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Sardischer Abschied - sizilianisches Comeback

Sarah • 21. September 2020

Diesmal ein 2-Wochen Bericht. Das hat zwei Gründe – zum einen war schlicht mein Datenvolumen aufgebraucht und in Portoscuso in der Marina war kein W-Lan zu bekommen (Unser W-Lan Verstärker ist noch auf der Liste der zu reparierenden Dinge) Und mit dem kleinen fitzel Empfang im Gewitter hatte dann doch die Steuererklärung Vorrang – verzeiht. Zum anderen waren wir ja auch noch eine weitere Woche in eben Portoscsuso, für uns eine tolle Woche, zum Lesen aber vielleicht nicht so viel Neues. 

Wir waren viel am Strand, haben die BB also eher wie ein Ferienhäuschen benutzt, und auch das mal sehr genossen. Die Strände sind jetzt vor allem unter der Woche relativ bis fast ganz leer.

Meinen Geburtstag haben wir mit einem guten Glas an Deck und anschliessend viel frischem Fisch gefeiert. Das Su Stintru hat extra für uns den Aussenbereich geöffnet, und wir haben uns durch Meeresteller, Scampi und sardische Nachspeise geschlemmt. Sebadas oder Seadas sind sardisches Backwerk - ich tippe darauf dass eine Friteuse involviert ist-  gefüllt mit einer Art Ricotta/Feta Käse, und gebadet in Honig. Genau, was Leichtes. Aber lecker.

Wettertechnisch war in dieser Woche alles geboten – Sonne, Wolken, Wind, Gewitter und Regen. 47 Knoten konnte ich maximal nachts im Gewitter an Wind messen. Da surft die BB auch mit 8 Leinen in der Marina noch durch die Gegend. Spannend waren auch die irren Wolkenformationen zwischendurch. Ich verstehe leider zu wenig davon. Regen erkenne ich dagegen zuverlässig ;-)

Ein phantastisches Event haben wir verpasst - die Buchvorstellung "Un giorno con Guido" - aber wer eine Zusammenfassung braucht kann sich bei mir melden, da kann ich helfen...

Donnerstag ist Markttag, da ist um die Markthalle außen rum viel los, und wir decken uns bis unter die Hutkrempe, bzw. den Süllrand mit Käse und Salami ein. Vor Ort eingeschweißt hält das auch eine Weile. Wenn wir es nicht vorher aufessen. 

Samstag ist es dann soweit- letztes Proviantieren und Verstauen und los geht’s. Es fällt uns ja doch etwas schwer „unser“ Portoscuso zu verlassen. Die Marina gibt uns im Nachhinein noch einen saftigen Rabatt auf die Liegegebühren, und der Bootsnachbar winkt nochmal zum Abschied. 

Wir tasten uns langsam zwischen den Inseln Antiocho und San Pietro durch – die Tiefen hier sind spektakulär flach. Bei schlechtem Wetter würden wir wohl eher den Umweg um San Pietro herum nehmen. "Mangiabarche" finde ich in der Seekarte auch etwas beunruhigend- futtert Boote...Aber alles geht gut und wir tuckern gemütlich durch.

Beim Rausfahren fällt auf, wie sich Portoscuso offensichtlich zu viele Gäste vom Hals hält- Portovesme daneben ist wirklich auffallend hässlich, und das auch noch aus der Ferne. Aber: Was man erst weiß wenn man in Portoscuso ist – Portovesme sieht man von dort aus nicht. Die schickeren Orte Carla Forte und Calasetta dagegen dürfen sich die Bagger und Türme von gegenüber täglich ansehen. 

Wir kommen wieder an dem Wrack vorbei, das wir schon im Juli gesehen hatten, und können doch einen ziemlichen Fortschritt in den Abbauarbeiten feststellen. 

Der Anker fällt in der Coqquadas Bucht und der Abend wird abgerundet mit frischen italienischen Burgern vom Bordgrill und sardischem Bier. 

Allerdings stellen wir fest, dass die Bucht dann doch nicht unseren mittlerweile deutlich gestiegenen Ansprüchen genügt – zwar sind wir ganz alleine, aber wir können den Boden nicht sehen bei 7 Metern Tiefe.

Also auf geht’s nach Porto Pino, dieser wunderbaren langen Bucht, mit weißen Dünen am Strand, grün bemoosten Hügeln im Hintergrund und kristallklarem türkisen Wasser unter BBs Bauch. Abends geht auch noch die Sonne am Rande der Bucht unter und färbt die weißen Dünen rosa. Da weiß ich gar nicht wie ich das beschreiben soll ohne endgültig völlig zu verkitschen. Wahrscheinlich eh zu spät. Ich lasse einfach ein paar Bilder sprechen. 

Bei allen Bewohnern an Bord wachsen die Haare seit vier Monaten und auch die BB hat einen Bart bekommen aus Algen und Muscheln. Da dieser aber die Geschwindigkeit beeinträchtigt, und auch nicht so hübsch ist, rücken wir ihm mit dem Spachtel auf die Pelle. 

Da merkt man dann doch, dass 14 Meter eben doch lang sein können, speziell wenn man immer wieder abtauchen muss. 

Zum ersten Mal nutzen wir unseren Fortress Zweitanker als Heckanker. Denn der Wind soll aus einer anderen Richtung kommen als die Welle, und im Gegensatz zur Welle recht schwach sein. Das würde in Konsequenz wieder heissen, dass sich das Boot seitlich zur Welle dreht und wir wieder von rechts nach links geschaukelt werden. Mit dem hinten ausgebrachten zweiten Anker können wir die BB so legen, dass sie mit der Nase in die Welle zeigt- sehr viel angenehmer. Trotz erstem Mal klappt es sehr gut und es wird eine angenehme Nacht. 

Schweren Herzens verlassen wir auch Porto Pino wieder, um nochmals Mafaltano einen Besuch abzustatten. Unsere Freunde von der IBEX wollen dort ebenfalls hin, und wir freuen uns sehr auf ein Wiedersehen nach fast 4 Monaten. Und diesmal können wir auf dem Weg nicht nur die Segel rausholen- nein, wir können sogar den Bären fliegen lassen. Heißt übersetzt: Der Wind kommt von schräg hinten und ist nicht zu stark (bis 15, 16 Knoten) und wir können den Gennaker (ein Leichtwindsegel für genau diesen Fall) setzen. Und da wir auf der Blue Baloo sind, steppt bei uns der Bär im Gennaker. Guido grinst einmal um seinen ganzen Kopf herum. Das erste Mal in der Saison dass wir den Bären rausholen können. Und bei 5 Knoten Wind machen wir damit 4,5 Knoten Fahrt. Das sind im Seglerleben Gänsehautmomente.

Mafaltano will es allerdings diesmal wirklich von uns wissen – ganze 9 Mal müssen wir das Ankermanöver fahren, bis der Anker endlich hält. Der Boden dort ist eine Mischung aus Sand und Seegras. Das Kunststück besteht darin, den Anker genau in einen der kleinen Sandflecken zu werfen. Das bedeutet Bucht abfahren nach Sandstück, anhalten, Anker fallen lassen, währenddessen stehen bleiben, dann rückwärts fahren, Kette rausgeben. Nach 40 Metern Kette in dem Fall den Anker einrucken lassen. Dann merken- das Schiff bewegt sich weiter rückwärts, Anker hält also nicht. Also Anker wieder einholen, Spiel von vorne. Wind ist natürlich genau dann wieder da, um auch noch mitzuspielen, und das Schiff zu drehen wenn es gerade nicht benötigt wird. Da sind dann die Nerven irgendwann doch leicht gereizt, und das Anlegebier ist dringend notwendig. Gut dass Guido mich wegen der lauten Ankerwinsch neben ihm nicht hören kann, wenn ich am Steuer alle mir bekannten Schimpfworte durchteste. 

Da auch die IBEX ankern muss (mit genau einem Versuch…hmpf), tun wir uns beim Ankerbier zusammen. Wir verbringen zwei super Abende zusammen, bevor wir in jeweils entgegengesetzter Richtung weitersegeln. 

Der letzte Ort in Sardinien für dieses Jahr wird Villasimius: Hier sind wir auch aus Sizilien kommend im Juli angelandet und wird auch wieder unser Absprungpunkt im September.

Die Westbucht von Villasimius ist unser erster Anlaufpunkt, wieder eine wunderschöne Bucht, kompletter Sanduntergrund, klare Sicht bis zum Boden, ein Traum zum Ankern also. Allerdings machen eine ganze Armada von Feuerquallen uns den ansonsten herrlichen Platz am Abend plötzlich madig. Wir können sie im kristallklaren Wasser gut sehen, aber das muss ja einfach nicht sein. Die Freunde tun richtig weh. Wir wechseln also auf die Ostseite, und haben das Wasser wieder für uns. 

Wir nutzen den Tag noch um die leckende Verbindung der Pumpe des Trinkwassertanks abzudichten und die Schellen nachzuziehen. Und ein letzter Blick in die Wetterplanung für die Überfahrt nach Sizilien.

Nachmittags sitzen wir gerade entspannt auf den Heckstufen am Boot, als ein typisches Leihboot, großes Dinghy mit Steuerstand immer näher kommt. Etwas entnervt denken wir, dass Touristen die Blue Baloo ganz aus der Nähe ansehen wollen. Kann man nicht viel machen, kommt immer mal vor, ist aber für uns ab einer gewissen Nähe immer so ein Gefühl als würde jemand durch den Vorgarten trampeln und durchs Fenster gucken. Wir fangen gerade an, es doch etwas unverschämt zu finden, als jemand „Guido“ ruft. Da sitzt in dem Boot, zusammen mit Freunden, Miles, der quasi mit Guido aufgewachsen ist. Die jeweiligen Eltern sind immer noch direkte Nachbarn zuhause. 

Es ergab sich dass Miles mit Freunden zeitgleich mit uns im Süden Sardiniens war und eine Woche Urlaub dort verbracht hat. Und nachdem er von seinem Vater die Info zur Webseite bekam, hat er sich dann mit dem Boot auf die Suche begeben. Das Hallo und die Freude sind entsprechend groß, eine supertolle Überraschung! Die Vier gehen längsseits und wir teilen unser letztes kaltes spanisches Bier. Zwei Stunden Rückfahrt stehen noch an zum Boot abgeben, deshalb ist nach einer halben Stunde und Beweisfoto für zuhause leider schon wieder Abfahrt. 

Der letzte Abend auf Sardinien – recht wehmütig sitzen wir im letzten Sonnenuntergang am Strand Porto Giunco, und lassen 4 Wochen auf der Insel Revue passieren. Wir haben uns von Bosa im Nordwesten bis Villasimius im Südosten vorgearbeitet. Im Frühjahr wollen wir wiederkommen und dann den Osten und Norden der Insel angehen. Erstmal heißt es aber jetzt – Kurs Ägadische Inseln vor Sizilien. 

Freitag früh um 8 Uhr legen wir ab und machen uns auf die, mit ca. 40 Stunden veranschlagte Überfahrt. 

Wir hatten den Tag extra so gelegt, dass wir laut Vorhersage mit halbem Wind die meiste Zeit segeln können. Man ahnt es schon – das hat nicht geklappt. Der Motor schiebt uns nach Sizilien, erst ab 4 Uhr am nächsten Morgen etwas unterstützt durch die Genua. Die Welle kommt in einer langen Dünung von der Seite, so dass alles an Ladung im Schiff klappert und von einer Seite zur anderen rutscht. Zum Schlafen eher nicht so ideal, da müssen wir noch an unserem Ladekonzept arbeiten.

Zwischendurch bastelt Guido an den Verbindungen des AIS Systems, denn wir haben das Gefühl, dass es nicht zuverlässig sendet. Das werden wir im Winter nochmal genauer prüfen lassen. Denn das zählt eindeutig in den sicherheitsrelevanten Bereich. 

Es ist immer wieder ein erhabener Augenblick, wenn das letzte Stück Land im Kielwasser verschwindet und der 360 Grad Blick nur noch blaues Wasser offeriert. 

Da wird das Schiff zur eigenen kleinen Welt im großen Ozean. Jetzt sind wir mitten in der Natur - mehr geht nicht – und müssen uns mit ihr auseinandersetzen bzw. anpassen. Das ist auf dem Meer deutlicher als irgendwo sonst. Dem Meer haben wir nicht viel entgegenzusetzen, deshalb lebt man dort ganz klar nach den Gesetzmäßigkeiten der Natur- nicht anders herum. 

Und manchmal bekommt man kleine Grüße zurück- Delphine begleiten uns am Nachmittag eine Weile und schwimmen in der Bugwelle vorne mit. Es sind insgesamt vier Stück, die sich abwechseln, in der Welle surfen, springen. Der größte der vier dreht sich in der Bugwelle immer seitlich, so dass er uns anschaut – Neugierig sollen sie ja sein. Nach so einem Moment ist alles knarzen, Welle, etc erstmal vergessen, Delphine haben irgendwie die Fähigkeit einen glücklich zu machen. 

Der Rest der Fahrt bleibt unspektakulär, und so kommen wir recht übermüdet gegen halb zehn morgens auf der Südseite der Insel Favignana an, hängen die BB an eine der Bojen im Naturschutzgebiet und holen ein bißchen Schlaf nach. 

von Sarah 10. Januar 2022
Um halb sechs Uhr morgens am 08.08.21 machen wir in Cartagena die Leinen los. Nur um sie zehn Minuten später an der Tankstelle wieder festzumachen. Wir füllen nochmal den Dieseltank und alle Kanister. Der Manövrierraum ist etwas enger als gedacht, da ein Fischer wohl dachte, er störe hier nachts niemanden, wenn er an der Tankstelle festmacht. Um halb sieben verlassen wir das geschützte Hafenbecken von Cartagena. Direkt in der Einfahrt passieren wir noch einen kleineren Tanker, dessen Beleuchtung es auch bei uns taghell erscheinen lässt.
von Sarah 5. Januar 2022
Die Belohnung des müden Seglers – Sonnenaufgänge vom Feinsten. Die Crew schaut noch etwas kariert, aber dennoch sind wir begeistert von dem Bild, das sich um uns herum zeigt.
von Sarah 2. November 2021
Seit 2008 ist Alicante Startpunkt und Base des Volvo Ocean Race, mit Ausstieg von Volvo die des "The Ocean Race". Manchen sagt auch noch der ganz alte Name „Whitbread Round the World“ etwas, das seit Anfang der 70er, damals noch von Southampton aus startete. Es ist eine Regatta in mehreren Etappen um die Welt, und gilt als eines der härtesten Rennen, auf Grund der einzelnen Etappen und Jahreszeiten. In 2021 hätte es das erste Mal unter dem Namen „The Ocean Race“ stattgefunden, auf Grund von Corona wurde es aber ins Jahr 2022 verlegt. Irgendwie ja schon passend, dass wir zufällig hier landen… Wir sehen uns natürlich die Base an, aber bis auf zwei aufgebockte Schiffe ist nicht viel zu erkunden. Aber die sind mächtig. Spannend mal so vor einer Open 60 zu stehen. Open ist das richtige Stichwort für das Deck- wenig zum Festhalten…In der Regatta-Szene ist es letztlich ähnlich wie beim Auto-Rennsport: In den Anfängen handelte es sich hier um Schiffe, die auch sonst zum normalen sportlichen Segeln genutzt wurden. Heutzutage sind das reine Rennmaschinen, gewichtsoptimiert, und eigentlich nicht bewohnbar. Außer man hängt gerne bei großer Lautstärke in einer wackeligen unisolierten Minikoje und isst Astronautennahrung. Die körperliche Hygiene lassen wir mal besser ganz außen vor…
von Sarah 1. November 2021
Wir sind sowas von vorbereitet. Das Schiff sowieso, Sicherheitseqipment ist gecheckt und vorbereitet, alle Proviantierungsmöglichkeiten der BB sind ausgeschöpft, ich habe sogar vorgekocht (Danke für den Tipp an Vicky von der IBEX) für den Fall, dass das Wetter längere Aufenthalte unter Deck verhindert. Zu guter Letzt installieren wir noch das Satellitentelefon, in unserem Fall das Iridium GO!. Hierdurch sind wir auf der Strecke auch trackbar wenn die letzten Mobilverbindungen sich verabschieden. Aber vor allem für uns wichtig: Wir können dadurch unterwegs neue Wetterdaten laden. Wir haben fast 500 Seemeilen vor uns, das bedeutet ganz grob mal 5 Tage auf See. Da können sich Wetterlagen verändern. Damit wir uns entsprechend anpassen können, laden wir über Satellit bis zu dreimal täglich neue Wetterdaten. Zwei Tage vor Abfahrt sehen wir uns ein Tutorial von Predict Wind an (das ist unser Wetterdienst, den wir vornehmlich nutzen) zur Installation und Nutzung- fun point: Im Tutorial wird empfohlen die Installation ca 2 Wochen vor Start zu beginnen. Nun, muss jetzt in 48 Stunden klappen. Wir wollten das System nicht früher aktivieren, da die monatliche Nutzung mit 150 Euro schon happig ist. Aber es klappt auch- das System ist wirklich einfach zu bedienen.
von Sarah 14. August 2021
Wir verlassen die Asinara Insel und steuern eine ganz besonders schöne Stadt im Nordwesten an- Castelsardo. Ein mittelalterliches Städtchen, umgeben von einer trutzigen Burganlage. Solche Orte sind tatsächlich rar auf Sardinien, meist gibt es doch kleinere Dörfchen, selten mal eine Stadt, die auf so viele Jahre zurückblicken kann.
von Sarah 2. August 2021
So langsam sind wir im Nordwesten Sardiniens angekommen. Zwischen der Costa Paradiso und dem Golfo di Asinara liegt Isola Rossa, benannt nach der kleinen vorgelagerten Insel und den rosafarbenen Granitfelsen. Die dortige Marina ist für zwei Tage unser Ort der Wahl. Ende Juni sind wir hier noch fast alleine, und genießen das beschauliche Fischerdorf. Auch wenn die Haupteinkommensquelle mittlerweile eher der Tourismus sein dürfte, so gibt es doch noch einige auch kleinere Fischerboote, die rege im Einsatz sind. Entsprechend schüttelt es uns immer wieder durch, gerne frühmorgens, wenn der Schwell der vorbeifahrenden Boote uns trifft.
von Sarah 25. Juli 2021
Wir kommen jetzt langsam in den Bereich der Costa Smeralda, im Nordosten Sardiniens. Dieser Küstenabschnitt, der sich vom Großraum Olbia über die Maddalena-Inseln bis nach Palau im Norden erstreckt ist berühmt-berüchtigt für die Reichen und Schönen, für Stars und Sternchen. Porto Cervo haben viele schon mal gehört, Puff Daddy (heißt er grad so, kennt den noch einer?) urlaubt hier genauso gerne wie Beyoncé oder Leonardo di Caprio. Wie es bei den heutigen Influencern aussieht, da muss ich leider passen- ob da außer Dubai noch was anderes in Frage kommt. Zuletzt erlangte dieser Teil Sardiniens traurige Berühmtheit, da u.a. die ansässige Discothek (Club..) von Flavio B. sich für Sardinien letztes Jahr zum Supergau im Sinne von Corona-Superspreader-Location entwickelte. Gegründet wurde die Costa Smeralda übrigens komplett auf dem Papier- Agha Kahn und weitere potente Geschäftsmänner seiner Zeit taten sich Anfang der 60er Jahre zusammen, kauften einigen Schäfern die 50 km Küste für einen Apfel und ein Ei ab und gründeten das Consorzio Costa Smeralda. Dieses entwickelte die wunderschöne einsame Küstenregion zum hochklassigen und hochpreisigen Touristenmagnet – allerdings unter strengen Auflagen. Jedes Immobilienprojekt musste durch das Consorzio genehmigt werden, es musste im eigens neu entwickelten mediterran-sardischen Stil und unter Verwendung lokaler Ressourcen gebaut werden. Zudem durfte die Höhe der Gebäude die der Bäume nicht überschreiten. Dadurch wurde zwar zum einen eine ganze Küste künstlich entwickelt – der Ort Porto Cervo zum Beispiel ist auch vom Consortium gegründet worden. Und der ein oder andere Nachfahr der besagten Schäfer wird sich heute noch ärgern über die erzielten Grundstückspreise. Zum anderen aber wurde so verhindert, dass in der Entwicklung von Sardinien Hochhausbettenburgen entstanden. Es gibt ja an den mediterranen Küsten Europas leider genug schlechte Beispiele aus den 60ern und 70ern Jahren, die zeigen wie es sonst aussehen könnte.
von Sarah 18. Juli 2021
Segeln wohin Wind und Welle einen tragen – hört sich super an. Wenn man sich das aber etwas genauer anschaut stellt man schnell fest, dass das ein romantisches Bild ist – aber eben halt auch nur ein Bild. Im Großen würde das ja zum Beispiel heißen, dass man wie wir in südlichen Sizilien, in Licata startet und je nach Wind in Griechenland, Tunesien, Malta oder -mit viel Glück- in Sardinien landet. Und in den meisten Fällen will man ja irgendwo hin. Oft noch innerhalb einer bestimmten Zeit. Wir zumindest wollen die Ostküste Sardiniens entlang segeln. Dafür benötigen wir den Wind aus der richtigen Richtung – alles was nicht Nord- Nord-West oder Nord-Ost ist, ist super. Zudem hätten wir gerne den Wind nicht zu schwach (wir wollen ja nicht motoren), und aber auch nicht zu stark (keine Lust auf Sturm im unbekannten Gebiet). Ach ja und dann bräuchten wir so in ca. 6-8 Stunden Entfernung noch einen geschützten Ankerplatz, der nicht zu flach, nicht zu tief ist, bitte sandigen Untergrund, der uns durch einen Hügel aus der vorherrschenden Windrichtung schützt und der gegen einlaufenden Schwell geschlossen ist. Oder alternativ bei viel Wind eine Marina, die ausreichend geschützt ist und die nötige Tiefe für unser Boot hat.Als Segelboot geht es unter Wasser noch über 2 Meter weiter bei uns. Da man sich die Bedingungen nicht wünschen kann, setzt das alles viel Planung vorraus, mit Hilfe von Wetterapps, Küstenhandbüchern und Kartenmaterial. Die richtige Planung entscheidet über gut schlafen oder besorgt wach bleiben, motoren oder segeln, bleiben oder aufbrechen. Und so heisst es oft irgendwo warten, um den nächsten Streckenabschnitt gut meistern zu können. Auch mal einen Ort auslassen, weil der bei den Windbedingungen gerade nicht passend ist. Dennoch müssen wir immer wieder umplanen, manchmal sehr spontan, und uns eine neue Lösung suchen, eine neue Bucht, eine Marina… Das ist ein interessanter, lehrreicher und auch wirklich ganz neuer Grad an Fremdbestimmung. Durch das Wetter, unbestechlich, unverhandelbar, auch durch Charme nicht beizukommen. Und oft schlecht einschätzbar und wechselhaft in seinen Launen. Dabei ist wie oben beschrieben beim Segeln das Wetter essentiell. In einem Masse wie man es sonst nicht kennt. Zum Ankommen, für den Komfort, aber auch für die eigene Sicherheit und die des Bootes.
von Sarah 11. Juli 2021
S izilien verschwindet im Kielwasser… Auch wenn diese größte Insel des Mittelmeers wunderschön ist – für uns hatte sie zuletzt den Beigeschmack des Festhängens, der Zwangspause über diesen Corona-Winter. Deshalb fühlt es sich an wie ein Befreiungsschlag als wir Ende Mai endlich Richtung Sardinien starten können. Ein ganzer Tag, eine Nacht und nochmals ein halber Tag komplett auf See liegen vor uns. Die Strecke kennen wir jetzt schon, sind wir sie ja letztes Jahr hin und – ungeplant – auch wieder zurück gesegelt.
von Sarah 4. Juli 2021
Wir laufen Sciacca auf unserem Weg gen Westen an, da die sizilianische Südküste nicht unbedingt ein Ankerparadies ist, und wir nicht direkt zum Saisonstart an einem ungeschützten Strand den nächtlichen Schwell genießen wollen. Die Marina ist recht klein, aber hat gute Kritiken. Deshalb haben wir bereits aus Licata einen Platz dort telefonisch reserviert. Da wir auch tanken wollen und das Hafenbecken recht seicht wirkt, fragen wir per Whattsapp nochmal nach, ob es auch an der Tankstelle tief genug ist – Kein Problem, über 5 Meter ist die Antwort. Beim Einlaufen in den Hafen legen wir zuerst an der Tankstelle an- mein erster Anleger der Saison, die Anspannung ist also groß.
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