man sich das aber etwas genauer anschaut stellt man schnell fest, dass das ein romantisches Bild ist – aber eben halt auch nur ein Bild. Im Großen würde das ja zum Beispiel heißen, dass man wie wir in südlichen Sizilien, in Licata startet und je nach Wind in Griechenland, Tunesien, Malta oder -mit viel Glück- in Sardinien landet. Und in den meisten Fällen will man ja irgendwo hin. Oft noch innerhalb einer bestimmten Zeit. Wir zumindest wollen die Ostküste Sardiniens entlang segeln. Dafür benötigen wir den Wind aus der richtigen Richtung – alles was nicht Nord- Nord-West oder Nord-Ost ist, ist super. Zudem hätten wir gerne den Wind nicht zu schwach (wir wollen ja nicht motoren), und aber auch nicht zu stark (keine Lust auf Sturm im unbekannten Gebiet). Ach ja und dann bräuchten wir so in ca. 6-8 Stunden Entfernung noch einen geschützten Ankerplatz, der nicht zu flach, nicht zu tief ist, bitte sandigen Untergrund, der uns durch einen Hügel aus der vorherrschenden Windrichtung schützt und der gegen einlaufenden Schwell geschlossen ist. Oder alternativ bei viel Wind eine Marina, die ausreichend geschützt ist und die nötige Tiefe für unser Boot hat.Als Segelboot geht es unter Wasser noch über 2 Meter weiter bei uns. Da man sich die Bedingungen nicht wünschen kann, setzt das alles viel Planung vorraus, mit Hilfe von Wetterapps, Küstenhandbüchern und Kartenmaterial. Die richtige Planung entscheidet über gut schlafen oder besorgt wach bleiben, motoren oder segeln, bleiben oder aufbrechen. Und so heisst es oft irgendwo warten, um den nächsten Streckenabschnitt gut meistern zu können. Auch mal einen Ort auslassen, weil der bei den Windbedingungen gerade nicht passend ist. Dennoch müssen wir immer wieder umplanen, manchmal sehr spontan, und uns eine neue Lösung suchen, eine neue Bucht, eine Marina… Das ist ein interessanter, lehrreicher und auch wirklich ganz neuer Grad an Fremdbestimmung. Durch das Wetter, unbestechlich, unverhandelbar, auch durch Charme nicht beizukommen. Und oft schlecht einschätzbar und wechselhaft in seinen Launen. Dabei ist wie oben beschrieben beim Segeln das Wetter essentiell. In einem Masse wie man es sonst nicht kennt. Zum Ankommen, für den Komfort, aber auch für die eigene Sicherheit und die des Bootes.
von Sarah 11. Juli 2021
S izilien verschwindet im Kielwasser… Auch wenn diese größte Insel des Mittelmeers wunderschön ist – für uns hatte sie zuletzt den Beigeschmack des Festhängens, der Zwangspause über diesen Corona-Winter. Deshalb fühlt es sich an wie ein Befreiungsschlag als wir Ende Mai endlich Richtung Sardinien starten können. Ein ganzer Tag, eine Nacht und nochmals ein halber Tag komplett auf See liegen vor uns. Die Strecke kennen wir jetzt schon, sind wir sie ja letztes Jahr hin und – ungeplant – auch wieder zurück gesegelt.
von Sarah 4. Juli 2021
Wir laufen Sciacca auf unserem Weg gen Westen an, da die sizilianische Südküste nicht unbedingt ein Ankerparadies ist, und wir nicht direkt zum Saisonstart an einem ungeschützten Strand den nächtlichen Schwell genießen wollen. Die Marina ist recht klein, aber hat gute Kritiken. Deshalb haben wir bereits aus Licata einen Platz dort telefonisch reserviert. Da wir auch tanken wollen und das Hafenbecken recht seicht wirkt, fragen wir per Whattsapp nochmal nach, ob es auch an der Tankstelle tief genug ist – Kein Problem, über 5 Meter ist die Antwort. Beim Einlaufen in den Hafen legen wir zuerst an der Tankstelle an- mein erster Anleger der Saison, die Anspannung ist also groß.
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