Der frühe Vogel fängt den Corona-Test. Da die Balearen vor ein paar Tagen nicht nur vom RKI Deutschland sondern auch von den Italienern zum Risikogebiet erklärt wurden, brauchen wir einen negativen Covid19 Test bei Einreise in Sardinien. Also sitzen wir am Montag um 8 Uhr im Duda, auf dem Weg zum lokalen Krankenhaus. Der Weg beschert uns nebenbei eine kleine Stadtführung durch Teile der Altstadt von Mahón. Wir kommen um zwanzig vor neun im Krankenhaus an- man sagte uns, wir sollten um 9 Uhr da sein. Es stehen bereits an die 20 Personen an und während wir warten wird die Schlange immer länger. Da bin ich doch recht froh, dass wir für solche Fälle tatsächlich FFP2 Masken besorgt haben. Aber schlechte Nachrichten- als wir nach einer knappen Stunde dran sind, erhalten wir die Info dass der früheste mögliche Termin am Mittwoch ist, und der Test dann 72 Stunden dauert. Laut Aussage der Rezeptionisten versucht gerade jeder auf der Insel befindliche Tourist, einen Test zu bekommen…Die Summe von 150 Euro pro Person schockt uns dann schon fast nicht mehr. So lange wollen wir aber lieber nicht warten. Wir gehen also unverrichteter Dinge wieder. Aber Guido hat noch ein Ass im Ärmel, und so bekommen wir unseren Test in einem privaten Labor. Das liegt am wiederum anderen Ende der Stadt, somit ist unser Stadtrundlauf dann auch komplett. Nach knapp vier Stunden Fußmarsch kommen wir gegen 12 Uhr wieder am Boot an.
Wir richten das Boot noch für die Überfahrt her- das heißt unter anderem wir sehen uns das Sicherheits-Equipment nochmal an, installieren die Lifelines und ich checke die Grab-Bags. Das sind wasserdichte Taschen, die unsere wichtigsten Dokumente, aber auch so Dinge wie Wasser, Sonnencreme, Notfallmedikamente und Handfunkgerät enthalten. Grab-Bag, weil man sich den schnappt, falls man das Boot verlassen und die Rettungsinsel besteigen muß. Abends kochen wir an Bord und gehen bald ins Bett – wir wollen früh los Richtung Sardinien.
Bella Italia Calling
Der Wecker klingelt am nächsten Morgen um fünf Uhr, um sechs Uhr verlassen wir die Schwimmstege in Mahón.
Auch dieses zweite Mal hat es uns dort sehr gut gefallen, der Stil, die Menschen, und auch die Marina.
Man merkt deutlich die Veränderung innerhalb der Jahreszeit- vor sechs Wochen war es um sechs Uhr morgen hell- jetzt laufen wir im Stockdunklen aus, die Sonne kommt erst gegen sieben Uhr aus ihrer Kabine gekrochen.
Wir müssen erstmal eine Weile motoren, es ist keinsterlei Wind, dafür ist es aber ziemlich warm.
Anstrengende Kombination und auch recht langweilig. Zwischendurch kommt eine leichte Brise von hinten.
Zu wenig Wind zum Segeln, aber dafür bekommen wir unsere Dieselabgase schön ins Cockpit geweht.
Als Versöhnungsangebot sehen wir eine Schildkröte neben dem Boot. Als wir näher kommen taucht sie elegant ab. Wow, das sieht komplett mühelos aus, und dennoch ist sie innerhalb von Sekunden, nach kurzem Schlag mit dem rechten Vorderfuß in die 2.800 Meter Tiefe verschwunden (Heißt das Fuß bei einer Schildkröte? Genutzt wird es im Wasser ja eher wie ein Paddel).
Ab nachmittags können wir doch ein paar Stunden bei besten Bedingungen segeln, bei 15 Knoten Wind von der Seite machen wir über 5 Knoten Fahrt - ein Traum. Die Wärme bleibt und wird uns auch die nächsten Tage begleiten. Ich dachte wir hätten uns schon dran gewöhnt. Aber es legt nochmal ein paar Grad zu, und das merken wir dann doch auch.
Abwechselnd setzen wir uns hinten auf die Stufen am Wasser und überschütten uns mit Meerwasser. Das hat allerdings auch 26 Grad, die Abkühlung hält also nicht lange an.
Die Nacht ist völlig ereignislos. Mond ist keiner zu sehen, und somit ist es ziemlich dunkel. Nur die Sterne über uns durchschneiden die Schwärze. Davon allerdings gibt es eine Menge- fern von jeder Stadt. In der Mitte der Strecke ist die Entfernung zu jeder Lichtquelle mindestens 95 Meilen. Das gibt viele viele Sterne. Ich erkenne gerade mal den Abendstern, und den großen Wagen – die finde ich aber eigentlich zuverlässig. Hier mitten auf dem Meer dauert es eine Weile, einfach da der ganze Himmel voll ist mit kleinen und großen Sternen.
Für mich funktionieren die Nachtwachen diesmal sehr gut, Guido kann nicht so richtig gut schlafen. Morgens wartet in meiner Schicht ein phänomenales Bild- der Sonnenaufgang an sich ist etwas wolkig. Aber das Gesamtbild, mit spiegelglattem Meer, das die rosa Wolken spiegelt, ist wirklich einfach atemberaubend. Die Fotos sind wie immer mit dem iPhone, ohne Filter und ohne Nachbearbeitung entstanden – und es war genauso magisch wie auf den Bildern.
Gegen Mittag erreichen wir Bosa im Westen von Sardinien. Guido hatte einen Platz in der dortigen Marina reserviert, für eine Nacht.
Aber im Sinne unserer neuen „Gesinnung“, jetzt die Langsamkeit zu genießen, beschließen wir recht schnell dass wir bis Dienstag die Woche drauf hier bleiben.
Sonntag und Montag ist hässlicher Wind, und vor allem 3 (!!!) Meter Welle angesagt.
Viel Wind kann man, wenn der Anker gut hält, auch in einer Bucht aushalten. Aber 3 Meter Welle kann ich mir vor Anker beim besten Willen nicht gut vorstellen. Und ich will es auch nicht.
Platz in erster Reihe in Bosa Marina. Die Wassertiefe lässt den Puls kurz hochschnellen- aber letztlich reichen auch 70 Zentimeter unterm Kiel ja aus.
Essen jagen
Die Stadt Bosa liegt am Fluss Temo, ca 3 Kilometer im Landesinneren. Wir befinden uns in Bosa Marina, das an der Mündung des Temo ins Meer liegt. Heißt für uns – wir können nach Bosa zum Abendessen mit dem Duda fahren.
Also ab ins Dinghy und was zu essen suchen.
Die eigentliche Altstadt liegt landeinwärts gesehen links des Flusses und zieht sich einen kleinen Berg hoch bis zu einer Burg. Rechts des Temo liegen die alten Ledergerbe- und -verarbeitungsfabriken, die mittlerweile nach und nach renoviert werden.
Aber die heben wir uns für einen anderen Abend auf- heute haben wir Hunger, und sind auch noch recht kaputt von der Überfahrt. Somit fällt die Stadtbegehung sehr kurz aus, um genau zu sein beschränkt sie sich auf eine, sehr schöne, Straße. Auch Guidos Verständnis für mein ständiges Stehenbleiben und Fotografieren kennt ganz offensichtlich heute Grenzen…
Wir finden eine ganz einfache Pizzeria, die uns auch etwas an unseren Lieblingsitaliener zuhause erinnert. Genau das was wir gesucht hatten. Die Pizza ist wirklich gut, und die Rechnung gefällt uns ebenfalls ausnehmend gut: 23 Euro Rechnung für 2 Pizzen, 0,5 Liter Rotwein und eine Flasche Mineralwasser ist mehr als in Ordnung. Im Dunkeln tuckern wir langsam zurück und fallen an Bord der BB innerhalb von Minuten in tiefen Schlaf.
Ankommen in der Langsamkeit
Die nächsten Tage machen wir es uns gemütlich, fahren mit dem Dinghy raus aufs Meer und schwimmen in kleinen Buchten, oder lesen am Boot im Schatten. Die Temperaturen sind auf gemessene 39 Grad im Schatten gestiegen, da fällt übermäßige Bewegung aus.
Nachts kühlt es auf gefühlt frische 29 Grad ab – immerhin.
Freitag morgen und auch Sonntag schaffe ich doch mal wieder einen Lauf in Richtung Bosa Marina und Strand, das geht allerdings auch nur vor acht Uhr. Danach ist es einfach zu heiß. Aber nach dem Joggen direkt ins Meer springen – einfach unbezahlbar. Meine Version des Triathlon – zum Strand joggen, schwimmen, zurückjoggen. Und auf dem Weg kann man auch wunderbar die Gegend ansehen.
Der Wetterbericht verspricht für die kommende Woche eine leichte Abkühlung tagsüber auf 31 Grad. Nachts soll es interessanterweise auf 15 Grad runtergehen. Da bin ich gespannt wie sich das für uns anfühlt – wahrscheinlich sitzen wir dann mit Jogginganzug und Jacke beim Abendessen und diskutieren, ob wir die Standheizung andrehen…