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West-Sardinien - recht alleine und nicht einsam

Sarah • 1. September 2020

"Es wird Winter"- Der Winter kommt noch nicht wirklich, aber momentan bei uns geflügeltes Wort. Die Temperaturen gehen spürbar runter, das Wetter wird unzuverlässiger und die Wetterfenster ohne starke Winde kleiner. Tagsüber sind es derzeit um die 26 Grad, nachts geht es runter auf 21. Das sind 13 Grad weniger als noch vor einer Woche und fühlt sich für uns ganz ehrlich recht kühl an. Auch das Meer scheint etwas frischer geworden zu sein.

Wir verlassen Bosa am Dienstag, den 25.8., mit Kurs Richtung Oristano. Vorher tanken wir noch in Marina di Bosa. Wir sind um 8 Uhr an der Tankstelle – und sind alleine. Während wir warten, frühstücken wir erstmal gemütlich. Aber auch um halb neun ist niemand zu sehen. Laut Infoschild ist die Tankstelle seit 30 Minuten geöffnet. Um kurz vor neun fragt Guido im Souvenir-Laden gegenüber. Wir erhalten den Tipp, die Nummer anzurufen, die unter der Werbung für Eis steht. Der Eismann nämlich kennt den Tankmann, und schickt uns seine Nummer. Nach Anruf beim Tankmann ist er innerhalb von 10 Minuten da – und bringt erstmal einen Eisblock in den Keller… Währenddessen zeigt die Uhr hinter der Tankstelle stoisch 5 Uhr an. Verstehen muss man das alles nicht, aber wir haben es nicht eilig, und somit schmunzeln wir eher als uns aufzuregen. 
Die Ausfahrt aus Bosa zeigt uns wieder warum wir die letzten Tage hier verbracht haben. Draußen ist eine ansehnliche Welle zu sehen – und dann auch zu fühlen. Die gemeldeten 3 Meter sind nicht übertrieben.

Tharros

Nächster Halt ist die Bucht von Oristano. Auf dem Weg dorthin begegnet uns in 5 Stunden genau ein Boot – man merkt deutlich, dass die Ferienzeit zu Ende geht und die letzten Corona-Ausbruchs Meldungen zu Sardinien tun wohl ihr übriges dazu. Wir bleiben aus diesem Grund übrigens im Süden Sardiniens, und halten uns von Orten wir Porto Cervo, Porto Rotondo und leider auch La Maddalena im Norden dieses Jahr fern. Das kommt auf die Liste für nächstes Frühjahr. 

Vor einer römischen Ausgrabungsstätte im nördlichen Teil der Bucht von Oristano sind Bojen gelegt, die von der Gemeinde dort verwaltet werden. Es gibt ein Online-Anmeldeverfahren, inkl. Online Payment. Da kann sich manches Unternehmen eine Scheibe von abschneiden. 

Die Boje kostet pro Nacht 15 Euro. Ohne Bezahlung an der Boje erwischt zu werden von der Guardia di Finanza kostet dagegen 344 Euro, so lesen wir bei Navily nach. Das nenne ich mal ein Parkticket. 

Wir genießen es nach der Zeit in der Marina wieder direkt vom Boot ins Wasser springen zu können. Das Meer ist hier unglaublich klar. Der Tiefenmesse zeigt 4,5 Meter- beim Blick ins Wasser kommt es einem vor wie maximal ein Meter. Sand und Seetang wechseln sich hier ab und es sind unglaublich viele Fische im Wasser, die in den Seetangteppichen ihren gut geschützten Kindergarten unterhalten.

An Land gibt es ein kleines Dörfchen, und die schmale Landzunge eröffnet einen sehr schönen Strand hinter Dünen. Es erinnert mich sehr an Urlaube in meiner Kindheit- hier ist alles auf Sand gebaut, die Stühle der Bar stehen im Sand, und die Straßen lassen Asphalt ebenso vermissen. Letzteres ist eher unangenehm wenn man zu Fuß zwischen Sand und Staub aufwirbelnden Autos unterwegs ist. Die Luft riecht nach Macchia, und – wie wir als Kinder gesagt haben – Maggikraut. 

Wir fragen die Einheimischen nach dem nächsten Supermarkt. Dieser ist wohl ganz nah- mit dem Auto. Als wir erwähnen dass wir zu Fuß unterwegs sind, ernten wir nur hochgezogenen Augenbrauen, Lachen und Kopf schütteln. Und zusätzlich die Info, dass es um die Ecke viele Restaurants gäbe…

Das Angebot des Restaurants nehmen wir für den Moment sehr gerne an, aber so schnell geben wir das Thema Supermarkt nicht auf.  

Abenteuer Supermarkt und hoher Besuch

Wir machen am nächsten Morgen den Duda klar und machen uns, quer durch die Bucht, auf den Weg nach Torre Grande. Dort in der Marina können wir anlegen und haben auch noch richtig Glück- wir erwischen direkt einen Bus, der uns in den Ort bringt. 2,5 Kilometer Fußmarsch gespart. Im Ort können wir zumindest das Nötigste besorgen und erwischen 30 Minuten später wieder den Bus zurück. Nochmal 2,5 Kilometer eingespart. Da der Fahrer sämtlich Tempolimits um mindestens das Doppelte überschreitet, sind wir flugs wieder in der Marina. Im Vorbeigehen sehen wir einen Fischer, der sich gerade den Fang der letzten Nacht ansieht- und kaufen spontan für den Abend ein paar Fische. Das gibt ein großartiges Abendessen mit gegrillten Fischfilets. 

Am Nachmittag bekommen wir sogar noch Besuch – die Guardia di Finanza kommt vorbei und geht längsseits. Das heißt, sie kommen parallel zur Blue Baloo und vertauen sich an unserem Schiff. Wir liegen dann „im Päckchen“. Die GdF ist in Italien für Schmuggel, Grenzsicherung , Wirtschaftskriminalität, organisiertes Verbrechen und vieles mehr zuständig. Die Bootspapiere und Ausweise werden gecheckt, unser letzter Hafen wird abgefragt – Bosa auf Sardinien. Unser Starthafen – San Giorgio di Nogaro in Italien, und wo wir hinwollen – nach Sizilien. Tests oder dergleichen wollte keiner sehen. Nach 30 Minuten ist alles durch, und die Herren wünschen uns einen schönen Tag. Sehr aufregend, irgendwie wird man da doch immer nervös, auch wenn man gar nichts ausgefressen hat.

Wind und Welle – mal wieder

Da wieder mal härtere Winde angesagt sind, machen wir eine zusätzliche Leine an dem Betonquader fest, an dem unsere Boje hängt. 4,5 Meter tauchen ist für die meisten Leute Pille-Palle, für mich ist es eine echte Herausforderung dort runter zu gehen, die Leine einzufädeln und auch wieder hoch zu ziehen. Aber geschafft! Somit haben wir ein kleines Backup falls die Leine an der Boje nachgibt. 

Eigentlich ist die Bucht toll geschützt, da sie fast geschlossen ist – außer nach Süd-West. Nach tagelangem Wind aus Nord-West soll es aber jetzt für 2 Tage Süd-West sein. Da kann sich dann auch aus der Bucht heraus eine Welle aufbauen. Wir sind entschlossen das durchzuhalten – zu gut gefällt es uns hier. Tagsüber hört sich das immer gut an und man kann sich auch etwas heroisch dabei fühlen. Der echte Seemann hält das aus! Nach der ersten von angekündigten 2 windigen und vor allem welligen Nächten, die uns kräftig durchschüttelt, ist die Einschätzung dazu eine andere. Auch Baden tagsüber wird schwierig werden, da das Boot hinten einen ziemlichen Ausschlag hat- und die Badeleiter entsprechend auch. Zudem soll der Wind im Anschluss wieder auf Nord-West drehen, die Welle kommt ja aber noch aus Süden. Und das dauert ein bisschen bis das Meer die Richtung dann wieder ändert. Das ergibt dann den Schleudergang im Boot.

Portoscuso muss sich für nichts entschuldigen

Guido sucht uns nach durchwachter Nacht beim Frühstück eine Marina, und wird in Portoscuso, 60 Meilen weiter im Süden fündig. Schnell zusammenpacken und 20 Minuten später verlassen wir die Bucht von Oristano nach vier wunderschönen Tagen. Der Wind bleibt bei 25 Knoten, von vorne mal wieder. Wir versuchen es kurz mit der Genua, aber sie schlägt nur an die Wanten. Das geht aufs Material. Wir müssten kreuzen – dafür reicht aber die Zeit nicht. Ab 20 Uhr soll der Wind nämlich nochmal deutlich zunehmen, da wollen wir bereits sicher in der Marina liegen.

Portoscuso, so lesen wir unterwegs, ist bei Touristen lediglich als Absprungort für das Übersetzen auf die Inseln San Pietro und Sant` Antioccho bekannt. Das liegt wahrscheinlich auch an dem nicht sehr malerischen Ambiente von Portovesme mit unzähligen Kränen und Industrietürmen im Hintergrund. Auf den ersten Blick wirkt Portoscuso tatsächlich sehr schmucklos. Wir sind aber erstmal froh in der Marina zu sein, gut geschützt vor Wind, und somit ist der Ort an sich für uns zweitrangig. Die Mitarbeiter der Marina sind unglaublich nett und hilfsbereit, die Stege hier stabil, somit ist der Wohlfühlfaktor erstmal gegeben.

Schon am ersten Abend müssen wir allerdings unser vorschnelles Urteil zu Portoscuso anpassen. Wir schlendern durch das Städtchen, auf der Suche nach Abendessen. Die Menschen auf der Straße grüßen freundlich, passend zur Farbenfrohheit der kleinen schmalen Häuschen. Alles strahlt eine positive Stimmung aus. Die Häuser sind klein und eher bescheiden, aber meist sehr gepflegt, und in allen Farben des Malkastens gestrichen. Wenn man durch die Gassen läuft stehen viele Haustüren offen und bieten direkten Blick ins kleine Wohnzimmer und/oder Küche. Vom Sofa aus schallt häufig ein freundliches Guten Abend zu uns raus. 

Wir finden eine Pizzeria, mitten auf dem Platz vor der Kirche, die Tür steht offen und wir hören und sehen den gut besuchten Gottesdienst. 

Wieder haben wir das Gefühl die einzigen Touristen zu sein, und mit Sicherheit die einzigen Deutschen weit und breit. 

Beim Laufen am Sonntag morgen entdecke ich die schöne Strecke am Wasser entlang bis zum Strand. Da werden wir bestimmt noch einige Male hingehen und die Füße in den Sand strecken. Wir freuen uns schon sehr in den nächsten Tagen Portoscuso zu entdecken. Es scheint doch deutlich mehr zu bieten zu haben als nur eine gute kleine Marina. Auf den zweiten Blick haben wir hier ein deutlich unterschätztes kleines, sehr unprätentiöses italienisches Städtchen vor uns, mit sehr gastfreundlichen Bewohnern, einer wilden Küste und schönen Stränden.

von Sarah 10. Januar 2022
Um halb sechs Uhr morgens am 08.08.21 machen wir in Cartagena die Leinen los. Nur um sie zehn Minuten später an der Tankstelle wieder festzumachen. Wir füllen nochmal den Dieseltank und alle Kanister. Der Manövrierraum ist etwas enger als gedacht, da ein Fischer wohl dachte, er störe hier nachts niemanden, wenn er an der Tankstelle festmacht. Um halb sieben verlassen wir das geschützte Hafenbecken von Cartagena. Direkt in der Einfahrt passieren wir noch einen kleineren Tanker, dessen Beleuchtung es auch bei uns taghell erscheinen lässt.
von Sarah 5. Januar 2022
Die Belohnung des müden Seglers – Sonnenaufgänge vom Feinsten. Die Crew schaut noch etwas kariert, aber dennoch sind wir begeistert von dem Bild, das sich um uns herum zeigt.
von Sarah 2. November 2021
Seit 2008 ist Alicante Startpunkt und Base des Volvo Ocean Race, mit Ausstieg von Volvo die des "The Ocean Race". Manchen sagt auch noch der ganz alte Name „Whitbread Round the World“ etwas, das seit Anfang der 70er, damals noch von Southampton aus startete. Es ist eine Regatta in mehreren Etappen um die Welt, und gilt als eines der härtesten Rennen, auf Grund der einzelnen Etappen und Jahreszeiten. In 2021 hätte es das erste Mal unter dem Namen „The Ocean Race“ stattgefunden, auf Grund von Corona wurde es aber ins Jahr 2022 verlegt. Irgendwie ja schon passend, dass wir zufällig hier landen… Wir sehen uns natürlich die Base an, aber bis auf zwei aufgebockte Schiffe ist nicht viel zu erkunden. Aber die sind mächtig. Spannend mal so vor einer Open 60 zu stehen. Open ist das richtige Stichwort für das Deck- wenig zum Festhalten…In der Regatta-Szene ist es letztlich ähnlich wie beim Auto-Rennsport: In den Anfängen handelte es sich hier um Schiffe, die auch sonst zum normalen sportlichen Segeln genutzt wurden. Heutzutage sind das reine Rennmaschinen, gewichtsoptimiert, und eigentlich nicht bewohnbar. Außer man hängt gerne bei großer Lautstärke in einer wackeligen unisolierten Minikoje und isst Astronautennahrung. Die körperliche Hygiene lassen wir mal besser ganz außen vor…
von Sarah 1. November 2021
Wir sind sowas von vorbereitet. Das Schiff sowieso, Sicherheitseqipment ist gecheckt und vorbereitet, alle Proviantierungsmöglichkeiten der BB sind ausgeschöpft, ich habe sogar vorgekocht (Danke für den Tipp an Vicky von der IBEX) für den Fall, dass das Wetter längere Aufenthalte unter Deck verhindert. Zu guter Letzt installieren wir noch das Satellitentelefon, in unserem Fall das Iridium GO!. Hierdurch sind wir auf der Strecke auch trackbar wenn die letzten Mobilverbindungen sich verabschieden. Aber vor allem für uns wichtig: Wir können dadurch unterwegs neue Wetterdaten laden. Wir haben fast 500 Seemeilen vor uns, das bedeutet ganz grob mal 5 Tage auf See. Da können sich Wetterlagen verändern. Damit wir uns entsprechend anpassen können, laden wir über Satellit bis zu dreimal täglich neue Wetterdaten. Zwei Tage vor Abfahrt sehen wir uns ein Tutorial von Predict Wind an (das ist unser Wetterdienst, den wir vornehmlich nutzen) zur Installation und Nutzung- fun point: Im Tutorial wird empfohlen die Installation ca 2 Wochen vor Start zu beginnen. Nun, muss jetzt in 48 Stunden klappen. Wir wollten das System nicht früher aktivieren, da die monatliche Nutzung mit 150 Euro schon happig ist. Aber es klappt auch- das System ist wirklich einfach zu bedienen.
von Sarah 14. August 2021
Wir verlassen die Asinara Insel und steuern eine ganz besonders schöne Stadt im Nordwesten an- Castelsardo. Ein mittelalterliches Städtchen, umgeben von einer trutzigen Burganlage. Solche Orte sind tatsächlich rar auf Sardinien, meist gibt es doch kleinere Dörfchen, selten mal eine Stadt, die auf so viele Jahre zurückblicken kann.
von Sarah 2. August 2021
So langsam sind wir im Nordwesten Sardiniens angekommen. Zwischen der Costa Paradiso und dem Golfo di Asinara liegt Isola Rossa, benannt nach der kleinen vorgelagerten Insel und den rosafarbenen Granitfelsen. Die dortige Marina ist für zwei Tage unser Ort der Wahl. Ende Juni sind wir hier noch fast alleine, und genießen das beschauliche Fischerdorf. Auch wenn die Haupteinkommensquelle mittlerweile eher der Tourismus sein dürfte, so gibt es doch noch einige auch kleinere Fischerboote, die rege im Einsatz sind. Entsprechend schüttelt es uns immer wieder durch, gerne frühmorgens, wenn der Schwell der vorbeifahrenden Boote uns trifft.
von Sarah 25. Juli 2021
Wir kommen jetzt langsam in den Bereich der Costa Smeralda, im Nordosten Sardiniens. Dieser Küstenabschnitt, der sich vom Großraum Olbia über die Maddalena-Inseln bis nach Palau im Norden erstreckt ist berühmt-berüchtigt für die Reichen und Schönen, für Stars und Sternchen. Porto Cervo haben viele schon mal gehört, Puff Daddy (heißt er grad so, kennt den noch einer?) urlaubt hier genauso gerne wie Beyoncé oder Leonardo di Caprio. Wie es bei den heutigen Influencern aussieht, da muss ich leider passen- ob da außer Dubai noch was anderes in Frage kommt. Zuletzt erlangte dieser Teil Sardiniens traurige Berühmtheit, da u.a. die ansässige Discothek (Club..) von Flavio B. sich für Sardinien letztes Jahr zum Supergau im Sinne von Corona-Superspreader-Location entwickelte. Gegründet wurde die Costa Smeralda übrigens komplett auf dem Papier- Agha Kahn und weitere potente Geschäftsmänner seiner Zeit taten sich Anfang der 60er Jahre zusammen, kauften einigen Schäfern die 50 km Küste für einen Apfel und ein Ei ab und gründeten das Consorzio Costa Smeralda. Dieses entwickelte die wunderschöne einsame Küstenregion zum hochklassigen und hochpreisigen Touristenmagnet – allerdings unter strengen Auflagen. Jedes Immobilienprojekt musste durch das Consorzio genehmigt werden, es musste im eigens neu entwickelten mediterran-sardischen Stil und unter Verwendung lokaler Ressourcen gebaut werden. Zudem durfte die Höhe der Gebäude die der Bäume nicht überschreiten. Dadurch wurde zwar zum einen eine ganze Küste künstlich entwickelt – der Ort Porto Cervo zum Beispiel ist auch vom Consortium gegründet worden. Und der ein oder andere Nachfahr der besagten Schäfer wird sich heute noch ärgern über die erzielten Grundstückspreise. Zum anderen aber wurde so verhindert, dass in der Entwicklung von Sardinien Hochhausbettenburgen entstanden. Es gibt ja an den mediterranen Küsten Europas leider genug schlechte Beispiele aus den 60ern und 70ern Jahren, die zeigen wie es sonst aussehen könnte.
von Sarah 18. Juli 2021
Segeln wohin Wind und Welle einen tragen – hört sich super an. Wenn man sich das aber etwas genauer anschaut stellt man schnell fest, dass das ein romantisches Bild ist – aber eben halt auch nur ein Bild. Im Großen würde das ja zum Beispiel heißen, dass man wie wir in südlichen Sizilien, in Licata startet und je nach Wind in Griechenland, Tunesien, Malta oder -mit viel Glück- in Sardinien landet. Und in den meisten Fällen will man ja irgendwo hin. Oft noch innerhalb einer bestimmten Zeit. Wir zumindest wollen die Ostküste Sardiniens entlang segeln. Dafür benötigen wir den Wind aus der richtigen Richtung – alles was nicht Nord- Nord-West oder Nord-Ost ist, ist super. Zudem hätten wir gerne den Wind nicht zu schwach (wir wollen ja nicht motoren), und aber auch nicht zu stark (keine Lust auf Sturm im unbekannten Gebiet). Ach ja und dann bräuchten wir so in ca. 6-8 Stunden Entfernung noch einen geschützten Ankerplatz, der nicht zu flach, nicht zu tief ist, bitte sandigen Untergrund, der uns durch einen Hügel aus der vorherrschenden Windrichtung schützt und der gegen einlaufenden Schwell geschlossen ist. Oder alternativ bei viel Wind eine Marina, die ausreichend geschützt ist und die nötige Tiefe für unser Boot hat.Als Segelboot geht es unter Wasser noch über 2 Meter weiter bei uns. Da man sich die Bedingungen nicht wünschen kann, setzt das alles viel Planung vorraus, mit Hilfe von Wetterapps, Küstenhandbüchern und Kartenmaterial. Die richtige Planung entscheidet über gut schlafen oder besorgt wach bleiben, motoren oder segeln, bleiben oder aufbrechen. Und so heisst es oft irgendwo warten, um den nächsten Streckenabschnitt gut meistern zu können. Auch mal einen Ort auslassen, weil der bei den Windbedingungen gerade nicht passend ist. Dennoch müssen wir immer wieder umplanen, manchmal sehr spontan, und uns eine neue Lösung suchen, eine neue Bucht, eine Marina… Das ist ein interessanter, lehrreicher und auch wirklich ganz neuer Grad an Fremdbestimmung. Durch das Wetter, unbestechlich, unverhandelbar, auch durch Charme nicht beizukommen. Und oft schlecht einschätzbar und wechselhaft in seinen Launen. Dabei ist wie oben beschrieben beim Segeln das Wetter essentiell. In einem Masse wie man es sonst nicht kennt. Zum Ankommen, für den Komfort, aber auch für die eigene Sicherheit und die des Bootes.
von Sarah 11. Juli 2021
S izilien verschwindet im Kielwasser… Auch wenn diese größte Insel des Mittelmeers wunderschön ist – für uns hatte sie zuletzt den Beigeschmack des Festhängens, der Zwangspause über diesen Corona-Winter. Deshalb fühlt es sich an wie ein Befreiungsschlag als wir Ende Mai endlich Richtung Sardinien starten können. Ein ganzer Tag, eine Nacht und nochmals ein halber Tag komplett auf See liegen vor uns. Die Strecke kennen wir jetzt schon, sind wir sie ja letztes Jahr hin und – ungeplant – auch wieder zurück gesegelt.
von Sarah 4. Juli 2021
Wir laufen Sciacca auf unserem Weg gen Westen an, da die sizilianische Südküste nicht unbedingt ein Ankerparadies ist, und wir nicht direkt zum Saisonstart an einem ungeschützten Strand den nächtlichen Schwell genießen wollen. Die Marina ist recht klein, aber hat gute Kritiken. Deshalb haben wir bereits aus Licata einen Platz dort telefonisch reserviert. Da wir auch tanken wollen und das Hafenbecken recht seicht wirkt, fragen wir per Whattsapp nochmal nach, ob es auch an der Tankstelle tief genug ist – Kein Problem, über 5 Meter ist die Antwort. Beim Einlaufen in den Hafen legen wir zuerst an der Tankstelle an- mein erster Anleger der Saison, die Anspannung ist also groß.
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