Draußen pfeift es, die Masten singen, es hat ganz ordentlich Wind. Wer getrackt hat wo wir sind – sieht richtig. Wir sind immer noch in Portoscuso. Die Wetterfenster werden jetzt gen September etwas enger, und so hätten wir entweder direkt nach 2 Tagen Portoscuso verlassen müssen, oder eben etwas länger bleiben. Ihr ahnt es schon – wir haben uns für zweiteres entschieden. Der Ort hier hat es uns echt angetan, und der Wellenbrecher hier vor unserer Nase sorgt dafür dass die Winde und auch die Welle uns nichts anhaben können. Von der Seite schützt uns die „fahrende Schrankwand“, eine schlecht gepflegte und unzureichend befestigte Motoyacht.
Die letzten Tage haben wir das Örtchen erforscht, und wurden darin bestätigt dass wir hier einen ganz reizenden Ort gefunden haben. Wir werden auch bereits gegrüßt, am Steg, aber auch in der Pizzeria und beim Metzger und äh, im Eisladen. Wobei die Menschen hier tatsächlich immer grüßen, sehr freundlich sind und uns Touris gegenüber sehr offen. Mit unseren von der Sonne jetzt auch immer heller werdenden Haaren stechen wir auch überall raus, wie eine einzelne Tomate im Gurkensalat.
Es gibt eine Art Markthalle, von außen nicht gekennzeichnet, aber innen gibt es Obst- Gemüsestände, sowie Fleisch, Fisch und sogar Brot. Die Preise sind auch hier wieder sehr erfrischend, so macht Einkaufen Spaß.
Wir finden auch eine Wäscherei, das ist doch hin und wieder sehr angenehm, wenn wir nicht per Hand waschen müssen. Zuletzt durften wir ja bei Freunden auf Mallorca die Trommel füllen.
Portoscuso ist auf einen kleinen Hügel gebaut, an einem Ende ist die Marina, die vor allem Fischerboote und kleine Sportboote für den Wochenendausflug der Einheimischen beherbergt. Es gibt vielleicht 3-4 Gastliegeplätze. Somit kennt uns nach ein paar Tagen auch jeder. Am anderen Ende ist das Capo Altano, das das Ende eines sehr schönen großen Strandes anzeigt. Dazwischen sind Felsen an der Küste, mit schön angelegten Wegen und einem Turm, wie es sie häufig in Sardinien gibt. Teil eines Rings von Festungen aus dem 16. Jahrhundert.
Am Rande des Marina sind noch die alten Gemäuer der Thunfischfabrik aus dem 17. Jahrhundert zu sehen, der Tonnaria Su Pranu. Der Besitzer dieser Anlagen hat angeblich auch die Kirche Santa Maria D`Itria bauen lassen, zu deren Füßen wir gerne Pizza essen.
Dass gegenüber in der Bar, auf diesem altehrwürdigen Platz mal Karaoke gesungen werden würde, war denke ich so nicht geplant. Die Kirchenfenster halten was aus. Überhaupt ist der Platz vor der Kirche „the place to be“ wenn man was erleben möchte. So versucht ein SUV mit Boot auf dem Anhänger nicht nur durch die Gassen zu fahren, sondern direkt nach der Pizzeria rechts abzubiegen. Das kann bei den engen Gassen nicht funktionieren und tut es auch nicht. Der Anhänger wird der Lichter hinten links verlustig, als das Boot ausschert beim Abbiegen. 90 Grad Winkel sind mit Anhänger bisserl schwierig. Aber wir sind ja in Italien. Also kommen flugs viele junge und ältere Männer und diskutieren das Problem laut und ausgiebig auf der Straße, während sich ein Stau hinter dem Anhänger bildet. Das stört aber nur die im Auto sitzenden. Nach langer Diskussion und einigen erfolglosen Probeanläufen wird der Anhänger abgekoppelt, auf den Platz geschoben, der SUV fährt in die Gasse und der Anhänger wird wieder angekoppelt. Und alle Helfer gönnen sich erstmal ein Getränk in der Bar. Was den Fahrer bewogen hat in das kleine Gassengewirr mit dem Hänger zu fahren und ob er wieder rausgefunden hat, werden wir wohl nie erfahren.
Es gibt noch einen ganz kleinen Strand, direkt mitten im Ort, der wirklich nur von Portoscusoern (Portoscusi?) besucht wird. Direkt daneben die einzig wirklich stylische Bar am Ort, mit vor allem einer unglaublichen Lage und Blick übers Meer Richtung der Insel San Pietro.
Wir haben uns hier in einen sehr angenehmen Tagesablauf eingependelt. Morgens gehe ich jeden zweiten Tag laufen, dann gehört der Vormittag entweder Besorgungen, Wäsche, Arbeiten am Boot, oder auch der internen Buchhaltung. Was mich dran erinnert, dass ich meine Steuererklärung machen muss… Nach kurzer Mittagsbrotzeit ziehen wir dann los Richtung Strand, schwimmen und dösen im Sand. Abends gibt es dann vor dem Abendessen den obligatorischen Sundowner am Bug, und wir grüßen die heimkehrenden Fischer, und Ausflügler, die an uns vorbeikommen. Wie lange wir noch bleiben? Mal sehen, was das Wetter weiter so sagt. Stand heute soll es die nächsten Tage weiter richtig viel Wind geben, am Donnerstag dann auch mit Starkregen. Ab Freitag wird es ruhiger. Falls die Prognose so bleibt verlassen wir Portoscuso am Samstag Richtung Süden.
Seglerisch ist ja nichts zu berichten, also nehme ich Euch mal mit auf eine Joggingrunde durch den Ort. Eine wunderbare Möglichkeit neue Orte kenne zu lernen. Ich versuche jedes Mal etwas anders zu laufen, aber die Küste und der Strand sind immer Teil des Programms. Morgens ist es angenehmer wenn ich erst durch die Stadt laufe und am Rückweg sozusagen am Strand entlang und dann den Küstenweg um Portoscuso herum. Das bedeutet immer mal wieder Schatten und die Sonne eher von hinten als im Gesicht. Die Tatsache, dass der Ort quasi auf einem Hügel liegt führt zum einen dazu, dass es beim Laufen ständig bergauf oder bergab geht, an der Küste führt es auch noch zu unzähligen Stufen. Eine kleine Zusatzchallenge, und bei der Auswertung sehe ich auch sehr gut wie da die Geschwindigkeit abfällt – direkt proportional zu der roten Färbung meines Gesichts. Und der Teil kommt gemeinerweise auch noch direkt nach dem anstrengenderen Strandstück. Gut dass das nicht so sichtbar ist wenn man braun ist. Ein bißchen Pinienwald kommt oberhalb des Ortes auch noch und spendet nach dem Anstieg dringend benötigten Schatten. Auch hier wieder- überall wo ich vorbeikomme wird freundlich gegrüßt, die paar Autos halten extra an, um einen die Strasse queren zu lassen, die älteren Herrn in den Bars schmunzeln – ich mag die Stimmung hier wirklich sehr.