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Vom Winde versteckt

Sarah • 7. September 2020

Unsere Ruhe während des Sturms

Draußen pfeift es, die Masten singen, es hat ganz ordentlich Wind. Wer getrackt hat wo wir sind – sieht richtig. Wir sind immer noch in Portoscuso. Die Wetterfenster werden jetzt gen September etwas enger, und so hätten wir entweder direkt nach 2 Tagen Portoscuso verlassen müssen, oder eben etwas länger bleiben. Ihr ahnt es schon – wir haben uns für zweiteres entschieden. Der Ort hier hat es uns echt angetan, und der Wellenbrecher hier vor unserer Nase sorgt dafür dass die Winde und auch die Welle uns nichts anhaben können. Von der Seite schützt uns die „fahrende Schrankwand“, eine schlecht gepflegte und unzureichend befestigte Motoyacht. 

Die letzten Tage haben wir das Örtchen erforscht, und wurden darin bestätigt dass wir hier einen ganz reizenden Ort gefunden haben. Wir werden auch bereits gegrüßt, am Steg, aber auch in der Pizzeria und beim Metzger und äh, im Eisladen. Wobei die Menschen hier tatsächlich immer grüßen, sehr freundlich sind und uns Touris gegenüber sehr offen. Mit unseren von der Sonne jetzt auch immer heller werdenden Haaren stechen wir auch überall raus, wie eine einzelne Tomate im Gurkensalat.

Es gibt eine Art Markthalle, von außen nicht gekennzeichnet, aber innen gibt es Obst- Gemüsestände, sowie Fleisch, Fisch und sogar Brot. Die Preise sind auch hier wieder sehr erfrischend, so macht Einkaufen Spaß.

Wir finden auch eine Wäscherei, das ist doch hin und wieder sehr angenehm, wenn wir nicht per Hand waschen müssen. Zuletzt durften wir ja bei Freunden auf Mallorca die Trommel füllen. 

Portoscuso ist auf einen kleinen Hügel gebaut, an einem Ende ist die Marina, die vor allem Fischerboote und kleine Sportboote für den Wochenendausflug der Einheimischen beherbergt. Es gibt vielleicht 3-4 Gastliegeplätze. Somit kennt uns nach ein paar Tagen auch jeder. Am anderen Ende ist das Capo Altano, das das Ende eines sehr schönen großen Strandes anzeigt. Dazwischen sind Felsen an der Küste, mit schön angelegten Wegen und einem Turm, wie es sie häufig in Sardinien gibt. Teil eines Rings von Festungen aus dem 16. Jahrhundert. 

Am Rande des Marina sind noch die alten Gemäuer der Thunfischfabrik aus dem 17. Jahrhundert zu sehen, der Tonnaria Su Pranu. Der Besitzer dieser Anlagen hat angeblich auch die Kirche Santa Maria D`Itria bauen lassen, zu deren Füßen wir gerne Pizza essen.

Dass gegenüber in der Bar, auf diesem altehrwürdigen Platz mal Karaoke gesungen werden würde, war denke ich so nicht geplant. Die Kirchenfenster halten was aus. Überhaupt ist der Platz vor der Kirche „the place to be“ wenn man was erleben möchte. So versucht ein SUV mit Boot auf dem Anhänger nicht nur durch die Gassen zu fahren, sondern direkt nach der Pizzeria rechts abzubiegen. Das kann bei den engen Gassen nicht funktionieren und tut es auch nicht. Der Anhänger wird der Lichter hinten links verlustig, als das Boot ausschert beim Abbiegen. 90 Grad Winkel sind mit Anhänger bisserl schwierig.  Aber wir sind ja in Italien. Also kommen flugs viele junge und ältere Männer und diskutieren das Problem laut und ausgiebig auf der Straße, während sich ein Stau hinter dem Anhänger bildet. Das stört aber nur die im Auto sitzenden. Nach langer Diskussion und einigen erfolglosen Probeanläufen wird der Anhänger abgekoppelt, auf den Platz geschoben, der SUV fährt in die Gasse und der Anhänger wird wieder angekoppelt. Und alle Helfer gönnen sich erstmal ein Getränk in der Bar. Was den Fahrer bewogen hat in das kleine Gassengewirr mit dem Hänger zu fahren und ob er wieder rausgefunden hat, werden wir wohl nie erfahren. 

Es gibt noch einen ganz kleinen Strand, direkt mitten im Ort, der wirklich nur von Portoscusoern (Portoscusi?) besucht wird. Direkt daneben die einzig wirklich stylische Bar am Ort, mit vor allem einer unglaublichen Lage und Blick übers Meer Richtung der Insel San Pietro. 

Wir haben uns hier in einen sehr angenehmen Tagesablauf eingependelt. Morgens gehe ich jeden zweiten Tag laufen, dann gehört der Vormittag entweder Besorgungen, Wäsche, Arbeiten am Boot, oder auch der internen Buchhaltung. Was mich dran erinnert,  dass ich meine Steuererklärung machen muss… Nach kurzer Mittagsbrotzeit ziehen wir dann los Richtung Strand, schwimmen und dösen im Sand. Abends gibt es dann vor dem Abendessen den obligatorischen Sundowner am Bug, und wir grüßen die heimkehrenden Fischer, und Ausflügler, die an uns vorbeikommen. Wie lange wir noch bleiben? Mal sehen, was das Wetter weiter so sagt. Stand heute soll es die nächsten Tage weiter richtig viel Wind geben, am Donnerstag dann auch mit Starkregen. Ab Freitag wird es ruhiger. Falls die Prognose so bleibt verlassen wir Portoscuso am Samstag Richtung Süden. 

Seglerisch ist ja nichts zu berichten, also nehme ich Euch mal mit auf eine Joggingrunde durch den Ort. Eine wunderbare Möglichkeit neue Orte kenne zu lernen. Ich versuche jedes Mal etwas anders zu laufen, aber die Küste und der Strand sind immer Teil des Programms. Morgens ist es angenehmer wenn ich erst durch die Stadt laufe und am Rückweg sozusagen am Strand entlang und dann den Küstenweg um Portoscuso herum. Das bedeutet immer mal wieder Schatten und die Sonne eher von hinten als im Gesicht. Die Tatsache, dass der Ort quasi auf einem Hügel liegt führt zum einen dazu, dass es beim Laufen ständig bergauf oder bergab geht, an der Küste führt es auch noch zu unzähligen Stufen. Eine kleine Zusatzchallenge, und bei der Auswertung sehe ich auch sehr gut wie da die Geschwindigkeit abfällt – direkt proportional zu der roten Färbung meines Gesichts. Und der Teil kommt gemeinerweise auch noch direkt nach dem anstrengenderen Strandstück. Gut dass das nicht so sichtbar ist wenn man braun ist. Ein bißchen Pinienwald kommt oberhalb des Ortes auch noch und spendet nach dem Anstieg dringend benötigten Schatten. Auch hier wieder- überall wo ich vorbeikomme wird freundlich gegrüßt, die paar Autos halten extra an, um einen die Strasse queren zu lassen, die älteren Herrn in den Bars schmunzeln – ich mag die Stimmung hier wirklich sehr. 

von Sarah 10. Januar 2022
Um halb sechs Uhr morgens am 08.08.21 machen wir in Cartagena die Leinen los. Nur um sie zehn Minuten später an der Tankstelle wieder festzumachen. Wir füllen nochmal den Dieseltank und alle Kanister. Der Manövrierraum ist etwas enger als gedacht, da ein Fischer wohl dachte, er störe hier nachts niemanden, wenn er an der Tankstelle festmacht. Um halb sieben verlassen wir das geschützte Hafenbecken von Cartagena. Direkt in der Einfahrt passieren wir noch einen kleineren Tanker, dessen Beleuchtung es auch bei uns taghell erscheinen lässt.
von Sarah 5. Januar 2022
Die Belohnung des müden Seglers – Sonnenaufgänge vom Feinsten. Die Crew schaut noch etwas kariert, aber dennoch sind wir begeistert von dem Bild, das sich um uns herum zeigt.
von Sarah 2. November 2021
Seit 2008 ist Alicante Startpunkt und Base des Volvo Ocean Race, mit Ausstieg von Volvo die des "The Ocean Race". Manchen sagt auch noch der ganz alte Name „Whitbread Round the World“ etwas, das seit Anfang der 70er, damals noch von Southampton aus startete. Es ist eine Regatta in mehreren Etappen um die Welt, und gilt als eines der härtesten Rennen, auf Grund der einzelnen Etappen und Jahreszeiten. In 2021 hätte es das erste Mal unter dem Namen „The Ocean Race“ stattgefunden, auf Grund von Corona wurde es aber ins Jahr 2022 verlegt. Irgendwie ja schon passend, dass wir zufällig hier landen… Wir sehen uns natürlich die Base an, aber bis auf zwei aufgebockte Schiffe ist nicht viel zu erkunden. Aber die sind mächtig. Spannend mal so vor einer Open 60 zu stehen. Open ist das richtige Stichwort für das Deck- wenig zum Festhalten…In der Regatta-Szene ist es letztlich ähnlich wie beim Auto-Rennsport: In den Anfängen handelte es sich hier um Schiffe, die auch sonst zum normalen sportlichen Segeln genutzt wurden. Heutzutage sind das reine Rennmaschinen, gewichtsoptimiert, und eigentlich nicht bewohnbar. Außer man hängt gerne bei großer Lautstärke in einer wackeligen unisolierten Minikoje und isst Astronautennahrung. Die körperliche Hygiene lassen wir mal besser ganz außen vor…
von Sarah 1. November 2021
Wir sind sowas von vorbereitet. Das Schiff sowieso, Sicherheitseqipment ist gecheckt und vorbereitet, alle Proviantierungsmöglichkeiten der BB sind ausgeschöpft, ich habe sogar vorgekocht (Danke für den Tipp an Vicky von der IBEX) für den Fall, dass das Wetter längere Aufenthalte unter Deck verhindert. Zu guter Letzt installieren wir noch das Satellitentelefon, in unserem Fall das Iridium GO!. Hierdurch sind wir auf der Strecke auch trackbar wenn die letzten Mobilverbindungen sich verabschieden. Aber vor allem für uns wichtig: Wir können dadurch unterwegs neue Wetterdaten laden. Wir haben fast 500 Seemeilen vor uns, das bedeutet ganz grob mal 5 Tage auf See. Da können sich Wetterlagen verändern. Damit wir uns entsprechend anpassen können, laden wir über Satellit bis zu dreimal täglich neue Wetterdaten. Zwei Tage vor Abfahrt sehen wir uns ein Tutorial von Predict Wind an (das ist unser Wetterdienst, den wir vornehmlich nutzen) zur Installation und Nutzung- fun point: Im Tutorial wird empfohlen die Installation ca 2 Wochen vor Start zu beginnen. Nun, muss jetzt in 48 Stunden klappen. Wir wollten das System nicht früher aktivieren, da die monatliche Nutzung mit 150 Euro schon happig ist. Aber es klappt auch- das System ist wirklich einfach zu bedienen.
von Sarah 14. August 2021
Wir verlassen die Asinara Insel und steuern eine ganz besonders schöne Stadt im Nordwesten an- Castelsardo. Ein mittelalterliches Städtchen, umgeben von einer trutzigen Burganlage. Solche Orte sind tatsächlich rar auf Sardinien, meist gibt es doch kleinere Dörfchen, selten mal eine Stadt, die auf so viele Jahre zurückblicken kann.
von Sarah 2. August 2021
So langsam sind wir im Nordwesten Sardiniens angekommen. Zwischen der Costa Paradiso und dem Golfo di Asinara liegt Isola Rossa, benannt nach der kleinen vorgelagerten Insel und den rosafarbenen Granitfelsen. Die dortige Marina ist für zwei Tage unser Ort der Wahl. Ende Juni sind wir hier noch fast alleine, und genießen das beschauliche Fischerdorf. Auch wenn die Haupteinkommensquelle mittlerweile eher der Tourismus sein dürfte, so gibt es doch noch einige auch kleinere Fischerboote, die rege im Einsatz sind. Entsprechend schüttelt es uns immer wieder durch, gerne frühmorgens, wenn der Schwell der vorbeifahrenden Boote uns trifft.
von Sarah 25. Juli 2021
Wir kommen jetzt langsam in den Bereich der Costa Smeralda, im Nordosten Sardiniens. Dieser Küstenabschnitt, der sich vom Großraum Olbia über die Maddalena-Inseln bis nach Palau im Norden erstreckt ist berühmt-berüchtigt für die Reichen und Schönen, für Stars und Sternchen. Porto Cervo haben viele schon mal gehört, Puff Daddy (heißt er grad so, kennt den noch einer?) urlaubt hier genauso gerne wie Beyoncé oder Leonardo di Caprio. Wie es bei den heutigen Influencern aussieht, da muss ich leider passen- ob da außer Dubai noch was anderes in Frage kommt. Zuletzt erlangte dieser Teil Sardiniens traurige Berühmtheit, da u.a. die ansässige Discothek (Club..) von Flavio B. sich für Sardinien letztes Jahr zum Supergau im Sinne von Corona-Superspreader-Location entwickelte. Gegründet wurde die Costa Smeralda übrigens komplett auf dem Papier- Agha Kahn und weitere potente Geschäftsmänner seiner Zeit taten sich Anfang der 60er Jahre zusammen, kauften einigen Schäfern die 50 km Küste für einen Apfel und ein Ei ab und gründeten das Consorzio Costa Smeralda. Dieses entwickelte die wunderschöne einsame Küstenregion zum hochklassigen und hochpreisigen Touristenmagnet – allerdings unter strengen Auflagen. Jedes Immobilienprojekt musste durch das Consorzio genehmigt werden, es musste im eigens neu entwickelten mediterran-sardischen Stil und unter Verwendung lokaler Ressourcen gebaut werden. Zudem durfte die Höhe der Gebäude die der Bäume nicht überschreiten. Dadurch wurde zwar zum einen eine ganze Küste künstlich entwickelt – der Ort Porto Cervo zum Beispiel ist auch vom Consortium gegründet worden. Und der ein oder andere Nachfahr der besagten Schäfer wird sich heute noch ärgern über die erzielten Grundstückspreise. Zum anderen aber wurde so verhindert, dass in der Entwicklung von Sardinien Hochhausbettenburgen entstanden. Es gibt ja an den mediterranen Küsten Europas leider genug schlechte Beispiele aus den 60ern und 70ern Jahren, die zeigen wie es sonst aussehen könnte.
von Sarah 18. Juli 2021
Segeln wohin Wind und Welle einen tragen – hört sich super an. Wenn man sich das aber etwas genauer anschaut stellt man schnell fest, dass das ein romantisches Bild ist – aber eben halt auch nur ein Bild. Im Großen würde das ja zum Beispiel heißen, dass man wie wir in südlichen Sizilien, in Licata startet und je nach Wind in Griechenland, Tunesien, Malta oder -mit viel Glück- in Sardinien landet. Und in den meisten Fällen will man ja irgendwo hin. Oft noch innerhalb einer bestimmten Zeit. Wir zumindest wollen die Ostküste Sardiniens entlang segeln. Dafür benötigen wir den Wind aus der richtigen Richtung – alles was nicht Nord- Nord-West oder Nord-Ost ist, ist super. Zudem hätten wir gerne den Wind nicht zu schwach (wir wollen ja nicht motoren), und aber auch nicht zu stark (keine Lust auf Sturm im unbekannten Gebiet). Ach ja und dann bräuchten wir so in ca. 6-8 Stunden Entfernung noch einen geschützten Ankerplatz, der nicht zu flach, nicht zu tief ist, bitte sandigen Untergrund, der uns durch einen Hügel aus der vorherrschenden Windrichtung schützt und der gegen einlaufenden Schwell geschlossen ist. Oder alternativ bei viel Wind eine Marina, die ausreichend geschützt ist und die nötige Tiefe für unser Boot hat.Als Segelboot geht es unter Wasser noch über 2 Meter weiter bei uns. Da man sich die Bedingungen nicht wünschen kann, setzt das alles viel Planung vorraus, mit Hilfe von Wetterapps, Küstenhandbüchern und Kartenmaterial. Die richtige Planung entscheidet über gut schlafen oder besorgt wach bleiben, motoren oder segeln, bleiben oder aufbrechen. Und so heisst es oft irgendwo warten, um den nächsten Streckenabschnitt gut meistern zu können. Auch mal einen Ort auslassen, weil der bei den Windbedingungen gerade nicht passend ist. Dennoch müssen wir immer wieder umplanen, manchmal sehr spontan, und uns eine neue Lösung suchen, eine neue Bucht, eine Marina… Das ist ein interessanter, lehrreicher und auch wirklich ganz neuer Grad an Fremdbestimmung. Durch das Wetter, unbestechlich, unverhandelbar, auch durch Charme nicht beizukommen. Und oft schlecht einschätzbar und wechselhaft in seinen Launen. Dabei ist wie oben beschrieben beim Segeln das Wetter essentiell. In einem Masse wie man es sonst nicht kennt. Zum Ankommen, für den Komfort, aber auch für die eigene Sicherheit und die des Bootes.
von Sarah 11. Juli 2021
S izilien verschwindet im Kielwasser… Auch wenn diese größte Insel des Mittelmeers wunderschön ist – für uns hatte sie zuletzt den Beigeschmack des Festhängens, der Zwangspause über diesen Corona-Winter. Deshalb fühlt es sich an wie ein Befreiungsschlag als wir Ende Mai endlich Richtung Sardinien starten können. Ein ganzer Tag, eine Nacht und nochmals ein halber Tag komplett auf See liegen vor uns. Die Strecke kennen wir jetzt schon, sind wir sie ja letztes Jahr hin und – ungeplant – auch wieder zurück gesegelt.
von Sarah 4. Juli 2021
Wir laufen Sciacca auf unserem Weg gen Westen an, da die sizilianische Südküste nicht unbedingt ein Ankerparadies ist, und wir nicht direkt zum Saisonstart an einem ungeschützten Strand den nächtlichen Schwell genießen wollen. Die Marina ist recht klein, aber hat gute Kritiken. Deshalb haben wir bereits aus Licata einen Platz dort telefonisch reserviert. Da wir auch tanken wollen und das Hafenbecken recht seicht wirkt, fragen wir per Whattsapp nochmal nach, ob es auch an der Tankstelle tief genug ist – Kein Problem, über 5 Meter ist die Antwort. Beim Einlaufen in den Hafen legen wir zuerst an der Tankstelle an- mein erster Anleger der Saison, die Anspannung ist also groß.
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